Magazinrundschau - Archiv

Polityka

123 Presseschau-Absätze - Seite 3 von 13

Magazinrundschau vom 19.07.2011 - Polityka

Den Polen geht's gut, behauptet der Soziologe Jacek Zakowski im Interview mit Janusz Czapinski in der Polityka auf Deutsch, sie verdienen endlich wieder mehr Geld, reisen ins Ausland und interessieren sich auch allmählich wieder für Kunst und Kultur. "Trotz der weltweiten Krise hat sich die psychische Kondition der Polen in den letzten beiden Jahren in keinerlei Hinsicht verschlechtert. Und das Glücksniveau hat sich deutlich erhöht. 2005 und 2007 waren 75 Prozent sehr oder ziemlich glücklich. Heute sind es über 80 Prozent. Die Zahl der positiven Antworten auf die Frage 'Leben Sie gerne?' war seit 1991, als wir sie zum ersten Mal stellten, nicht mehr so hoch."

Bereits in der vorigen Woche untersuchte Adam Krzeminski, welche Rolle Deutsche mit polnischer Herkunft hierzulande spielen.
Stichwörter: Geld, Krzeminski, Adam

Magazinrundschau vom 28.06.2011 - Polityka

Polen übernimmt am 1. Juli die Ratspräsidentschaft der EU. Es könnte sich darauf beschränken, Schecks zu kassieren. Es könnte aber auch angesichts der Griechenlandkrise einen neuen Pflock einschlagen, meinen Marek Ostrowski und Pawel Swieboda: "Wenn es Polen gelingen sollte, eine Debatte zu initiieren über eine neue europäische Solidarität in Verbindung mit Haftungszusagen, hätte es die Chance, auf authentische Weise auf den Verlauf der Dinge Einfluss zu nehmen. Ein neuer europäischer Vertrag als Frucht der Präsidentschaft - das wäre was!"

Magazinrundschau vom 14.06.2011 - Polityka

Adam Szostkiewicz stellt das Krakauer Museum Emaillefabrik des Oskar Schindler vor, das in den ersten sechs Monaten nach seiner Eröffnung 2010 von 114.000 Menschen besucht wurde. Vor der Eröffnung hatte es allerdings erbitterte Diskussionen gegeben: "Manche konnten nicht begreifen, dass es im besetzten Krakau einen Deutschen gab, der sich Polen und Juden gegenüber wie ein Mensch verhielt. Hinzu kommt, dass dieser Deutsche Mitglied der NSDAP, Agent der Abwehr und Fabrikant mit guten Beziehungen zu der Naziregierung von Krakau war. Jemand, der so denkt, ist nicht in der Lage, sich für die Idee zu erwärmen, in Krakau ein Museum zu eröffnen, in dem Schindler eine positive Gestalt, ein guter Deutscher, ein Held sein würde. Vielleicht hatte sich Schindler mit seinen Juden für den Fall von Hitlers Niederlage absichern wollen? Doch es gewann eine andere Denkart die Oberhand."

Außerdem: In der letzten Woche resümierte Adam Krzeminski den Stand der deutsch-polnischen Beziehungen 20 Jahre nach Abschluss des deutsch-polnischen Vertrages.

Magazinrundschau vom 31.05.2011 - Polityka

Nicht die polnische Bevölkerung ist zutiefst gespalten, sondern die polnische Elite, schreibt Robert Krasowski. Die Intellektuellen kamen nach 1989 nicht aus ohne Katastrophenszenario: "Die reale Politik - also die verschiedenen Regierungen, Parteien, Abgeordnete - ignorierte diese neurotischen Visionen. Aber in der öffentlichen Debatte, also in den Diskussionen, die die Eliten untereinander führten, begannen diese Katastrophen-Visionen, den Ton anzugeben. Ausgelöst haben das Adam Michnik und Jaroslaw Kaczynski, zwei charismatischen Gestalten, die sich die Position von meinungsbildenden Köpfen erkämpft hatten. Also Positionen von Menschen, die nicht nur die Politik gestalten, sondern auch die öffentliche Meinung über die Politik. Die beiden Männer unterscheiden sich fast in allem voneinander, doch der generelle Ton ihrer Botschaften war erstaunlich ähnlich. Beide lehrten ihre Sympathisanten, die Politik in apokalyptischen Kategorien zu erleben. Beide pflanzten ihnen eine beinahe metaphysische Unruhe bezüglich des weiteren Verlaufs der Dinge ein." Und das, so Krasowksi, setzt sich bis heute fort.

Magazinrundschau vom 10.05.2011 - Polityka

Im Interview mit der Polityka spricht der Soziologe Wojciech Lukowski über die Teilung des polnischen Arbeitsmarkts in ein privilegiertes Segment mit festen, gut bezahlten Stellen, in das es nur diejenigen mit guten Beziehungen schaffen, und das prekäre, schlechtbezahlte Segment für den Rest: "Vor größeren Unruhen hat uns 2004 das Ventil der Migration bewahrt. Junge, häufig gut ausgebildete und bis zum Geht-nicht-mehr verzweifelte Menschen verließen innerhalb weniger Monate in Massen das Land. Die Atmosphäre beruhigte sich. Angebot und Nachfrage nach Arbeitsplätzen glichen sich etwas aneinander an. Doch erneut wird ein gigantischer Druck auf den öffentlichen Sektor ausgeübt, um die nächsten Privilegierten dort unterzubringen. In Krisenzeiten verträgt das aber der Haushalt nicht. Es gibt noch den privaten Sektor. Irgendetwas wird produziert. Die Erfolgreichen haben sich in der sicheren Position der Etablierten eingerichtet und haben nicht die Absicht, irgendetwas zu verändern. In die Gesellschaftsordnung greifen sie nicht ein. Ab und zu zahlen sie irgendeinen Tribut zur Erhaltung des Status quo. Sie sind sehr wenig entwicklungsorientiert. Sie haben ihre Insel der Glückseligkeit gefunden. Da sitzen sie nun und sagen: Ihr kommt hier nicht hin, und wir gehen nicht von hier weg, wozu denn auch?"

Magazinrundschau vom 05.04.2011 - Polityka

Sobolewska Kyziol gibt einen Überblick über den polnischen Buchmarkt. Rein ökonomisch sieht es gar nicht schlecht aus, und auch anspruchsvolle Literatur gedeiht in ihrer Nische. Aber: "Über die Hälfte der Polen liest nicht (56 Prozent über 15 Jahre erklären, im vergangenen Jahr keinerlei Kontakt mit einem Buch gehabt zu haben). Selbst Schülern und Studenten gelingt es, den Kontakt mit Büchern zu vermeiden: 27 Prozent haben einen Text gelesen, der länger als drei Seiten (oder drei Bildschirme) war. Ein Fünftel der Personen mit Hochschulbildung hatte im vergangenen Jahr Kontakt mit einem Buch."
Stichwörter: Buchmarkt

Magazinrundschau vom 22.03.2011 - Polityka

Im Interview mit Agnieszka Hreczuk erklärt der - seit seiner Vertreibung aus Polen 1969 - in den USA lebende Historiker Jan T. Gross unter anderem, warum er nicht aufhört, über die polnische Kollaboration mit den Nazis zu forschen ("meine Kinder sprechen polnisch, ich fühle mich als Pole"). Und dass es ihm nicht darum gehe, polnische und deutsche Verbrechen auf eine Stufe zu stellen: "Jeder, der einen Funken Verstand besitzt und einige historische Kenntnisse, weiß, dass die Vernichtung der Juden ein Projekt war, das die Deutschen in Europa betrieben und die Nazis realisiert haben. Dass viele Menschen der örtlichen Bevölkerung einbezogen wurden, das ist eine historische Tatsache. Dies waren dramatische Vorgänge und deshalb wurden sie so lange verschwiegen. Aber diese Geschichte hat sich nicht nur in Polen ereignet, sondern auch in anderen Ländern. Polen ist eher etwas Besonderes, weil es eine solch intensive und offene Diskussion führt. Sehen wir nur nach Rumänien, Ukraine und Ungarn, wo sich die Dinge ähnlich zugetragen haben, oft sogar noch schlimmer als in Polen. Dort ist das Thema bis heute tabu. Dort fehlt jegliche Diskussion."

In der Polityka auf Deutsch ist eine Polemik von Jacek Zakowski gegen die polnische Bürokratie zu lesen.

Magazinrundschau vom 08.03.2011 - Polityka

Das Warschauer Institut für Öffentliche Angelegenheiten (ISP) hat kürzlich eine Umfrage in der Ukraine über den Stand der polnisch-ukrainischen Beziehungen gemacht. Dabei stellte sich heraus, dass sich die Ukrainer immer weniger für Polen interessieren, berichtet Jagienka Wilczak (hier auf Deutsch). Das hat Auswirkungen auch auf das Interesse an der EU: "54 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass die Ukraine sich um die Mitgliedschaft in der EU bewerben soll, aber 70 Prozent finden, sie sollte mit Russland und Belarus eine Union bilden. Offensichtlich haben die Ukrainer die Überzeugung nicht aufgegeben, dass beide Bündnisse gleichzeitig möglich sind. Dies zeugt nicht nur von fehlendem Wissen über die EU und die Integration, sondern auch davon, dass prowestliches Denken bei Polens Nachbarn gar nicht dominiert. Darüber hinaus signalisiert es eine noch immer starke Sehnsucht nach einer Politik der Mehrgleisigkeit, eine Abneigung gegen eine eindeutige Stellungnahme, in welche Richtung es gehen soll. [...] Russland gilt noch immer als den Interessen der Ukraine näher als Brüssel. Oft fällt in der Ukraine der Satz: 'Wenn die EU will, dass wir der Union beitreten, soll sie dafür zahlen.'"
Stichwörter: Integration, Belarus

Magazinrundschau vom 21.02.2011 - Polityka

Große Architekten können nur selten nach Polen gelockt werden, schreibt Piotr Sarzynski (hier auf Deutsch), der darüber aber nur halb traurig ist. Für die Stars ist Polen oft nicht wichtig genug, wirklich herausragende Bauten zu planen. Da kann man manchmal nur froh sein, wenn Entwürfe nicht ausgeführt werden: "Besonders erbärmlich hat sich unter diesem Gesichtspunkt Zaha Hadid präsentiert. Ihr Entwurf für das Museum für Polnische Geschichte erinnerte an ein zerlaufenes Ei, der Sitz der Sinfonia Varsovia war sowohl banal als auch etwas altbacken. Am interessantesten schien noch das Hochhaus Lilium, obwohl sein Erdgeschoss bereits enttäuschte. Und die Idee, das Zentrum der Hauptstadt mit vier Wolkenkratzern unterschiedlicher Höhe und Breite einzubauen, wirkte geradezu grotesk. Ich denke, für diesen Entwurf hätte sie als Seminararbeit im Fach Urbanistik keinen Schein erhalten, nicht einmal im ersten Studienjahr der Architektur."

Magazinrundschau vom 15.02.2011 - Polityka

Alles ändert sich, auch die Erinnerungskultur, meint Adam Krzeminski (hier auf Deutsch). Ein positives Beispiel ist für ihn Katarina Baders Buch über den ehemaligen Auschwitzhäftling Jerzy Hronowski, "Jureks Erben: Vom Weiterleben nach dem Überleben". Hronowski, mit dem Bader acht Jahre befreundet war, starb 2006. "Das Buch ist ein Versuch zu verstehen, was Jerzy anderen bedeutete. Weshalb war der wunderbare Erzähler und Boschafter der Versöhnung so einsam? Warum zog es ihn zu den Deutschen? Warum kannte sein Sohn keine der Geschichten, die Zigtausenden Deutschen bekannt waren? Und schließlich: Wie haben sich Jerzys Lagererzählungen über die Jahre verändert? Was war an ihnen Dichtung und was Wahrheit? Auf diese Weise entstand ein Zeugnis deutsch-polnischer Annäherungen, das um so wertvoller ist, als es von einer Vertreterin einer Generation präsentiert wird, die noch zu keiner eigenen öffentlichen Sprache gefunden hat. In Begegnungen mit Polen beruht die moralische Sensibilität deutscher Dreißigjähriger nicht mehr auf einem Gefühl der Schuld wegen des Krieges und des Nazismus der Großeltern, sondern auf der Fähigkeit (oder Unfähigkeit), sich in den Nachbarn einzufühlen und dabei zugleich Distanz zu bewahren - gegenüber der polnischen wie auch der deutschen Umgebung."