Georges-Arthur Goldschmidt

Vom Nachexil

Cover: Vom Nachexil
Wallstein Verlag, Göttingen 2020
ISBN 9783835335905
Gebunden, 88 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Georges-Arthur Goldschmidt ist einer der zentralen Autoren der Holocaustliteratur. Als Sohn einer schon im 19. Jahrhundert zum Protestantismus konvertierten jüdischen Familie war er in Deutschland in größter Gefahr. Deshalb schickten seine Eltern den zehnjährigen Georges-Arthur und seinen älteren Bruder Erich 1938 zuerst nach Italien. Im folgenden Jahr flüchteten sie weiter nach Frankreich. Im Internat in Annecy war Goldschmidt ebenfalls traumatisierender Gewalt ausgesetzt. Schließlich versteckten ihn Bergbauern in Savoyen bis zum Kriegsende und retteten dadurch sein Leben. Goldschmidts Werk ist zutiefst geprägt vom Gefühl existentieller Ortlosigkeit zwischen den Sprachen und zwischen den Ländern.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.05.2020

Andreas Platthaus liest George-Arthur Goldschmidts Buch mit Verständnis für das Ringen um den Ausdruck und die Erinnerung an ein "gespaltenes Leben". Wie der Autor sowohl mit seiner Muttersprache Deutsch als auch der späteren Exilsprache Französisch lebt, denkt und schreibt, kann er nachvollziehen, wenn der Autor die eigene Gespaltenheit an die Ambivalenzen des 20. Jahrhunderts anlegt - in "unverkennbarem Tonfall", mit dem vergegenwärtigendem Mittel der Wiederholung. Eine Lektüre, die nicht kaltlässt, versichert Platthaus.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 04.05.2020

Als Summe von Georges-Arthur Goldschmidts Schreibens empfindet Paul Jandl das neue Buch des deutsch-französischen Autors. Goldschmidts konkretisierender essayistisch-autobiografischer Stil macht's möglich, dass Jandl wiederauftauchendes Bekanntes aus Goldschmidts Werk und Leben neu liest. Goldschmidts Überlegungen zum Exil und die Lebensgeschichte des Autors über den Topos der Sprache zusammengeführt, ergeben für Jandl spannende Lektüre, "bestürzend lakonisch" und doch wie ein Roman, so Jandl.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 23.04.2020

Rezensentin Cornelia Geißler schätzt das Bohrende an Georges-Arthur Goldschmidts immer wieder um Glück und Last des Exils kreisenden Texte. Das Lebensthema des Autors begegnet ihr in diesem Buch des 92-Jährigen erneut, aber eben aus der Sicht von heute und in weiterhin "unverbrauchten" Worten und mit geübter Gedankenschärfe, die sich immer tiefer in das Thema hineinarbeitet. Wenn Goldschmidt über Gelbwesten, IS und Antisemitismus schreibt, hört Geißler den Jahrhundertzeugen, dessen Sprache über eine enorme Vielfalt der Wörter verfügt für Angst, Schmerz und Lust.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 04.04.2020

Auch in diesem Buch kreisen Georges-Arthur Goldschmidts Gedanken wieder um die Folgen des Exils, weiß Rezensent Thomas Schaefer. Als Kind von den Eltern in ein Internat nach Frankreich geschickt, damit er den Nazis entkommt, und nicht in der Lage, diesen Bruch zu verarbeiten, vergewissert sich Goldschmidt mit dem Erzählen fortwährend seiner selbst, erklärt der Kritiker. Ihn hat vor allem die "Präzision und Reflektiertheit" der Sprache des Autors beeindruckt, von der er vermutet, dass sie von der Bilingualität Goldschmidts herrührt - ein Deutsch "von unverwechselbarer Schönheit", staunt Schaefer.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 21.03.2020

Rezensent Dirk Fuhrig verschlingt Georges-Arthur Goldschmidts Lebenserinnerungen "im Twitter-Format" in einem Rutsch. Derart mitreißend erscheint ihm, was der Autor über eine Jugend im Exil in einem französischen Internat, über seine zum Protestantismus konvertierten Vorfahren und das deutsch-jüdische Leben vor Hitler zu berichten hat. Derart schlicht, knapp und anrührend, meint er, formuliert Goldschmidt, lässt seine Hassliebe zu Deutschland durchschimmern und gibt sich noch einmal als beredter Zeitzeuge zu erkennen.