"Tararabumbia" - so heißt die Theater-Performance von
Dmitri Krymov, die zum 150. Geburtstag
Anton Tschechows im Januar in Moskau uraufgeführt wurde - eine Hommage an den Dramatiker, in der auf einem Fließband über 80 Schauspieler in mehr als 300 verschiedenen Kostümen erscheinen - Figuren aus den Werken und aus dem Leben Tschechows, aber auch "Delegationen" aus dem befreundeten Land Shakespeares und dem Karneval von Venedig. Der Dichter und Kritiker
Akos Szilagyi hat die Aufführung während des internationalen
Tschechow-Festivals Anfang Juni besucht und
sieht darin auch eine
Parabel auf Russland: "'Tararabumbia' ist mehr als nur der respektlose Respekt, den die Theaterwelt Tschechow zollt. Es ist ein Todesmysterium, ja sogar eine geschichtsphilosophische Parabel, die von dem auf 'das Fließband der Geschichte' montierten
Russland handelt. Das Fließband wird immer schneller, das Land steht aber - oder vielmehr: marschiert - an Ort und Stelle. Auch dann, wenn es seine Beine gerade am schnellsten hebt. Weil es niemals die Gesellschaft, die Menschen sind, die es beschleunigen, sondern der Staat. Der Staat ist aber nur in der Lage, das Fließband zu beschleunigen. Die Kostüme und die Schauplätze ändern sich, das Fließband und die Absurdität der Bewegung ohne Vorankommen bleiben die gleichen. Russland ist vorerst nicht in der Lage, vom Fließband abzusteigen, ohne das Fließband würde es in der
Unbeweglichkeit erstarren und der Zerfall würde beginnen. Also muss es bewegt werden, und es muss immer vom Staat bewegt werden. Russland bewegt sich nur, wenn es getragen wird. Wenn es vom Fließband bewegt wird. Doch das Fließband führt immer nur in dieselbe Richtung: in den
Abgrund."