Außer Atem: Das Berlinale Blog

Vernuschelt: Michel Gondrys "Is the Man Who is Tall Happy?" (Panorama)

Von Anja Seeliger
08.02.2014. Michel Gondrys Interview mit Noam Chomsky ist vielleicht interessant. Aber um das beurteilen zu können, müsste man die beiden verstehen. Bilder helfen da auch nicht weiter.


Ich verstehe das Konzept dieses Films nicht. Michel Gondry interessiert sich für den amerikanischen Linguisten Noam Chomsky und dessen Arbeit, also interviewt er ihn. Wenn ein Laie einen Spezialisten befragt, kann das natürlich sehr interessant werden, aber hier herrscht nach fünf Minuten Konfusion.

Gondry hat sich nämlich in den Kopf gesetzt, Chomskys Thesen, die bestens auf Papier dokumentiert sind, zu bebildern. Wie in diesen anschaulichen Lawrence-Lessig-Powerpoint-Vorträgen, nur trickfilmtechnisch viel raffinierter, sucht er eine intuitive visuelle Darstellung für einen komplizierten Sachverhalt. Nun ist es nicht so, dass man Chomsky partout nicht verstehen kann. Er ist kein Physiker oder Mathematiker. Man braucht allerdings Zeit und Konzentration. Gerade das aber lässt Gondry nicht zu. Während Chomsky erklärt, soll man gleichzeitig die Animationen von Gondry verarbeiten.

Es hätte die Verständlichkeit sehr viel mehr befördert, wenn Gondry statt zu zeichnen für eine anständige Untertitelung gesorgt hätte. Der Mann spricht mit einem grauenvoll dicken französischen Akzent. Und Chomsky ist für seine 85 Jahre zwar bemerkenswert fit, aber er nuschelt. Man ist also voll gefordert, die beiden Interviewpartner überhaupt zu verstehen. Da hat man für Gondrys Animationen einfach keine Hirnzellen mehr frei.

Anja Seeliger

Is the Man Who is Tall Happy? Regie: Michel Gondry. Darsteller: Noam Chomsky. Frankreich 2013, 89 Minuten. (Panorama Dokumente, alle Vorführtermine)