Die Buchmacher

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Ein Blick in die Branchenblätter der Buch- und Verlagswelt. Jeden Montag ab 12 Uhr.
25.12.2006. Warum der Handel mit gebrauchten Büchern die Preisbindung lächerlich macht. Weshalb Felicitas Hoppe nicht ihren Lesern begegnen will. Und wieso der Buchhandel 2006 schlechter als 2005 abgeschlossen hat.

Börsenblatt

Der Handel mit gebrauchten Büchern treibt so seltsame Blüten, dass "die geheiligte Preisbindung mal wieder der Lächerlichkeit ausgesetzt ist". Zu diesem Fazit kommt Rainer Moritz in seinem Gast-Kommentar. Wenige Wochen nach Erscheinen von Büchern wie Orhan Pamuks "Istanbul" würden die Bücher bei amazon.de oder zvab.com weit unter dem vorgeschriebenen Preis verkauft. Bei seinen Recherchen hat Moritz vor ein paar Jahren eine FAZ-Rezensentin aufgespürt, die "lästig gewordene Besprechungsexemplare schnurstracks auf den Ebay-Marktplatz trug." In ihrem Artikel zum Thema Gebrauchtbuch berichtet Sabine Schwietert, dass die Preisbindungstreuhänder derzeit 40 Abmahnverfahren gegen Amazon-Marketplace-Anbieter führten, gegen 30 Händler seien Klageschriften in Vorbereitung.

In einem schönen Essay begründet Felicitas Hoppe, warum sie sich beim Schreiben eines literarischen Textes nicht dafür interessiert, für wen sie ihn schreibt. Man schreibe, lautet ihr Fazit, um die Begegnungen mit dem Leser zu vermeiden. "Denn das Buch, eine der großartigsten menschlichen Erfindungen, ist ja nichts anderes als die Möglichkeit, mithilfe von größtmöglicher Distanz eine größtmögliche Nähe herzustellen."

In seinem Kurzkommentar greift Michael Roesler-Graichen die Gerüchte auf, dass sich Bertelsmann wieder im Wissenschafts- und Schulbuchsegment engagieren will - angeblich komme sogar ein Einstige beim kanadischen Informationsdienstleister Thomson, der sich gerade vom deutschen Markt zurückgezogen hat. "Wäre nicht ein Rückkauf der runderneuerten Fachverlagsgruppe Springer Science + Business Media viel intelligenter", fragt der Börsenblatt-Redakteur. Dies wäre wiederum eine Rolle rückwärts, denn erst im April 2003 verkauften die Gütersloher BertelsmannSpringer an die britischen Finanzinvestoren Cinven und Candover.

Weitere Themen: Der Börsenverein will einen neuen Kriterienkatalog für Gutscheinaktionen erarbeiten. Stein des Anstoßes ist u.a. eine Amazon-Kreditkarte, die mit 20 Euro Startbudget lockt. Im Interview mit Holger Heimann zieht der scheidende Ullstein-Verleger Viktor Niemann eine Bilanz seiner Leistungen.
Archiv: Börsenblatt

buchreport.express

Erst Anfang Januar löst der buchreport das Rätsel auf, wie der Buchhandel denn nun im Weihnachtsgeschäft und im gesamten Jahr 2006 abgeschlossen hat. Letzte Wasserstandsmeldung: In der dritten Adventswoche reichte es für ein Plus von 1,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (hier der Artikel). Trotz des einigermaßen guten Ergebnis ist sich buchreport sicher: Die 1,9 Prozent für das gesamte Jahr 2005 sind in diesem Jahr nicht mehr erreichbar. "Spielverderber" seien im Finale des Weihnachtsgeschäfts einmal mehr die Hardcover-Romane gewesen, die ein Minus von 6,8 Prozent verbucht haben. Sorgenfalten zeichneten sich auf der Stirn der Buchhändler wegen der gesunkenen Durchschnittspreise ab. Konsequenz: Die Absätze seien in der dritten Adventswoche um 3,7 Prozent gestiegen, die Umsätze jedoch - wie geschrieben - nur um 1,8 Prozent.

Der Buchimporteur Petersen will in Deutschland das Angebot englischsprachiger Hardcover ausbauen. So schickt Petersen zusammen mit dem Verlag Hodder & Stoughton Bestseller-Autorin Elizabeth George im Januar auf eine Lesereise durch Deutschland und Österreich. Pikantes Detail: Der deutsche George-Verlag Blanvalet hat erst durch Anfragen aus dem Buchhandel von der Tournee erfahren.

Ab Januar wechselt der Kooperationspartner für die buchreport-Taschenbuchbestsellerliste: An die Stelle von Gong tritt Spiegel Online - das Logo des Spiegel-Internetablegers wird künftig über der Bestsellerliste abgedruckt. "Spiegel-Online-Chef Mathias Müller von Blumencron begründet de Kooperation wiefolgt: "Mit einem Marktanteil von 25 Prozent haben Taschenbücher weiterhin ein erhebliches Wachstumspotenzial, dem wir mit der Bestsellerliste und der damit verbundenen Berichterstattung entsprechen werden."

Weitere Themen: Ein neues Urteil im Honorarstreit besorgt die Verleger: Das Oberlandesgericht München hat einem Übersetzer 50 Prozent der Nettoerlöse der Nebenrechtseinnahmen zugestanden. Ergo rät der Börsenvereins-Justiziar Christian Sprang den Verlegern: So wenige Übersetzungen im kommenden Jahr wie möglich. Die Mayersche Buchhandlung plant ihre 30. Filiale (hier der Artikel). In Großbritannien haben sich die Kettenbuchhandlungen kurz vor dem Weihnachtsfest Rabattschlachten geliefert: Bei Waterstone's und WH Smith wurden gebundenen Bücher zu Taschenbuchpreisen verkauft. Im Kommentar durchleuchtet Rainer Uebelhöde unter der Überschrift "Kameraden in der Kälte" den Trend zur Kooperation im Buchhandel. Außerdem lässt buchreport das Branchenjahr 2006 auf sieben Seiten Revue passieren. Und hier die Bestsellerlisten.