Die Buchmacher

Die Buchmacher

Ein Blick in die Branchenblätter der Buch- und Verlagswelt. Jeden Montag ab 12 Uhr.
28.02.2006. In dieser Woche: Wer die 100 größten deutschsprachigen Buchhandlungen sind. Und wie schnell die Digitalisierung deutscher Universitätsbibliotheken voranschreitet.

Börsenblatt

Die Digitalisierung von Büchern hat längst in Bibliotheken Einzug gehalten - in welchem Umfang, das verdeutlicht seit kurzem das Zentrale Verzeichnis Digitalisierter Drucke. "Künftig kann auf einer Online-Plattform in den digitalen Schatzkammern von 37 Bibliotheken recherchiert werden. 53.000 Bücher und Artikel sind bereits eingebunden", berichtet das Börsenblatt. Das ist jedoch erst der Anfang. Bei den von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Portalbetreibern stehen 106 Digitalisierungsprojekte, darunter das Hochschulbibliothekszentrum Köln, auf der Agenda.

Heute beginnt das Warming up zur Leipziger Buchmesse. Unter dem Motto "Leipzig schmeckt" lesen Leipziger Promis bis zum Messe-Eröffnungstag (16. März) jeden Mittag in der Moritzbastei, ein Löffelgericht gibt's dazu gratis. Messedirektor Oliver Zille zieht vorab schon eine positive Bilanz: Sowohl bei den Einzelausstellern als auch bei den Flächenzahlen kann er für seine Messe einen Zuwachs von acht Prozent verbuchen. Zudem weiß sich Leipzig "immer besser in Szene zu setzen", findet das Börsenblatt. Seit Jahren engagiere sich die Leipziger Buchmesse für den schriftstellerischen Nachwuchs. Und auch der Schwerpunkt Hörbuch verliert nicht an Zugkraft: Mit zweistelligen Zuwächsen zieht diese Warengruppe automatisch die Aufmerksamkeit auf sich.

Rockbuch mahnt Amazon ab. Der auf deutschsprachige Musikliteratur spezialisierte Verlag fühlt sich von den zahlreichen Leser-Rezensionen auf den Seiten des Onlinehändlers angegriffen. Nahezu jedes "Rockbuch" sei mit "kaum zu überbietenden Negativbewertungen abqualifiziert" worden, beschwert sich Verleger Hanspeter Haeseler. Er vermutet dahinter die Strategie eines Dritten, der dem Verlag schaden will. Haeseler fordert von Amazon eine transparentere Rezensions-Praxis. Amazon verspricht eine Prüfung des Falls und bei erhärtetem Verdacht die Einleitung entsprechender Maßnahmen.

Jokers (Weltbild-Gruppe) steht unter besonderer Beobachtung des Preisbindungstreuhänders der Verlage, Dieter Wallenfels. Ein Testkauf hatte ergeben, dass Jokers verlagsneue Bücher als reduzierte Mängelexemplare anbietet. Während Wallenfels mit gerichtlichen Schritten droht, verwahrt sich Jokers-Geschäftsführer Wolfram Nickrandt gegen einen "Generalverdacht". Jokers habe kein Interesse, sich über das geltende Preisbindungsrecht hinwegzusetzen, sagte Nickrandt dem Börsenblatt und kündigte schärfere interne Kontrollen seiner Lager an.

Die Zahl der Buchübersetzungen ist in den letzten Jahren gesunken. Lag die Anzahl der übersetzten Titel im Jahr 2000 noch bei 7.600, wurden in 2004 nur noch 5.400 fremdsprachige Bücher ins Deutsche übertragen, teilt das Börsenblatt mit. Campus-Verleger Thomas Carl Schwoerer fürchtet im Hinblick auf die aktuellen Gerichtsurteile (zugunsten der Übersetzer und zu Lasten der Verlage und Autoren, siehe Archiv), dass diese Abwärtsentwicklung an Dynamik gewinnt.

Weiteres: Rainer Moritz macht sich in seiner Glosse Gedanken über die Freiheit von Romanfiguren. Das Heinrich Heine-Geburtshaus in Düsseldorf wurde nach einem 900.000 Euro teuren Umbau (ermöglicht von Stadt und Land) als Literaturzentrum mit Buchhandlung und Cafe wiedereröffnet. Rund 100 deutschsprachige Krimiautorinnen des Vereins "Sisters of Crime" stemmen vom 23. bis 26. März in Köln ein Festival - auf dem Programm steht u.a. eine Lesung mit Anne Chaplet, Susanne Mischke und Sabine Deitmer. Die Messe Frankfurt expandiert und davon kann auch die Buchmesse profitieren - im Frühsommer beginnt der Bau einer 20.000 Quadratmeter großen neuen Halle. Wann der Neubau erstmals zur Verfügung steht, ist noch offen.
Archiv: Börsenblatt

buchreport.express

Buchreport hat die 100 größten Buchhandlungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz bestimmt. "Insgesamt haben die Marktführer mit 3,1 Milliarden Euro Umsatz in 2005 zwar ein Plus von 5,3 Prozent gegenüber 2004 erzielt, sie blieben damit jedoch knapp hinter der durch Übernahmen und Neueröffnungen hinzugewonnenen Gesamtfläche (+ 5,4 Prozent) zurück." Mit dem Umsatz-Plus stieg der Marktanteil der 100 Riesen am Gesamt-Buchumsatz in den drei deutschsprachigen Ländern auf 29,7 Prozent, im stationären Handel sogar auf 48,7 Prozent.

Keine Überraschungen gibt es an der Spitze des Buchhandlungs-Rankings. Hugendubel bleibt 2005 wie im Vorjahr mit 250 Millionen Euro Umsatz an dritter Position, Weltbild Plus verteidigt mit 266 Millionen Platz 2. Ganz oben, mittlerweile in einer eigenen Liga, spielt Thalia mit einem Umsatz von 514,7 Millionen Euro. Zum Vergleich: Vor 15 Jahren, als buchreport zum ersten Mal "Die 100 Größten" präsentierte, belegte Hugendubel noch den ersten Platz - mit umgerechnet 54,2 Millionen Euro.

Mit neuen Einkaufsmodellen regen die Barsortimente (Zwischenbuchhändler) lebhafte Diskussionen in der Branche an. Für Aufregung sorgen etwa die kürzlich von Könemann und Umbreit in den Mittelpunkt gerückten Modellrechnungen, die Barsortimentsservice mit Rabatten in einer Größenordnung von 37 Prozent versprechen. Für die kleinen Sortimente könnten höhere Rabatte der Barsortimente tatsächlich ein Segen sein. In die Ecke gedrängt fühlt sich durch die Rabattoffensive manch ein Verlags-Vertriebler: Der sieht sich jetzt Barsortimenten gegenüber, welche die an die Buchhandlungen weitergegebenen Rabattpunkte bei den Verlagen wieder reinholen wollen.

Eine enttäuschte Bilanz zieht der US-Buchhandel nach dem vergangenen Jahr. Am 31. Dezember 2005 hatten die amerikanischen Buchhändler insgesamt 15,92 Milliarden Dollar (13,33 Milliarden Euro) in den Kassen - 1,8 Prozent weniger als in 2004. Besonders miserabel sei der Dezember mit einem minimalen Plus von 0,05 Prozent gewesen, melden die Statistiker aus dem Census Bureau. Scheint so, als hätten die Amerikaner Lust auf Shoppen, aber keine Lust auf neue Bücher gehabt: Der US-Gesamthandel legte im Dezember um 5,6 Prozent zu, im ganzen Jahr sogar um 7,2 Prozent.

Meldungen: Der Dresdner Gebrauchtbuch-Filialist Elbe Team kämpft ums Überleben. Die FAZ will nach dem Verkauf von DVA und Kösel weiterhin an ihrer dtv-Beteiligung als Investment festhalten. Die Zeitschrift Brigitte setzt Mitte April die Hörbuch-Edition "Starke Stimmen" fort. Und: die Bestsellerlisten.
Stichwörter: Dtv, Modellrechnung