Efeu - Die Kulturrundschau

Als Mensch ist man echt nicht unverwundbar

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26.04.2024. Die Volksbühne verabschiedet sich mit einer Trauerparty von ihrem Intendanten René Pollesch, Tagesspiegel und Berliner Zeitung sind froh und wehmütig zugleich. Alle wichtigen Schriftsteller leben im Exil, sorgt sich die NZZ um die Zukunft der russischen Literatur. Die Kritiker freuen sich über die intime Kenntnis der deutschen Schlagerszene, die die Pet Shop Boys auf ihrem neuen Album zeigen. Artechock und Blickpunkt Film machen sich Gedanken zum Antisemitismus auf Filmfestivals. Wolfgang Tillmans macht sich im Interview mit dem Tagesspiegel für die differenzierende Mitte in der Kulturpolitik stark.
9punkt - Die Debattenrundschau vom 26.04.2024 finden Sie hier

Bühne

Zwei Monate nach dem plötzlichen Tod von René Pollesch (unser Resümee) haben sich seine Wegbegleiter von ihm verabschiedet. Rüdiger Schaper erlebte im Tagesspiegel "eine Trauerfeier, vielleicht doch eher eine Trauerparty. Surreales, komisches, ergreifendes Spektakel: Das konnten sie an der Volksbühne schon immer. Und hier war es wie eine Energieausschüttung. Die kommenden Monate, Jahre werden schwer. Ein Nachfolger, eine Nachfolgerin ist nicht in Sicht." Florentina Holzingers Rückblick war für Schaper einer der Höhepunkte: "Wie er immer für sie da war, für ihre verrückten Performances. Warum sie ihn für Jesus hält." Auch Ulrich Seidler ist in der Berliner Zeitung wehmütig und froh zugleich über den würdigen Abschied: "Viel ist von Zeitanhalten, von Alleingelassensein und von Berappeln die Rede und mindestens einen Alarmruf gibt es in Richtung Kultursenator Joe Chialo, der jetzt hier bloß nichts kaputt machen soll, weil es sich an diesem Abend doch noch so heil und zusammen und gegenwärtig anfühlt, und auch ein bisschen zu klein und zu eng für die Ewigkeit und die Leere, in die Pollesch vorausgegangen ist."

"My Little Antarctica." Foto: Julie Cherki.



Nachtkritikerin
Esther Slevogt sieht mit "My Little Antarctica" eines der Highlights des diesjährigen FIND-Festivals an der Schaubühne: "Vom intellektuellen Kältetod Russlands" erzählt das Stück des KnAM-Theaters, das bei seiner Gründung 1985 das erste freie Theater der Sowjetunion war, aber seit dem Angriffskrieg auf die Ukraine im Exil ist: "Im Zentrum des Stücks stehen (per Video eingespielte) Interviews mit Bewohnern der Stadt Komsomolsk am Amur, die - geprägt von der sie umgebenden Taiga und sechsmonatigen Wintern mit Temperaturen um minus 40 Grad - am östlichen Ende Russlands gelegen ist. Hier war auch der Sitz des KnAM Theaters. Die Stadt entstand als Teil des Gulag-Systems mit seinen Straflagern, weshalb das Gros seiner Bewohner entweder von Wachpersonal oder einstigen Inhaftierten abstammt. Trotzdem wollen viele diese Geschichte nicht wahrhaben und beharren bis heute darauf, die Stadt sei in den 1930er Jahren von einer Gruppe idealistischer Jungkomsomolzen gegründet worden: Ein Junge etwa zweifelt die Echtheit der Dokumente an, auf die sich der Interviewer bei seinen Fragen über die stalinistische Terrorgeschichte des Orts bezieht. Eine alte Frau gibt offen zu, alles gewusst, ihre Familie aber gezielt belogen zu haben." Slevogt resümiert: "Diese Unfähigkeit, weder Schmerz noch Glück empfinden zu können, und sich damit auch gegen jede Veränderung zu immunisieren, wird als eine Art Grundsymptom aus dem Erbe des Stalinismus beschrieben." Auch Katja Kollmann zeigt sich in der taz überzeugt.

An der Staatsoper München laufen die Verträge von Intendant Serge Dorny und Dirigent Wladimir Jurowski aus (unser Resümee), die Gerüchteküche brodelt, wer wohl die Nachfolge übernehmen wird, die Namen Viktor Schoner und Joana Mallwitz tauchen immer wieder auf. Axel Brüggemann fasst für Backstageclassical den Stand der Debatte zusammen und konstatiert vor allem ein Versagen der bayrischen Kulturpolitik unter Minister Blume: "Hätte der Minister einen Wandel an der Staatsoper gewollt (was man durchaus argumentieren könnte), hätte er längst andere Kandidaten anfragen müssen, vielleicht sogar Leute wie Schoner - aber das hat Blume verpasst. Nun drängt die Zeit, und der Politiker wird von den Kandidaten, die öffentlich ins Gespräch gebracht werden, bloßgestellt. Wenn in diesen Tagen sowohl Mallwitz als auch Schoner erklären, dass es keine Gespräche mit Blume gegeben habe, fragt man sich: 'Warum denn nicht?'" Im Backstageclassical-Podcast äußert sich auch Regisseur Barrie Kosky zu dem Thema.

Weiteres: Die FR interviewt die Schauspielerin Valery Tscheplanowa zu Russland und ihrem Verhältnis zu Theater und Film. Besprochen werden: Wagners "Die Meistersänger von Nürnberg" am Teatro Real in Madrid (Welt) und "Zentralfriedhof" in der Inszenierung von Herbert Fritsch am Wiener Burgtheater (NZZ).
Archiv: Bühne

Film

Mit äußerster Skepsis blickt Lars Henrik Gass, Leiter der zuletzt wegen Gass' Israel-Solidarität angegifteten und mit immensen Boykott-Kampagnen angegriffenen Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen, im Kommentar fürs Branchenmagazin Blickpunkt:Film darauf, wie andere Filmfestivals mit einem "Code of Ethics" an die Öffentlichkeit gehen. Was vordergründig nach Meinungsfreiheit und Menschenliebe klingt, entpuppt sich aber vor allem als Versuch, israelbezogenen Antisemitismus eine Bühne zu erkämpfen. "Unter dem Zwang zur Vereindeutigung, unter Konformitätsdruck tritt der ehemals universalistische Anspruch von Filmfestivals, der vor dem Hintergrund der Erfahrungen von Faschismus und Nationalsozialismus und zwei Weltkriegen entstanden war, gegenüber einem naiven Verständnis von Engagement zurück. Spaltungsprozesse gehen heute von der Kultur aus, die sie einmal verhindern sollte. Das aber ist nicht im Sinne einer Kulturförderung im öffentlichen Interesse. Beim Stand der Dinge werden Richtlinien, die Rahmenbedingungen der Kulturförderung klar benennen und auch durchsetzen, mit jedem Tag dringlicher. Dazu gehört eine neue Aufmerksamkeit für Antisemitismus in all seinen Formen."

Im Artechock-Kommentar kann Rüdiger Suchsland dem nur beipflichten und blickt gespannt auf ein Symposium (mit ihm als aktiver Teilnehmer) unter dem Motto "Sehnsucht nach Widerspruchsfreiheit", das nächste Woche die Kurzfilmtage eröffnen wird. "In Oberhausen wird es um Selbstverständigung der freien und (links-)liberalen Kultur gegen die Blockflötenkonzerte der kulturwissenschaftlich aufgeblasenen neuen Maoisten aus der Kuratorenszene und rotlackierten Faschisten aus Neukölln gehen. Es geht um kulturelle Hegemonie und es geht um die Rettung der kritischen Öffentlchkeit gegenüber der Herrschaft einzelner Filterblasen. Den Weltoffenheitserklärungen mit denen an deutschen Kulturinstitutionen die Weltbilder geschlossen werden sollen, muss mit wirklicher Offenheit, mit Lust am Widerspruch und Streit entgegengetreten werden." Im Artechock-Podcast sprechen Rüdiger Suchsland und Lars Henrik Gass eine Stunde zum Thema.

Weitere Artikel: Im Filmdienst führt Esther Buss durch die Filmwelten des argentinischen Auteurs Lisandro Alonso, dessen neuer (bei Artechchock und bei uns) besprochener Film "Eureka" (unsere Kritik) eben angelaufen ist, Dunja Bialas berichtet auf Artechock vom Festival "Visions du Réel" im Schweizer Nyon. In UK gibt es immer mehr Filmclubs, die sich aufs Zeigen von historischen 35mm-Kopien spezialisiert haben, berichtet Steph Green im Guardian.

Besprochen werden Luca Guadagninos Tennis-Erotikfilm "Challengers" (Standard, Artechock, NZZ, mehr dazu hier), Mathieu Amalrics Kinodoku "Zorn" über den Jazz-Musiker John Zorn (Standard), Matthias Glasners "Sterben" (Artechock, FAZ, mehr dazu hier), Kobi Libiis Sozialsatire "The American Society of Magical Negroes" (Tsp), Cord Jeffersons auf Amazon gezeigte Satire "American Fiction" auf den US-Literaturbetrieb (SZ) und die Netflix-Serie "Dead Boy Detectives" nach Comics aus dem "Sandman"-Universum von Neil Gaiman (FAZ).
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Musik

Heute erscheint "Nonetheless", das neue Album der Pet Shop Boys - und die Musikkritiker sind schier aus dem Häuschen, dass mit "The Schlager Hit Parade" (in dem auch noch von "Burenwurst" und "Sauerkraut" die Rede ist) ein sehr deutsches Phänomen der Popkultur aufgerufen wird. "Das Lied ist nicht ihr bestes", räumt Karl Fluch im Standard zwar ein, "aber selbst in diesem exzentrischen Kleinod stellen sie ihr Gefühl für Melodien unter Beweis, gepaart mit einer Hymnenhaftigkeit, die stets eine Schicht Pathos aufträgt. Gerade so viel, dass es dem Publikum einfährt, aber nicht zu kitschig wird. Dazu verwenden sie in allen zehn Songs ein Orchester, das eine verhaltene Opulenz garantiert."

Im von David Steinitz geführten SZ-Gespräch mit der Band erfahren wir denn auch, dass es sich bei der englischen Band um intime Kenner deutscher Tristesse handelt: "Diese Schlager-Shows im Fernsehen haben wir uns wirklich oft angeschaut", verrät Sänger Neil Tennant. "Wenn etwas als unmodisch oder uncool gilt, dann interessiert es uns. ... Wir kennen auch Die Flippers und die meisten anderen deutschen Schlagerbands. Das ist doch interessant, wenn so eine Art von Musik über so viele Jahre zu einem solchen Phänomen wird. Dann will man mal reinhören." Auf Zeit Online schwärmt Jochen Overbeck vom Track "New London Boy", der von Tennants Erfahrungen als Frischling im schwulen London der Siebziger handelt: "So formvollendet wie in diesem Song bespielte Tennant lange nicht mehr den Transitraum zwischen großer Welt und eigener Geschichte. Wobei beides verwischt, ganz so als versuche er seine Träume mit Wasserfarben nachzumalen." Die FAS hat Lukas Heinsers Besprechung online nachgereicht. Beide erwähnten Songs gibt es noch nicht auf Youtube, aber dafür dieses Musikvideo:



Die Musikbranche hat allen "Grund zur nackten Panik", schreibt Ane Hebeisen im Tages-Anzeiger, nachdem er sich eingehend mit der musikgenerierenden KI-Software "Suno" befasst hat, die in ihrer aktuellen Version "alles infrage stellt, was wir bisher über das Schaffen von Musik wussten". Selbst relativ komplizierte Promptings führen zu durchaus brauchbaren Ergebnissen, staunt der Musikredakteur: Bossanova mit Tiefgang, selbst ein ausgespucktes "Country-Liedchen klingt lockerer und netter als alles, was sich Beyoncé auf ihrem Hit-Album hat zusammenproduzieren lassen. ... In der Musikszene fühlten sich ja bisher jene vor der KI in Sicherheit, die glaubten, sie täten etwas ganz Besonderes. Die Meinung war, dass primär jene bedroht sind, die dem phrasenhaften Pop frönen. Alles Unsinn. Wir geben ein: 'Krautrock mit afrikanischer Perkussion in Wolof'. Und ja. Suno kann auch das. Keine Ahnung, wie gut sein Wolof ist, aber es streut sogar ein Ohrwurm-Thema auf einem Instrument ein, das wie eine Kalimba klingt."

Außerdem: Juliane Streich spricht für die taz mit Michał Tomaszewski über dessen Blaskapelle Banda Comunale, die mit Konzerten der rechten Hegemonie in der sächsischen Provinz entgegen treten will. Katrin Nussmayer lobt in der Presse die "durchaus erlesene Sprache", die Taylor Swift auf ihrem aktuellen Album (mehr dazu hier) an den Tag legt. Jakob Biazza erzählt in der SZ von seiner Begegnung mit dem Sänger Emilio Sakraya.

Besprochen werden ein Bob-Dylan-Abend von Cat Power in Frankfurt (FR), Marry Watersons und Adrian Crowleys gemeinsames Folk-Album "Cuckoo Storm" (FR) und Peter Gülkes Sachbuch "Von geschriebenen Noten zu klingenden Tönen" (FAZ).
Archiv: Musik

Kunst

Kai Müller und Nicola Kuhn führen für den Tagesspiegel ein großes Interview mit Wolfgang Tillmans, in dem sich der Fotograf unter anderem an ein Erlebnis zu Beginn seiner Karriere erinnert: "Die London Review of Books hatte zwei meiner Bilder gebracht, von einem Mann und einer Frau, die mit großen Augen in die Kamera blickten, was suggerieren sollte, dass sie Ecstasy genommen hätten. Seither gebe ich grundsätzlich kein Bild zur Illustration anderer Themen frei. Insofern schütze ich die Menschen, wie sich das Werk auch selbst schützt." Doch nicht nur die Kunst an sich ist Thema, auch der Nahostkonflikt und die Reaktionen darauf in der Kulturszene kommen zur Sprache: "Teil des Problems ist, dass alle autoritären Denkweisen, sei es von links oder rechts, dir sagen, wie es ist, und in ihren Worten kein bisschen Bewusstsein mitschwingt, dass sich alles eigentlich viel komplizierter darstellt. Zu verlangen, sich auf eine Seite zu stellen, erzeugt einen Shitstorm von der anderen Seite. Deshalb bin ich für die Stärkung der Mitte, für Differenzierung. Ich lasse mir die Errungenschaften der Demokratie nicht kaputtmachen."

Zwanzig Jahre gibt es das Berliner Gallery Weekend nun schon, seit November ist die Kunsthistorikerin Antonia Ruder Leiterin, die der Berliner Zeitung heute ein Interview gibt. Verändern will sie erstmal gar nicht viel, sondern die Besonderheiten des Standorts Berlin weiter herausstellen und fördern: "Der Markt selbst mag in anderen Metropolen größer sein, aber die Qualität der Kunst, der gezeigten Künstler:innen und Ausstellungen, die sind auf dem Top-Level von anderen Metropolen wie New York oder London. Trotz auch hier steigender Mieten bleibt Berlin ein spannender Produktionsstandort. Es leben unglaublich viele Künstler:innen hier, von denen man manchmal gar nicht weiß, bis man ihnen begegnet. Das ist extrem wichtig für die Stadt, auch weil dadurch Produktion und Distribution ganz nah beieinander liegen. Ich kann nur hoffen, dass es genauso bleibt." Die Berliner Zeitung gibt zudem Empfehlungen, welche Ausstellungen unbedingt anzuschauen sind. Der Tagesspiegel gibt ebenfalls Tipps.

Weiteres: Der Medienkünstler Cory Arcangel hat den Laptop und damit einen großen Teil des Lebenswerks von Michel Majerus wieder zum Laufen gebracht, berichtet der Tagesspiegel.

Besprochen wird die Ausstellung "Modigliani. Moderne Blicke" im Museum Barberini Potsdam (Tagesspiegel).
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Literatur

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Manès Sperbers monumentaler Roman "Wie eine Träne im Ozean" wird endlich wieder veröffentlicht - und damit eines der wichtigsten und bis heute aktuellen Monumente antitotalitärer Literatur. Der Perlentaucher bringt vorab Rudolf Islers Nachwort: "Die desillusionierenden Erfahrungen als kommunistischer Funktionär und als Parteimitglied ermöglichten es Sperber mit den Kenntnissen des Insiders die Geschichten von Parteidisziplin und Verrat, von Fehleinschätzungen und Machtkämpfen, von verordneten Menschenopfern und verfehltem Kampf gegen den Nationalsozialismus so zu erzählen, dass man selbst in die Realität der Zeit eintaucht und fast glaubt, im Untergrund der konspirativ agierenden KP Deutschlands dabei zu sein. Auch hier fließen Biografie, Geschichte und Fiktion ineinander."

"Während die Diskussionsgäste im russischen Staatsfernsehen regelmässig in Schnappatmung verfallen, wenn sie sich über das Canceln russischer Künstler im Westen echauffieren, verschwinden die besten Gegenwartsautoren aus den russischen Buchläden und Bibliotheken", hält Ulrich M. Schmid in der NZZ fest angesichts dessen, dass Vladimir Sorokins neuester Roman nach Druck einer konservativ-nationalistischen "Experten"kommission und des russischen Innenministeriums aus dem Verlagsprogramm genommen werden musste (unser Resümee). "Die russischen Polittechnologen sind mittlerweile zu Virtuosen der Gewalt geworden, die das Crescendo der Aggression meisterhaft beherrschen. So wurden prominente Schriftsteller nach ihrer Kritik an der Krim-Annexion auf grossen Plakaten im Stadtzentrum Moskaus als 'Verräter' gebrandmarkt. ... Noch vor dem russischen Überfall auf die Ukraine gab es auch physische Angriffe. Ljudmila Ulitzkaja wurde mit grüner Farbe übergossen, Dmitri Bykow wurde Opfer eines Giftanschlags. Kein Autor von Rang und Namen lebt heute noch in Russland. Die Folgen für die russische Literatur sind verheerend."

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Christiane Lutz erzählt in der SZ von ihrem Treffen mit Barbi Marković, die für ihren Roman "Minihorror" vor kurzem mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet wurde (unser Resümee). Der Episodenroman will die Angst nicht bändigen, erfährt sie von der Schriftstellerin. "Angst ist ein Muskel, den man trainieren muss." Am ehesten "'ist 'Minihorror' Angst-Entstigmatisierungs-Literatur, ein Plädoyer für die Angst, nicht als Krankheit, sondern als wesentlicher Bestandteil der menschlichen Psyche. 'Man geht fälschlich davon aus, dass ein Leben ohne Angst möglich ist. Oder dass der normale Zustand ein Zustand ohne Angst ist. Ich finde nicht. Ich will die Angst nicht verschwinden lassen, ich will sie nicht umarmen, ich will sie nur anschauen', sagt Marković. ... 'Wir kämpfen viel zu sehr gegen die Angst, statt zu akzeptieren, dass wir dauernd bedroht sind. Als Mensch ist man echt nicht unverwundbar.'"

Weitere Artikel: Tilman Spreckelsen berichtet in der FAZ von den Plänen der Frankfurter Buchmesse, dem auf ein junges Lesepublikum abzielendes, aber ökonomisch ziemlich starkes "New Adult"-Marktsegment ein größeres Podium zu bieten. Judith von Sternburg berichtet in der FR von Streit hinter den Kulissen beim Online-Kulturmagazin Faust. 2024 ist das Jahr der Comicausstellungen, freut sich Lars von Törne im Tagesspiegel. Besprochen werden unter anderem Ingo Schulzes "Zu Gast im Westen: Aufzeichnungen aus dem Ruhrgebiet" (Freitag), Jean-Philippe Toussaints "Das Schachbrett" (Freitag) und Stephan Roiss' "Lauter" (FR). Mehr ab 14 Uhr in unserer aktuellen Bücherschau.
Archiv: Literatur