Urs Gehriger ist
überrascht, dass die meisten Teheraner seit Amtsantritt Achmadinedschads
angegurtet fahren. Für
Abolqasem Khoshrow, früher Presseberater von Ex-Präsident Chatami, wird dies bereits zum Beleg dafür, dass "die Zeit des
Martyriums vorbei ist" - niemand will einen sinnlosen Tod sterben. Ohnehin plädiert Gehriger dafür, genauer hinzuschauen: "Die kriegerische Sprache Achmadinedschads gegen den Westen ist selbst im eigenen Land vielen suspekt. Die meisten seiner Wähler sind weder Islamisten noch radikale Weltveränderer. Sie gehören mehrheitlich der
unteren Mittelschicht an. Sie fühlen sich von Achmadinedschad angezogen, der sich wie sie kleidet und wie sie spricht. Den korrupten Wirtschaftseliten sagt er den Kampf an. Den Armen verspricht er das
Blaue vom Himmel. Noch applaudieren sie ihm; das könnte sich ändern, wenn er nicht liefert, was er verspricht."
Beatrice Schlag und Walter De Gregorio
suchen nach Gründen, warum immerhin eine knappe Hälfte der
italienischen Wähler ein zweites Mal für Berlusconi stimmte. Einer davon, so die Autoren, ist in der tief im Alltag verwurzelten "l'arte di arrangiarsi, der Kunst, sich zu arrangieren" zu suchen: "Italiener sprechen das Wort '
Staat' mit derselben Miene aus, mit der wir '
Furunkel' sagen. Staat bedeutet Abzocker, Erschwerer, Verhinderer. Man muss schlauer sein als der Staat. Um zu verstehen, warum praktisch die Hälfte der Stimmbürger den Mann wiederwählte, der sie in eine wirtschaftliche Misere ritt, ist es hilfreich, die Gründe nicht in seiner Politik zu suchen. Silvio Berlusconis größter Trumpf in den Augen seiner Wähler ist der, der
Gerissenste von allen zu sein."
Der Fußballkolumnist des
Guardian, Simon Kuper,
erklärt Jose Mourinho vom FC Chelsea zum
schönsten Fußballtrainer der Welt: "Wenn der gegnerische Coach neben ihm am Spielfeldrand steht, für gewöhnlich ein Senior mit Hängebacken, sieht es meistens aus wie
Oliver Hardy gegen Errol Flynn." Eine Katastrophe sei er mit seiner Paranoia dennoch.