Die Buchmacher

Club der toten Sparte

Ein Blick in die Branchenblätter der Buch- und Verlagswelt. Jeden Montag ab 12 Uhr.
14.01.2008. Warum unter der neuen Bertelsmann-Führung düstere Wolken über dem Buch-Club hängen. Welches Tempo die Jäger der Branche vorlegen. Wie der deutsche Buchhandel 2007 abgeschlossen hat. Und was Sortimenter an den Vorschauen der Verlage monieren.

Börsenblatt

Eckart Baier spekuliert über die neue Strategie von Bertelsmann unter der Regentschaft von Hartmut Ostrowski, der in Bildung investieren und unrentable Geschäfte abstoßen wolle - also schlechte Zeiten für den Club, der unter Fernando Carro zwar die Wende zurück in die schwarze Zahlen geschafft, den Mitgliederschwund jedoch nicht gestoppt habe. Nicht nur der deutsche Club, sondern der gesamte Geschäftsbereich stehe auf dem Prüfstand. Veränderungen erwartet der Autor auch im Bildungsbereich. Nachdem der Kauf der Verlagsgruppe HarperCollins vorerst gescheitert sei, werde Bertelsmann wohl noch in diesem Jahr nach Alternativen Ausschau halten.

Die Buchhandelskette Weiland (Tochter der Hugendubel-Weltbild-Allianz DBH) hat mit Wirkung zum 1. Januar die Heron-Buchhandelsgesellschaft (neun Filialen) von der Berliner Good Time Holding gekauft. Zweite Groß-frisst-Klein-Meldung: Thalia will die Buch Kaiser GmbH in Karlsruhe (vier Standorte) schlucken - das Kartellamt muss noch grünes Licht geben. Im Kommentar scheibt Autor csch, dass das Tempo der Jäger in der Buchbranche immer höher wird, die Zahl der begehrten Trophäen jedoch immer geringer. "Viele sind schon erlegt. Leider."

Holger Heimann interviewt die Fahrenheit-Verlegerin (und Gattin von Pendo-Chef Christian Strasser) Doris Janhsen, die rekapituliert, warum sie den Verlag gegründet hat (hier die Meldung) - im Frühjahr erscheinen die ersten Titel. Passend dazu begrüßt der Verleger Jochen Jung im Gastkommentar die Verlagsgründungen von Branchenmenschen wie Doris Janhsen oder Rainer Weiss: Es sei inspirierend, wenn Neues versucht werde, "und es ist wenig originell, darauf als Erstes mit Kopfwackeln und Prophezeiungen baldigen Wiederverschwindens zu reagieren. Wir haben das ja erst kürzlich bei der wesentlichsten Verlagsgründung der letzten Zeit, dem Verlag der Weltreligionen, erlebt."

Weitere Themen: Der britische Buchhandel hat zu Weihnachten ein Umsatzplus von fünf Prozent erwirtschaftet. Besonders die großen Filialisten und Onlinehändler hätten mit Rabatten von bis zu 60 Prozent starke Umsätze verbuchen können. Sabine Cronau beschreibt, wie Frankreich gegen Raubkopien vorgeht - Netz-Piraten soll sogar der Zugang zum Internet gekappt werden. Christina Schulte porträtiert den 25-jährigen Buchhändler Olaf Schreiber, der im September 2007 die Geschäftsführung des regionalen Filialisten Schreiber Bücher & Papier in Korbach übernommen hat. Den Fragebogen hat der Autor Daniel Glattauer ("Gut gegen Nordwind") - wenig inspirierend - ausgefüllt. Hier das Inhaltsverzeichnis.
Archiv: Börsenblatt

buchreport.express

Für das vergangene Jahr hat buchreport ein Drei-Prozent-Umsatz-Plus im deutschen Sortimentsbuchhandel ausgerechnet (hier und hier). So kräftig habe das Pendel zuletzt 1996 (plus 3,2 Prozent) ausgeschlagen. In der Zehn-Jahres-Betrachtung bleibe es allerdings dabei, dass der Buchhandelsmarkt stagniere: "Die Zuwächse der letzten Zeit gleichen bestenfalls vorangegangene Einbrüche in den Jahren 2001 bis 2003 aus." Erfreulich für die Branchenauguren sei, dass höhere Stückzahlen verkauft worden seien: "Während sich das in den vergangenen Jahren im Umsatz kaum bemerkbar machte, speist sich der aktuelle Umsatzzuwachs nahezu gleichermaßen aus verkaufter Stückzahl und höherem Durchschnittspreis, der - vor allem durch die Billigeditionen der Presseverlage - in den Jahren 2004 bis 2006 rückläufig gewesen war." Ohne den Potter-Abschlussband, so buchreport, hätte der deutsche Sortimentsbuchhandel immerhin ein Umsatzplus von 1,7 Prozent erwirtschaftet.

Der Hugendubel-Buchhändler Bernhard Rieger beklagt im Interview mit Till Spielmann die Sortimentserweiterungen in Buchhandlungen: Irgendwann habe man es dort eher mit einem Gemischtwarenhandel statt einer Buchhandlung zu tun. Eine Ausweitung des Non-Book-Bereichs reduziere die Vielfalt des Buchsortiments. Auch Riegers eigener Arbeitgeber Hugendubel bekommt sei Fett weg, da seit einem Jahr die Buchhändler des Filialisten selbst nicht mehr einkaufen dürften: "Beim deutschen Branchenprimus packen die Buchhändler also nur noch das aus, was andere bestellt haben."
buchreport hat sich unter Buchhändler umgehört, ewas diese von den immer opulenter werdenden Vorschauen der Verlage halten. Ergebnis: Eine knappe Mehrheit bemängelt die "zu aufwändige Gestaltung" der Prospekte, die Hälfte hält sie für zu umfangreich und gewichtig; Hauptkritikpunkt is jedoch die Unübersichtlichkeit und das fehlende standardisierte Raster der Vorschauen.

Weitere Themen: Thomas Wilking kommentiert die anstehende Untersuchung des verbreitenden Buchhandels durch das Bundeskartellamt anlässlich der Übernahme des Karstadt-Büchergeschäfts durch DBH - und vermutet, dass DBH am Ende nicht alle Standorte bewirtschaften darf. Amazon hat allein am 10. Dezember weltweit 5,4 Millionen Produktbestellungen verzeichnet. Die Ernst Klett AG will noch im Januar ein eigenes Nachhilfestudio in Augsburg eröffnen, im September soll in Fellbach bei Stuttgart die erste Klett-Ganztagsschule an den Start gehen. Hier das Inhaltsverzeichnis und hier die Bestsellerlisten.
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