Magazinrundschau - Archiv

Slate.fr

64 Presseschau-Absätze - Seite 6 von 7

Magazinrundschau vom 12.02.2013 - Slate.fr

Eric Le Boucher feiert das Büchlein "Petite Poucette" des greisen Philosophen Michel Serres als lange erwartete Antwort auf den "Empört euch!"-Aufruf des anderen großen Greises Stéphane Hessel: "Dieser Held der extremen Linken hat uns mit seinem deprimierenden Traum von der guten alten Zeit nur in die gloriosen dreißig Nachkriegsjahre zurückgeworfen. Der energische Académicien Serres dagegen, künftiger Held der Internauten, bringt uns in die Gegenwart zurück." Le Boucher begrüßt den Fortschritt: "Die Erfindung der Schrift hat uns erlaubt, nicht mehr die ganze orale Tradition auswendig lernen zu müssen. Der Buchdruck gab uns Montaigne und einen Kopf, der gut funktionierte, statt einfach nur voll zu sein. Heute legt uns das Internet das Wissen der Welt zu Füßen. Und Serres bilanziert: 'War es das Ziel von Bildung, Wissen weiterzugeben? Okay, Aufgabe erfüllt!'"

Magazinrundschau vom 29.01.2013 - Slate.fr

Die Werte der letzten Stimmungsumfragen in Frankreich waren so grauenhaft, dass sie auch im Perlentaucher aufgegriffen werden müssen. Frankreich bläst Trübsal, schreibt Eric Dupin, basierend auf Umfragen von Cevipof und Ipsos: "Erstere offenbart eine beunruhigende Hitliste: Wenn sie aufgefordert werden, ihren Geisteszustand anzugeben, wählen unsere Landleute zuallererst die Optionen 'Misstrauen' (32 Prozent), 'Missmut' (31 Prozent) und 'Niedergeschlagenheit' (29 Prozent)! Die von der Krise ausgelösten Ängste führen zu einem tödlichen Argwohn. 'Man kann nie misstrauisch genug sein, wenn man es mit Fremden zu tun hat', meinen 73 Prozent der Franzosen. Auch die Einwanderung wird als immer unerträglicher empfunden: 'Es gibt zuviele Ausländer in Frankreich', kreuzen 70 Prozent der von Ipsos Befragten an."

Zum Trost bietet Slate Joel Robuchons Rezept für sein berühmtes Kartoffelpüree: Man nehme 250 Gramm eiskalte Butter auf 1 Kilo Kartoffeln und rühre sie sehr geduldig ein.
Stichwörter: Einwanderung, Kartoffeln

Magazinrundschau vom 11.12.2012 - Slate.fr

Benjamin Billot breitet in Slate.fr, ohne dass ihm besonders bang zu werden scheint, die Big-Brother-Visionen des kommenden "Internets der Dinge" aus. Da kommunizieren Kühlschränke mit dem Supermarkt, der genau weiß, wann er das präferierte Vanillejogurt bereit stellen soll. Und dann "das Beispiel der kleinen Sender, die man in unseren Autos anbringen wird. Die über unsere Fahrweise aufgezeichneten Daten werden an unsere Versicherung gesandt. Diese kann ihre Tarife an unsere Fahrwiese anpassen. Das Ende des 'One size fits all'. Wer vorsichtig fährt, wird weniger zahlen als die anderen."

Ebenfalls auf slate.fr schreibt Nicolas de Rabaudy mit vielen Hintergrundinformationen über die anhaltende Hausse bei Weinauktionen: 12 Flaschen Echezeaux 1995 von Henri Jayer zu 85.000 Euro.

Magazinrundschau vom 30.10.2012 - Slate.fr

Die deutsche Debatte um ein Leistungsschutzrecht hat die französischen Politiker inspiriert, ihrer Lieblingstätigkeit nachzugehen: neue Steuern zu erfinden. Google und verwandte Dienste soll jetzt eine Linksteuer für die Presse abführen. Johan Hufnagel erinnert in Slate.fr daran, dass die Zeitungen in Frankreich heute nur noch ein Hobby von sehr reichen Leuten sind und auch schon Staatsknete bekommen: "Die Presse befindet sich in der Krise und einige der Milliardäre, die die wichtigsten Titel besitzen, werden alles tun, um nicht in ihre Rettung investieren zu müssen. Also muss man andere Lösungen finden um zu überleben - um so mehr, als die Leser die Kioske meiden und die 500 Millionen Euro Subventionen, die die Presse laut dem Syndicat de la presse indépendante d'information en ligne (Spiil) ohnehin schon erhält, besseren Zwecken zugeführt werden müssten als die Kassen von Zeitungen zu füllen, die sich nicht ändern und der heutigen Welt anpassen wollen."

Google-Hierarch Eric Schmidt ist schon auf dem Weg nach Frankreich und wird François Hollande höchstselbst treffen, meldet unterdes das Blog owni.fr.

Magazinrundschau vom 11.09.2012 - Slate.fr

Titiou Lecoq sammelt die größten Sottisen französischer Politiker, Journalisten und Respektspersonen gegen das Internet (Alain Finkielkraut: "das Internet ist ein Abfalleimer der Information") und nimmt sie dann auseinander. Dafür bestätigt sich ihr das "Godwin-Gesetz", wonach in jeder Diskussion, je länger sie dauert, der Nazivergleich kommen wird. "Sie gehen von der falschen Annahme aus, dass die Anonymität im Netz total sei und kommen von dort aus auf die Idee, dass das Netz mit dem Vichy-Regime zu vergleichen sei. Dieser Vergleich ist besonders abstoßend: Die Denunziationsbriefe unter Pétain konnten einen ins KZ bringen. Nein, Patrick Sébastien, Philippe Val und Luc Ferry, Sie werden nicht in Auschwitz landen, weil irgendwer im Netz Sie als großes Arschloch bezeichnet hat. Und man wird Bloggern, die unter Pseudo schreiben nun auch nicht gleich die Haare scheren."

Magazinrundschau vom 07.08.2012 - Slate.fr

Didier Lestrade, Autor und Schwulenaktivist, kommt um eine Feststellung nicht herum: Heteroschauspieler sind in Schwulenrollen oft überzeugender als Schwule. Und überhaupt: "Heute muss eigentlich jeder Heteroschauspieler durch eine Schwulenrolle gehen, um das Ausmaß seiner Kunst unter Beweis zu stellen. Das ist Teil des Lastenhefts, ein Initationsritus, so wie man einmal einen Boxer gespielt haben oder 20 Kilo abgenommen haben muss, um Gandhi zu verkörpern. Wenn es Sie schüttelt, wenn ein Mann einen anderen umarmt, dann sollten Sie das Metier wechseln. Denn sie spielen das heute so gut, dass man sich fragt, wo sie es herhaben."

Magazinrundschau vom 03.04.2012 - Slate.fr

Einen sehr interessanten und gut verlinkten Hintergrundtext zur Internetdebatte in Spanien bringt Alexandre Hervaud. Er trifft den spanischen Regisseur Alex de la Iglesia, der anders als die meisten seiner Kollegen in Deutschland oder Frankreich eine sehr internetfreundliche Position einnimmt. Auf das spanische "Sinde"-Gesetz gegen "Internetpiraterie" antwortet er, so Hervaud, "mit einer Stellungnahme Ende Februar in El Pais mit der Überschrift 'Das Vakuum ist schon da'. In diesem Text, der zehn Tage vor der Verordnung des Sinde-Gesetzes erschien, lässt ihn die Schwäche des legalen Angebots in puncto Kino im Web verzweifeln. Und noch einmal fasst er, als ich ihn anlässlich des Festivals des spanischen Films in Nantes treffe, den ewigen Streit zwischen Branche und Netzbenutzer in einer lapidaren Formel zusammen: 'Ab dem Moment, in dem es kein legales Angebot mehr gibt, kann man nicht von illegalem Downloaden sprechen.'"

Magazinrundschau vom 03.01.2012 - Slate.fr

Celines Werke sind gratis als Ebook downloadbar, meldet Slate.fr unter Bezug auf das Blog Aldus2006 - und das ganz legal. In Kanada werden die Werke von Autoren nämlich schon fünfzig Jahre nach deren Tod rechtefrei, während diese Frist in Europa siebzig Jahre beträgt. "Theoretisch ist die Fernlade in Frankreich nicht möglich, da der Internaut durch seine IP-Adresse erkannt wird und der Gesetzgebung seines Landes unterliegt. Es scheint allerdings recht leicht zu sein, diese Regelung zu umgehen und sich das Werk in digitaler Form zu verschaffen, auch wenn es den Editions Gallimard nicht gefällt - der französische Verleger bietet Celine überhaupt nicht in elektronischer Form an. Schon zu Lebzeiten drängte Celine auf eine größere Verbreitung seiner Werke durch Taschenbuchausgaben."
Stichwörter: Ebooks, Gallimard, Kanada, Celine

Magazinrundschau vom 22.11.2011 - Slate.fr

Jacques Attali, der einflussreiche ehemalige Berater Mitterrands, warnt Angela Merkel in Slate.fr: Entweder sie stimmt dem Aufkauf notleidender europäischer Anleihen durch die Europäische Zentralbank und der Emission europäischer Staatsanleihen zu oder... sie besiegelt Europas Selbstmord. Und nebenbei befreit Attali uns Deutsche von vier unserer liebsten Illusionen. Entzauberung Nummer 1: "Deutschland ist nicht der Klassenbeste der Union, der nun für die Sünden der anderen zu bezahlen hätte. Seine öffentliche Schuld liegt bei 82 Prozent des Bruttosozialprodukts, praktisch genausoviel wie in Frankreich. Zehn seiner Banken, alle in öffentlicher Hand, die zwanzig Prozent der Kredite außerhalb des Finanzgewerbes liefern, befinden sich in einer sehr schlechten Lage. Deutschlands Energieverbrauch wird immer mehr von russischem Gas abhängen, das bereits heute 37 Prozent seiner Importe darstellt. Seine Demografie ist derart katastrophal, dass Deutschland schon im Jahr 2060 weniger Einwohner haben wird als Frankreich und 44 Prozent der Deutschen im Gegensatz zu 35 Prozent der Franzosen über 65 sind, was die Rückzahlung der deutschen Schulden besonders erschwert." Autsch!

Magazinrundschau vom 31.05.2011 - Slate.fr

Recht kundig schildert Jacques Attali, ehemals Berater Mitterrands und auch nicht mehr der Jüngste, den Machtkampf zwischen Facebook und Google und kommt zu dem Schluss: "Noch ist nichts entschieden: Amazon setzt wichtige Zeichen im Cloud computing. Microsoft hat Skype gekauft. Apple konzentriert sich auf den Premiumbereich. Twitter könnte ein unabhängiger Pol der Entwicklung werden." Und alles steuert auf Attalis letzten Satz zu, die trockene Pointe des Artikels: "Europa ist in diesem Spiel natürlich abwesend."