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Bettleroper aus Kinshasa: Machérie Ekwa Bahangos "Maki'la" (Forum)

Von Thekla Dannenberg
18.02.2018.


Gleich zu Beginn macht Machérie Ekwa Bahango klar, dass sie uns mit ihrem Debütfilm "Maki'la" keine liebgewonnenen Bilder aus dem Kongo präsentieren wird. Die Sapeurs, die mit ihrem extravaganten Kleidungsstil die europäischen Feuilletons in den Bann schlagen, werden erst mit einem Kübel Spott übergossen. Es sind armselige, zerlumpte Gestalten, die durch die Straße tänzelnd den Willen zum mondänen Leben nachäffen. Von ihnen erzählt Bahango in ihrer rauen Bettleroper aus Kinshasa, mit der Musik von Papa Wemba.

Im Mittelpunkt des Films steht die junge obdachlose Maki. Sie wacht über ihre Straße so herrisch wie mitleidlos. Von ihrem Mann, dem treulosen Ganoven Mbingazor, will sie keine falschen Liebesschwüre, sondern Geld. Als sich die kleine, halb verhungerte Acha an sie hängt, erbarmt sich Maki ihrer. Die Kleine ist von einem liebenswerten Naturell und eine geschickte Diebin. Dass sich zwischen den beiden jungen Mädchen so etwas Freundschaft anbahnen könnte, finden die Typen in der Straße zum Schießen.





Um Mitgefühl buhlt in diesem Film niemand. Amour Lombi spielt die Maki mit aufreizender, fast schon aggressiver Körperlichkeit, und auch Serge Kanyinda, der mit etlichen verhunzten Tattoos viel Street Credibility mit sich bringt, lässt keinen Zweifel an der Verschlagenheit seines Charakters. Die beiden bringen eine geradezu verstörende Rauheit in den Film, der zu keinen Sentimentalitäten neigt. Das Elend macht nicht sympathisch. Doch der Blick auf die Armutsgestalten ändert sich, wenn man erfährt, wie sie auf der Straße gelandet sind, was diese Waisen für eine Odyssee hinter sich haben, von Lubumbashi nach Kinshasa. Und vor allem wenn die Dinge eine dramatische Wendung nehmen, die eine Ahnung davon geben, was jungen Frauen in einem Land blüht, in dem die Gier nach Beute so verbreitet ist. In dem Menschen so verachtet werden wie okkulte Mächte verehrt.

Maki'la. Regie: Machérie Ekwa Bahango. Mit Amour Lombi, Fideline Kwanza, Serge Kanyinda, Deborah Tshisalu, Plotin Dianani u.a.. Demokratische Republik Kongo / Frankreich 2018, 78 Minuten. (Vorführtermine)