Rot an der AmpelIntervention 12.02.2021 Die populäre Philosophin Svenia Flaßpöhler hat bei "Markus Lanz" leichtfertig behauptet, unsere Gesellschaft würde in der Coronakrise in Zustände regredieren, die an Hobbes' "Leviathan" erinnern. Das ist Unsinn. Ich muss mich in Pandemiezeiten nicht vor dem Anderen als Menschen - mit diesen oder jenen Eigenschaften, Absichten oder Befugnissen - schützen, sondern vor seiner potenziellen Virenlast. Von Daniele Dell'Agli
Weit verbreitete FehldarstellungenIntervention 11.02.2021 Die Nicht-Intervention in Syrien hat inzwischen wesentlich mehr Tote gefordert als die Intervention im Irak, die heute weitgehend als ein einziges Desaster gilt. Unendlich viel lief dort falsch, gewiss. Doch dem Horror der Saddam-Herrschaft sind die heutigen Verhältnisse im Irak allemal vorzuziehen. Von Richard Herzinger
Die deutsche NachgiebigkeitIntervention 28.01.2021 Jahrelang hat sich Armin Laschet als eifriger Propagandist der Kreml-Propaganda betätigt. Seine Äußerungen hat der mögliche Kanzlerkandidat jüngst nur zögerlich ein wenig abgeschwächt. Sie sind Ausdruck der neutralistischen Tendenz in der deutschen Politik. Das Lippenbekenntnis zum transatlantischen Bündnis kann das Schielen auf ein Einverständnis mit den Autokratien nicht verbergen. Von Richard Herzinger
Krieg gegen die RealitätIntervention 19.01.2021 Am Ende seiner Präsidentschaft hinterlässt Donald Trump nicht nur innenpolitisch, sondern auch in der Außenpolitik eine Spur der Verwüstung. Die USA - und damit die westlichen Demokratien insgesamt - haben in der Amtszeit Trumps gegenüber ihren autoritären Herausforderern weiter dramatisch an Boden verloren. Von Richard Herzinger
Die FriedensmachtIntervention 24.12.2020 Vor die Entspannung, die zu Weihnachten verdient ist, aber auch mal der Name einer Politik war, ist eine Erkenntnis zu setzen: Die historische Lehre, dass Gutgläubigkeit und Nachgiebigkeit gegenüber Aggressoren die Gefahr eines Krieges nicht vermindert, sondern im Gegenteil erhöht, bleibt auch unter den heutigen Umständen unvermindert gültig. Von Richard Herzinger
Mörderische EnergieIntervention 10.12.2020 Vor 25 Jahren wurde mit dem Abkommen von Dayton der Krieg um Bosnien-Herzegowina beendet. Aber der Bosnien-Krieg ist als Trauma auf dem Balkan weiter präsent, woran sich vor allem eins zeigt: Je länger man entfesselte Gewalt gegen ganze Bevölkerungsgruppen zulässt und je mehr Konzessionen man den Tätern macht, umso schwieriger, aufwendiger und langwieriger wird es, ein Minimum an zivilisatorischer Sicherheit wiederherzustellen. Von Richard Herzinger
Lohn der AngstIntervention 02.12.2020 Über eine Milliarde Euro stellt die Bundesregierung für einen Maßnahmenkatalog gegen Rechtsextremismus und Rassismus zur Verfügung. Aber es drängt sich beim näheren Lesen des Katalogs der Verdacht auf, dass es gar nicht so sehr um Rechtsextremismus geht als um die Rückgewinnung der Deutungsmacht über gesellschaftliche Prozesse. Eine bestimmte Szenerie der Migrationsforschung und ein problematischer Begriff des Rassismus und Antirassismus werden dabei quasi zur Staatsdoktrin erhoben. Von Peter Mathews
Medien am Tropf?Intervention 23.11.2020 220 Millionen Euro will die Bundesregierung den Zeitungen geben. Eine einseitige Subventionierung, um die Zeitungen im Wahlkampf bei Laune zu halten, wäre ein Skandal, gegen den sich Online-Publisher wehren sollten. Was wir eigentlich brauchen, ist eine Selbstverständigung über die demokratische Öffentlichkeit in digitalen Zeiten. Von Thierry Chervel
Teufel, die sich als Engel verkleidenIntervention 13.11.2020 Die SZ hat Monika Maron vorgeworfen, viele ihrer Aussagen hätten "die Grenze zum völkischen Denken mühelos überschritten". Erstaunlich, wie eindeutig sich die KritikerInnen von SZ, FAZ und taz plötzlich gegen "rechts" positionieren. Neulich hat die SZ noch Peter Handke verteidigt, der sich ostentativ mit völkischen Kriegsverbrechern solidarisierte. Von Anja Seeliger
Ein neuer MultilateralismusIntervention 13.11.2020 Donald Trump hat auch in Europa antiliberalen Kräften massiven Auftrieb gegeben. Ohne eine funktionierende Demokratie in den USA haben auch die europäischen Demokratien kaum eine Überlebenschance. Joe Bidens Idee eines "Gipfels der Demokratien" ist zu begrüßen. Von Richard Herzinger
Potenziale realisierenIntervention 11.11.2020 Joe Biden und Kamala Harris haben sich in ihren ersten, weltweit beachteten Reden große Mühe gegeben, mit einer Stimme zu sprechen, und doch hat Biden eine "republikanische", Harris eine "demokratische" Rede gehalten. Dem einen ging's um "opportunities", der anderen um "possibilities". Keine Finesse, sondern Symptom eines gespaltenen Landes. Von Daniele Dell'Agli
Wie ist es denn in den Schulen in Deutschland?Intervention 21.10.2020 Nach dem Anschlag auf Samuel Paty: Die Bundes-GEW hat - nach Aufforderung - eine kleine Solidaritätserklärung auf ihrer Website veröffentlicht, aber kein eindrückliches Foto, das nur zu Demos gegen Rassismus. Auch die sich so systemrelevant fühlende Kulturszene schweigt bis jetzt. Wie ist es denn in den Schulen in Deutschland, was darf da denn gezeigt und diskutiert werden? Wir brauchen mehr Achtung für die stillen Heldinnen der Demokratie, wenn wir die Enthauptung eines engagierten Demokratie-Erziehers wie Samuel Paty nicht vergessen wollen, wenn wir Europäerinnen sein wollen. Von Eva Quistorp
Glückwunsch, lieber WaldemarIntervention 19.10.2020 Du bist Bauer. Also hast Du Anteil am diesjährigen Friedensnobelpreis, den die Medien so schnell vergessen haben. Auf welchen Feldern wird das Getreide angebaut, dessen Mehl in Säcken vom Welternährungsprogramm der UN in Flüchtlingslager und in die Dörfer transportiert werden? Sind es Produkte riesiger Agrarunternehmer? Oder Produkte europäischer Bauern, die billig in den Markt gedrückt werden? Bio oder konventionell: Oder ist das hier nicht ganz egal? Einige Fragen wären zu diesem interessanten Nobelpreis zu stellen. Brief an meinen Bruder Von Uta Ruge
Eine existenzielle KriseIntervention 15.10.2020 In einer Zeit, in der vieles wahr zu werden pflegt, was gerade noch für unmöglich gehalten wurde, tut man gut daran, auch den schlimmsten Fall nicht auszuschließen. Die Erfolgsgeschichte der USA seit dem Ende des Bürgerkrieges hat vielfach vergessen lassen, wie fragil die Konstruktion und die Balance der amerikanischen Gesellschaft stets gewesen ist. Bei den amerikanischen Wahlen steht nicht nur das Überleben der Demokratie in den Vereinigten Staaten in Frage, sondern auch ihre Integrität. Von Richard Herzinger
Ende eines adäquaten SendeplatzesIntervention 07.10.2020 Radio SRF will die Sendung "52 Beste Bücher" abschaffen. AutorInnen erhielten hier Gelegenheit, ausführlich über ihre neuen Bücher zu sprechen, das Format ist einmalig. "Wir können und wollen nicht glauben, dass Radio SRF besser aus der Krise kommt, indem es auf eine Sendung wie '52 Beste Bücher'verzichtet, schreiben Alain Claude Sulzer eine Reihe AutorInnen. Der offene Brief ist inzwischen von zahlreichen prominenten AutorInnen unterzeichnet. Aktualisiert: Eine Unterschriftensammlung ist eröffnet. Von Alain Claude Sulzer