≡
Außer Atem: Das Berlinale Blog
Stichwort: Berlinale 2020 - 35 Artikel - Seite 1 von 3
Außer Atem: Das Berlinale Blog 28.02.2020
Ausführlich, fast schon mit pädagogischer Geduld, und auch wohl an sein internationales Publikum gewandt, zeigt Mohammad Rasoulof in der ersten Episode seines Films, dass man in Teheran ein ganz gewöhnliches und keineswegs unkomfortables Leben leben kann. Der Supermarkt ist gut gefüllt, das Ministerium teilt einem eine ordentliche Portion Reis zu, man kann der kleinen Tochter den Wunsch erfüllen, abends eine Pizza essen zu gehen (sie muss natürlich vorher ihre Hausaufgaben machen). Aber auf dem Amt, auf dem Heshmat arbeitet, beginnt der Arbeitstag früh, der Wecker klingelt um drei. Von
Thierry Chervel
Außer Atem: Das Berlinale Blog 27.02.2020 Am Ende, in der vorletzten Einstellung, liegt der ältere Mann (Lee Kang-Sheng) im Bett, Großaufnahme des Gesichts, auf der Seite. Ein paar Minuten bleibt diese Einstellungen stehen, wie so gut wie alle Einstellungen stehen bleiben, nicht strikt, aber vorwiegend starr, nichts tut sich im Bild, denkt man, bis man zu merken beginnt, wie sich in den Augen Lichtpünktchen spiegeln, rötlich, etwas, aufblinkend, verschwindend, aufblinkend, man weiß nicht genau, was sich da spiegelt, denn in der nächsten Einstellung, es ist dann die letzte, ist man an einem anderen Ort, in der Stadt, da sitzt der jüngere Mann auf einer Bank und wartet, denkt man, auf den Bus, nur dass er aufstehen wird, bevor ein Bus oder sonst etwas kommt. Er hat nur eine Weile an der Spieluhr gedreht. Von
Ekkehard Knörer
Außer Atem: Das Berlinale Blog 26.02.2020
Die Vorspänne der Filme werden immer länger. Bis die Geldgeber aus aller Welt genannt sind, vergeht in Sally Potters Film eine beträchtliche Zeit, in der das Telefon so unablässig klingelt wie die Türklingel. Doch während die Zuschauer schon Nerven zeigen, liegt Leo wie gelähmt in seinem Bett, in einer schäbigen Wohnung in Brooklyn direkt an der Hochbahn, und starrt an die Decke. Javier Bardem spielt diesen Leo, der in seiner Welt versunken ist, dement und depressiv. Erinnerungen blitzen auf, an die geliebte Dolores (Selma Hayek). Auf Spanisch sagt er zu ihr, dass er nicht mitkomme, zu dieser Feier des Schmerzes, zu diesem Zirkus, reiner Aberglauben sei das. Von
Thekla Dannenberg
Außer Atem: Das Berlinale Blog 26.02.2020
Lautes Keuchen, dann läuft der Vorspann, in schwarz und rot, dazwischen ein Kampf im Wasser, die Farben ändern sich nicht, die Szene steht auf dem Kopf. Mehr braucht es nicht, diesen kleinen Trick - die Köpfe unten, das Wasser oben - und man hat ein Bild vom Ertrinken, das man so schnell nicht mehr von seiner Festplatte löschen kann. Ida geht unter, Francis kriecht an Land, "triefend von den Sünden einer vergangenen Zeit", wie uns eine kindliche Frauenstimme aus dem Off mitteilt. Von
Anja Seeliger
Außer Atem: Das Berlinale Blog 26.02.2020 Werkgruppe Hahn: Da bleibt keine*r verschont, die Mona Lisa nicht, auch Maurizio Cattelans kniender Hitler nicht, alle blicken sie nun mit Hahnenkopf in die Welt, wie Suzy von Zehlendorf (rechts im Bild) sie sieht, die vom Jesuskind und seiner Mutter von der Henne und ihrem Küken spricht. Werkgruppe Hass: Auf das Berliner Bode-Museum fokussiert, das die Künstlerin von ganzem Herzen verabscheut, das Gebäude und alles darin, traurig, nur traurig, das Ganze. Aus dem Bode-Katalog ist der Bode-Titel geschnitten, die Bode-Skulpturen sind mit Tüchern und Stoffen verhängt, sie kann gar nicht mit ansehen, was sie da baut. Von
Ekkehard Knörer