Magazinrundschau - Archiv

Longreads

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Magazinrundschau vom 22.03.2016 - Longreads

Jerome Charyn, Autor einer fantastischen Krimireihe um den Polizisten und Mörder Isaac Sidel, hat ein Buch über die amerikanische Dichterin Emily Dickinson geschrieben: "The Loaded Gun", der Titel sagt schon alles. Erschienen ist es vor einer Woche bei der Bellevue Literary Press. Einen langen Auszug kann man bei longreads lesen. Noch immer ist die vor 185 Jahren geborene Dichterin, die Charyn direkt neben Shakespeare stellt, ein Rätsel, schreibt er: "Wir haben die kleinen Booklets - Faszikel - wieder zusammengesetzt, die Mabel Loomis Todd zerriss. Wir haben die Veränderungen in ihrer Handschrift studiert. Wir haben ihre geheimen Gedichtlager und die Briefe, die wir finden konnten - Jay Leyda, ein Mann fast so kryptisch wie Dickinson, glaubte, dass wir nur eine winzige Anzahl ihrer Briefe gefunden haben, weniger als ein Zehntel. Und ihre Briefe sind mindestens so verwirrend wie ihre Gedichte, vielleicht sogar noch mehr, denn sie geben vor, uns ein klareres Bild von der Dichterin zu vermitteln. Bald stellen wir jedoch fest, dass sie eine Kollektion von Masken benutzt - manchmal ist sie Kleopatra und eine unscheinbare Maus in demselben Brief."

Magazinrundschau vom 26.01.2016 - Longreads

Anna Vodicka besucht die winzige Insel Peleliu im Südsee-Archipel von Palau, wo zwischen Amerikanern und Japanern eine der blutigsten Schlachten des Zweiten Weltkriegs stattfand. Hier kämpfte auch ihr Großvater. Bis heute räumen NGOs auf der Insel Minen, Bomben und gefährliche Chemikalien weg: "Inzwischen hat eine neue Dschungelhaut die Insel überzogen, die die Artefakte des Kriegs wie Narben mit sich trägt. Bombenhülsen, Torpedos, Granaten liegen getarnt unter dem Grün und Rankenwerk. Landungsboote liegen in verrückten Winkeln an unwahrscheinlichen Orten, zwischen zwei Häusern oder auf der Straße zwischen Bananenbäumen. Kanonen und Burly-A-1-Panzer rosten wie alte Landwirtschaftmaschinen vor sich hin. Aus den Panzern wuchern Farne, wie postmoderne Blüten, die aus Einschusslöchern sprießen."
Stichwörter: Pazifik, Peleliu, Palau, Ngos, Kanon, Narben, Ngo, Rost, Südsee

Magazinrundschau vom 24.03.2015 - Longreads

Colin Dickey, im Rahmen des Künstlerprogramms The Arctic Circle unterwegs auf einem Schiff durch die arktische Inselwelt von Spitzbergen, landete bei seinem letzten Halt in einer Geisterstadt: Pyramiden, einst ein sowjetisches Utopia, eine um eine Kohlenmine gebaute Stadt, komplett mit Theater, Bücherei, Kunst- und Musikstudios, einer Sportanlage und einer Kantine, die 24 Stunden am Tag geöffnet war. Profitabel war die Mine jedoch nie. 1998 verließen die letzten rund 300 Einwohner Pyramiden, das inzwischen von den Möwen übernommen wurde, erzählt Dickey in einer sehr schönen Reportage: "Wenn man durch diese Gebäude geht, hat man den Eindruck, ein giftiges Gas sei durch sie hindurch geströmt und habe in Minuten jeden getötet. Es gibt überall Spuren von Leben - Schalen auf Tischen, Filmrollen in der Vorführkabine, verstreute Musikinstrumente - all das neben der unausweichlichen Tatsache des Verfalls und der Verlassenheit. Im Gymnasium lagen Sportgeräte, die nie wieder benutzt würden, Bücher, die nie wieder gelesen würden. Der nördlichste Swimmingpool der Welt ist jetzt leer. Der nördlichste Flügel der Welt ist jetzt schwer verstimmt. Der triumphale Blick der sowjetischen Denkmäler trifft jetzt nur noch auf Leere."

Magazinrundschau vom 28.02.2014 - Longreads

Josh Roiland sieht sich für einen sehr schönen und lehrreichen Artikel für Literary Journalism Studies, den er bei Longreads online stellte, die nicht-fiktionalen Texte von David Foster Wallace an, die man dennoch nicht als journalistisch definieren kann. Eines seiner Beispiele ist ein Text ("Roger Federer as Religious Experience"), den Wallace für die New York Times über Roger Federer schrieb und für den er Federer in Wimbledon traf. Tennis war bekanntlich eine wichtige Sache für Wallace. Roiland liest sich Wallace' Notizen zum Interview durch: "Wahrnehmung war wie immer sein großes Thema. Seine spezielle Herangehensweise war Wallace bewusst. Deutlich machte er sie, indem er seine neun Fragen mit einer gedruckten Überschrift versah: 'Nicht-journalistische Fragen'. Jede Frage ist einen Absatz lang, voller Abschweifungen, Nebenbemerkungen und Definitionen; manche haben handgeschriebene Zusätze. Kurz, sie lesen sich wie David Foster Wallace. Er fragt Roger Federer, ob er sich seiner Größe bewusst sei, ob ihm das Medienmikroskop bewusst sei, unter dem er operiert, ob er wisse, zu welchem Grad von Schönheit sein Athletismus imstande sei und wie großartig seine Bälle wirkten. Er schrieb sogar: 'Wieviel kriegen Sie von den Balljungen mit?', strich diese Frage aber durch."

Magazinrundschau vom 02.01.2013 - Longreads

Zum Weiterstöbern: Auf Longreads stellen Reporter ihre Lieblingsreportagen 2012 vor.