Magazinrundschau - Archiv

Outlook India

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Magazinrundschau vom 15.12.2009 - Outlook India

Medienkrise auch in Indien. Vinod Mehta ist sehr besorgt, denn immer öfter wird redaktioneller Raum verkauft. "Das System institutionalisiert sich schnell, Fernsehsender und Zeitungen nähern sich Politikern, vor allem während der Wahlen, mit einem 'Paket', dass interessanterweise verhandelbar ist. (...) Outlook (wie andere auch) steckt bis zum Hals in diesem Schlamassel. Wie Sie vielleicht bemerkt haben, ist das Outlook-Feature 'Spotlight' gesponsort, der Kunde hatte prakisch volle redaktionelle Kontrolle. Der einzige ausgleichende Aspekt daran ist, dass der Leser das leicht bemerkt, weil es auf der Seite deutlich hervorgehoben ist. Bei gekauften Nachrichten ist das nicht der Fall. Dahinter steckt die Absicht, gesponsorte Nachrichten als professionell erstellte Nachrichten auszugeben."

Anuradha Raman belegt diesen Trend mit Beispielen aus verschiedenen Zeitungen und Fernsehsendern. So erzählt beispielsweise ein Politiker, dass während eines Wahlkampfs in seinem Bezirk praktisch keine Information über seine Kandidatur in der Presse stand. Er rief bei einer Zeitung in seinem Bezirk an und wurde "'höflich darüber informiert, dass ich auch Platz bekommen würde, wenn ich wie die anderen Kandidaten dafür bezahle', erinnert er sich. 'Ich befürchtete, dass die Leser nicht einmal bemerken würden, dass ich kandidiere. Also rief ich einen Reporter an und zahlte 50.000 Rs. Ich wurde prompt belohnt mit drei halbseitigen farbigen Features an drei aufeinanderfolgenden Tagen, die meinen Wert als Politiker und meine guten Aussichten, die Wahl zu gewinnen, hervorhoben.'"
Stichwörter: Medienkrise

Magazinrundschau vom 01.12.2009 - Outlook India

Namrata Joshi beschreibt das große Interesse der arabischen Welt an indischen Terror-Filmen - Kabir Khans "New York", Jai Tanks "Madholal Keep Walking" und Dr Bijus "Raman, Travelogue of Invasion" - die beim Filmfestival in Cairo gezeigt wurden. Die Sache hat noch einen Nebeneffekt: Die Filme wurden fleißig raubkopiert. Regisseur Kabir Khan trägt es gelassen. "Trotz Einnahmen von 1,5 Millionen Dollar an der Kinokasse, schätzt man, dass 'New York' etwa eine Million Dollar wegen Piraterie im Nahen Osten verloren hat. Aber der Erfolg des Films könnte dem indischen Kino neue Märkte öffnen. 'Wir haben Eingang zu Märkten gefunden, wo unsere Filme sonst nicht in den Kinos laufen', sagt Kabir. Karan Johars kommender Film 'My Name is Khan', der weltweit von Fox vertrieben wird, soll nächstes Jahr auch in Kairo laufen. Und dann werden SRK, Aamir und Salman zu Power Khans."

Außerdem: Yashodhara Dalmia empfiehlt eine Ausstellung der "Suite Vollard", hundert Kupferstichen von Pablo Picasso, die im Instituto Cervantes in Delhi gezeigt werden.

Magazinrundschau vom 10.11.2009 - Outlook India

Der Titel ist dem miserablen Zustand von Arunachal gewidmet, einem indischen Bundesstaat an der Grenze zu Tibet. Im indo-chinesischen Krieg 1962 hatten die Chinesen vergeblich versucht, das Gebiet zu erobern. Heute fragen sich die Bewohner von Arunachal, auf ihr von Dehli vernachlässigtes Land, die Korruption und die maroden Straßen blickend, ob sie mit China nicht besser gefahren wären, berichtet Saikat Datta, Demokratie hin oder her. Der Arunachali Ritesh erzählt ihm, "von dem Tag, als er das erste Mal in seinem Leben die McMahon-Linie überquerte, die Indien und China trennt - und sah, wie China war. Tatsächlich sah Ritesh nicht das normale China, sondern die Region, die euphemistisch 'Autonome Region Tibet' (TAR) genannt wird. Rithesh konnte die McMahon Linie überqueren, weil es eine Tradition gibt, die das indische und chinesische Militär jedes Jahr brav befolgen. Am 15. August zieht die chinesische Delegation über Bum La nach Tawang; am 2. Oktober setzt eine indische Delegation über nach TAR, um den Chinesischen Nationalfeiertag zu feiern (mehr hier). An diesen beiden Tagen hissen beide Seiten die Flagge des Nachbarstaats. Neben dem Austausch von Liebenswürdigkeiten zeigt jede Delegation der anderen die Erfolge ihres Landes. Auf einem solchen Trip sah Ritesh Chinas Fortschritt. 'Die Straßen waren wunderbar', sagt er, 'die Dörfer todschick und die Infrastruktur fantastisch. Dann dachte ich an die Straße, auf der ich von Tezpur aus zwei Tage lang gefahren war, um dorthin zu kommen und ich fragte mich, wo Arunachal wäre, wenn es nach 1962 zu China gehört hätte."

Außerdem: Der chinesische Journalist Wang Yaodong beklagt sich bitter über die in seinen Augen höchst unfaire China-Berichterstattung in indischen Medien. Pranay Sharma gibt zu, dass die Inder das chinesische Wachstum, das ihres übertrifft, mit Unbehagen sehen. Und Lola Nayar betrachtet den Handel zwischen Indien und China.
Stichwörter: Tibet, Autonome, Lola

Magazinrundschau vom 06.10.2009 - Outlook India

Der Osten überholt den Westen? Glauben wir auf der Stelle. Wann hat man zuletzt so eine Geschichte aus dem Westen gelesen? Armes, ungebildetes Mädchen aus einer Familie von Webern, von ihrem Ehemann verlassen, von ihrer Familie nicht wieder aufgenommen, mit dem zweiten Kind schwanger, aus der Provinz - Kannada -, tritt in einer Amateur-Theateraufführung auf und wird über Jahre harter Arbeit auf Tournee zu einer gefeierten Schauspielerin ganz Indiens. Wie Umashree, die 2007 für ihre Rolle als filmverrückte Muslimin in Girish Kasaravallis Film "Gulabi talkies" den nationalen Filmpreis als beste Schauspielerin gewann. Sugata Srinivasaraju zeichnet ein - viel zu kurzes - Porträt: "In einem seltenen Tribut engagierte sie Kasaravalli , der niemals einen Hauptdarsteller ein zweites Mal besetzt, für seinen nächsten Film. 'Ihre Stärke liegt darin, das sie nie etwas übersentimentalisiert. Ihre Ausdrucksweite ist erstaunlich', sagt er. 'Als Gulabi war sie weder melodramatisch noch legte sie sich zu strenge Zügel an. In ihrem Jubel spürt man ihre Einsamkeit.'"

Außerdem: Anuradha Raman zeichnet den Krach um Joe Wrights Film über die, hm, Beziehung zwischen Edwina Mountbatten (Cate Blanchett) und Nehru (Irrfan Khan) nach. Der Skandal hat erstaunlicherweise nichts damit zu tun, dass Edwinas Ehemann Lord Mountbatten von Hugh Grant gespielt wird.

Magazinrundschau vom 11.08.2009 - Outlook India

Im Interview wendet sich der Wirtschaftswissenschaftler Amartya Sen gegen den Antiamerikanismus der indischen Linken: "Es steckt ein Körnchen Wahrheit in der Ansicht, dass der amerikanische Imperialismus die Geißel der Welt sei. Aber dieses Körnchen ist begraben unter einer Tonne anderer Dinge. Wie kann man nur das eine betonen und alles andere vergessen - den internationalen Terrorismus, die Fundamentalismen in der ganzen Welt, den Fortbestand diktatorischer Regimes ob im Sudan oder mehr in unserer Nähe, wie in Burma, den mangelnden Fortschritt der Demokratie in den letzten Jahren, unsere eigenen Probleme wie Hunger und Unterernährung, die unsere Linke zuerst laut und deutlich kritisieren müsste?"

Magazinrundschau vom 14.07.2009 - Outlook India

Indiens Erfolgsautor Vikram Seth, der gerade beim Penguin Verlag einen Vorschuss von zwei Millionen Euro für die Fortsetzung seines Roman "A Suitable Boy" (Eine gute Partie) ergattert hat, rät auch seinen Schriftsteller-Kollegen, hart zu verhandeln: "Viel hängt davon ab, wie stark die Verhandlungsposition ist. Ich weiß nicht, wie groß meine am Anfang gewesen wäre. Aber selbst da sollte man den Vertrag genau lesen und nicht ach so dankbar sein, dass man ihn nur überfliegt und alles akzeptiert, was der Verleger verlangt. Verleger sind harte Nüsse."

Außerdem freut sich Chander Suta Dogra über die Wiedereröffnung des 122 Jahre alten Gaiety Theatre in Bombay. Und Namrata Joshi schmäht Sabbir Khans neue Bollywood-Komödie "Kambakkht Ishq" als plump und sexistisch.
Stichwörter: Bollywood, Penguin, Seth, Vikram

Magazinrundschau vom 07.07.2009 - Outlook India

Im großen Bollywood-Jahres-Special geht es vor allem um das Zentrum fast eines jeden Bollywood-Films: die Liebe. Gerade da darf man sich aber nicht täuschen, stellt Prasoon Joshi fest: "Da die Romanze das Rückgrat des Filmsongs ist, könnte man glauben, dass die Inder ein höchst romantisches Volk sind. In Wahrheit ist das Gegenteil richtig. Das komplizierte soziale und moralische Geflecht der indischen Gesellschaft hat eine einfach Mann-Frau-Beziehung schon immer zu einer Art Sport mit massiver Zuschauerbeteiligung gemacht, den die Gesellschaft in einem Spiel voller Restriktionen und Sanktionen austrägt. Unausgesprochen geht es um die Angst, dass die Zweierbeziehung die Macht hat, die etablierten sozialen Codes und Strukturen zu bedrohen und aus den Angeln zu heben."

In weiteren Artikeln geht es unter anderem um das jüngsten Statistiken abzulesende Verblassen der Erinnerung an die berühmten Liebespaare vergangener Jahrzehnte, um das Aufkommen nicht-mythisch grundierter Romanzen im aktuellen Kino, um die Macho-Helden des tamilischen Kinos und um tabuisierte Liebesbeziehungen im Bollywood-Film. Außerdem: ein großes Interview mit dem Star und Herzensbrecher Saif Ali Khan (bekannt etwa aus "Kal Ho Naa Ho").
Stichwörter: Bollywood, Tausch

Magazinrundschau vom 23.06.2009 - Outlook India

In Australien kam es in den letzten Jahren immer wieder zu rassistischen Angriffen auf indische Studenten. Zuletzt wurden im Mai zwei junge Inder mit Schraubenziehern schwer verletzt, ein dritter mit einer Flasche niedergeschlagen und ein vierter verprügelt. Outlook India nimmt das zum Anlass für Selbstkritik: "Sind wir nicht auch rassistisch?" fragt der Titel. Debarshi Dasgupta schreibt im Aufmacher: "Fragen Sie irgendeinen Afrikaner, wie es für ihn oder sie hier in Indien ist und Sie denken vielleicht zweimal darüber nach, bevor Sie die Australier als Rassisten beschimpfen. Es ist wirklich eine sehr dunkle Schattenseite, die Indien bei der Behandlung dunkelhäutiger Ausländer zeigt. ... Bilyaminu Ibrahim, ein nigerianischer Student an einer Ingenieursschule in Great Noida, kann Ihnen erzählen, wie es sich anfühlt, angespuckt zu werden. Abdulmalik Ali Abdulmalik, ein anderer nigerianischer Student, kann erzählen, wie weh es tut, wenn man mit einem Kricketschläger verprügelt wird. Im ganzen Land schlagen Vermieter ihre Türen zu, wenn sie einen potentiellen afrikanischen Mieter sehen und gieren nach dem Geld, wenn ein Weißer hereinspaziert. Die Behörden für Ausländer heben willkürlich Visa für Afrikaner auf und erleichtern Amerikanern und Europäern den Papierkram. Sogar in dem Film 'Fashion' glaubt Priyanka Chopra, sie sei ganz unten angekommen, weil sie mit einem Afrikaner schläft!"

Der schwarze amerikanische Student Diepiriye Kuku, der in Dehli lebt, erzählt: "Einmal stand ich im Lucknow Zoo und guckte mir die Giraffen an. Als ich mich umdrehte sah ich etwa 50 Familien, die statt der Tiere mich anstarrten. Eltern ziehen abrupt ihre Kinder zurück, die neugierig auf mich zugehen."

Sanjay Suri, Outlook-Korrespondent in Großbritannien, findet die Inder kein Stück weniger rassistisch als die Briten. "Vor allem gegenüber Schwarzen. Und besonders rassistisch sind die Inder, die aus Ostafrika nach Großbritannien kommen. Als ich in Uganda war, habe ich es keineswegs bedauert, als die Kampala Straße im Herzen der Hauptstadt von Einheimischen zurückgefordert wurde, die Kulis für die Inder geworden waren, so wie die Inder von den Briten zu Kulis gemacht worden waren. Aber anders als die Briten, die den Indern die Möglichkeit gaben, sich weiterzuentwickeln, geben die ostafrikanischen Inder den Schwarzen keinen Raum in deren eigenem Land."

Magazinrundschau vom 16.06.2009 - Outlook India

Shama Zaidi erinnert sich in einem faszinierenden Rückblick an den populären Dramatiker, Theaterregisseur und -schauspieler Habib Tanvir, der am 8. Juni gestorben ist. Ende der Fünfziger war Tanvir durch Europa gereist, wo er bleibende Eindrücke an Bertolt Brechts Berliner Ensemble empfing. "Der Einfluss Brechts ließ ihn alles, was er in England gelernt hatte, verwerfen. Vor allem Brechts Ausspruch, dass Theater Spaß machen muss wie die Music-Hall oder Fußball, nahm er sich zu Herzen. Einige der Brechtschen Konzepte hatte er schon in seinen Produktionen 'Agra Bazar' and 'Shatranj ke Mohre' mit der Okhla Theatergruppe ausprobiert. Aber das Beispiel des Berliner Ensemble inspirierte ihn, Gesang und Tanz als Teil des theatralischen Stils aufzunehmen."

Alles in allem fand Arif Mohammed Khan Barack Obamas Kairoer Rede okay. Nur einen Schönheitsfehler hatte sie: "Heute ist der Islam nicht mehr auf eine bestimmte Region beschränkt; tatsächlich leben über 80 Prozent der Muslime in nicht-arabischen Staaten, die Vereinigten Staaten eingeschlossen. Aber in Präsident Obamas Rede werden ein Glaube wie der Islam und ein Nationalstaat wie Amerika als gleichwertige Einheiten nebeneinander gestellt. Auf der anderen Seite wurden religiöse Minderheiten in Ägypten und im Libanon mit ihrer rassischen Bezeichnung wie Kopten und Maroniten beschrieben und nicht als Christen. Ich sehe keine Konzeption hinter dieser Terminologie, aber es erscheint mir, als habe Präsident Obama unabsichtlich die Sprache der panislamistischen Radikalen benutzt. Von Jamaluddin Afghani bis Osama bin Laden war es immer die ideologische Linie der Panislamisten zu sagen, dass Muslime nicht nur einer gemeinsamen Religion angehören, sondern auch eine einzige politische Gemeinschaft bilden."

Außerdem: Nicht so recht glücklich ist Namrata Joshi mit dem neuen Star-Trek-Film. Und Daniel Lak erzählt in seinem Toronto-Tagebuch, wie Ruby Dhalla, eine im Punjab geborene kanadische Abgeordnete, einigen Schwung in ein "Haus voller langweiliger Männer" gebracht hat.

Magazinrundschau vom 09.06.2009 - Outlook India

Es war ein Fehler, dass Obama in Kairo zu den Muslimen gesprochen hat, meint B. Raman. Und dass er sich fast nur auf die Araber bezogen hat, auch. "Die Araber sind nur eine Minderheit in der islamischen Welt. Nicht-arabische Muslime, die in Länder wie Indien, Pakistan, Afghanistan, Bangladesch, Malaysien und Indonesien leben, bilden die Mehrheit. Ihre Probleme sind ganz andere als die der arabischen Welt. Osama bin Laden versteht das besser als Obama und seine Berater. Deshalb hat bin Laden in seiner Botschaft, die Al Dschasira einen Tag vor Obamas Rede in Kairo veröffentlichte, sich auf die Probleme konzentriert, die die nicht arabischen Muslime der Af-Pak-Region beunruhigen, wie die Vertreibung der Paschtunen aus den Stammesregionen in Pakistan. Indem er sich auf diesen Fall konzentriert und die Amerikaner dafür verantwortlich gemacht hat, konnte er sicherstellen, dass die antiamerikanische Wut in der Af-Pak Region wachsen statt sinken würde."