In Grenoble sind zwei Professoren in sozialen Medien und über Graffiti an Uni-Gebäuden als "
Islamophobe" und Faschisten an den Pranger gestellt worden (unser
Resümee). In Frankreich hat die Affäre nach dem Mord an
Samuel Paty, der mit einer ähnlichen Kampagne anfing, Aufsehen erregt. Hadrien Brachet
berichtet für die Zeitschrift
Marianne über die Atmopshäre an der Uni Grenoble, wo sich Professoren
in einem Papier äußerten: "Merklich hin- und hergerissen zwischen der Verurteilung der Graffiti und Sympathie für andere Kollegen beklagen sie in dem Kommuniqué 'gefährliche Handlungen' und rufen zur 'Befriedung' auf, ohne jedoch eine Unterstützung der Angegriffenen zu formulieren. Der Repräsentant des wichtigsten Studentenverbands prangert seinerseits eine 'instrumentalisierte Polemik' an und fordert sogar Sanktionen gegen die beiden der 'Islamophobie' bezichtigen Professoren an." In der
Welt wird
Klaus Kinzler, einer der beiden attackierten Professoren, interviewt, das Interview steht leider nicht online.
Der "Islamogauchismus", die Allianz zwischen linken Intellektuellen und reaktionären Islamisten, ist nicht das Hauptproblem an den französischen Universitäten, meint die Kunstsoziologin
Nathalie Heinich im
Interview mit der
NZZ, sondern "die Vermischung zwischen Aktivismus und Forschung. ... Wenn wir so weitermachen, entwickelt sich die Uni zu dem Ort, an dem in Dauerschleife
rein ideologische Arbeiten über Diskriminierung entstehen. Damit man mich richtig versteht: Gegen Diskriminierung zu kämpfen, ist absolut richtig und legitim - in der Arena der Politik. Es gibt Parteien und Assoziationen dafür. An der Uni dagegen sind wir angestellt, um Wissen zu schaffen und weiterzugeben, und nicht, um die Welt zu verändern."
Der klassische Philologe
Jonas Grethlein erzählt auf der Geisteswissenschaften-Seite der
FAZ aus Cambridge und Oxford, wo Altphilologen Sensibilisierungskurse über ihren "strukturellen Rassismus" belegen sollen und kritisiert Bestrebungen, sein Fach nach den Kriterien der "Critical Race Theory" um den amerikanischen Althistoriker
Dan-el Peralta neu zu orientieren: "Dan-el Peralta, Professor für römische Geschichte in Princeton, hat wiederholt festgestellt, als Schwarzer und Immigrant könne er Unterdrückung und andere Phänomene in der Antike anders und besser erschließen als seine weißen Kollegen. Hier wird die Identität des Wissenschaftlers zum Grund für neue Erkenntnisse, die Identitätslogik ist mit der Erkenntnislogik verbunden. ... Altertumswissenschaftler betrachten vergangene Kulturen wie die Antike im
Horizont ihrer eigenen Zeit. Aber wenn dieser Horizont
so übermächtig wird, dass sie die antiken Werte und Praktiken primär als Bestätigung oder Widerspruch zu ihren eigenen Vorstellungen sehen, dann verspielen sie die Möglichkeit, neue Perspektiven auf die Gegenwart zu gewinnen."