"Als die Bomben hochgingen, saß ich zusammen mit zwei Bhutto-Leibwächtern auf der Führerkabine eines Lastwagens, 50 Meter hinter Benazirs Caravan." Urs Gehriger
war auch in dem Krankenhaus, in das die Verletzten und Toten gebracht wurden, und er war bei der
Pressekonferenz, die
Benazir Bhutto 17 Stunden nach dem Attentat hielt: "'War es nicht leichtsinnig, den Prozessionszug entgegen allen Warnungen durchzuführen?', will ein Journalist wissen. 'Tragen Sie nicht sogar
Mitschuld für den Tod von über hundert Menschen?' Bhutto ist sich weder eines Fehlers noch einer Schuld bewusst. 'Warum waren
die Lichter aus?', fragt sie stattdessen. 'Wir hätten die Attentäter gefasst, aber wir konnten nichts sehen.' Sie selbst und jeder, der im Umzug vorne dabei war, weiß, dass diese Behauptung absurd ist. Bhutto brauchte den Umzug, um ihren Machtanspruch zu markieren. (...) Je länger Bhutto spricht, desto deutlicher wird, wie stark sie die destruktive Realität in diesem zerrissenen Land bereits eingeholt hat. Ihre Ideale kommen westlicher Gesinnung am nächsten, doch in paradoxer Weise gleicht
ihr Jargon dem ihrer Erzfeinde, den Islamisten: Die Verehrung ihres Vaters als 'Märtyrer', ihre morbide Todesbereitschaft, die Bereitschaft auch, ihr Fußvolk als Kanonenfutter gegen die Feinde einzusetzen."
Beatrice Schlag
berichtet von einer Fehde zwischen dem Verlag und der Witwe
Raymond Carvers. Letztere "will die 17 Geschichten aus 'Wovon wir reden, wenn wir von Liebe reden' unter dem Titel 'Beginners' nochmals veröffentlichen - diesmal auf der Grundlage von
Carvers Originalmanuskripten. Der Verlag läuft Sturm gegen das Projekt. 'Lieber würde ich Ray wieder aus der Erde buddeln', sagt Knopf-Vizechef Gary Fisketjon, der Carvers letzter Lektor war. 'Ich verstehe nicht, was Tess daran für ein Interesse hat, außer sie wolle die
Literaturgeschichte neu schreiben. Ich bin entsetzt.' Tess Gallagher antwortet, die neue Version des Carver-Buches solle lediglich das Vermächtnis ihres verstorbenen Mannes wiederherstellen: 'Ich freu mich auf die Zeit, wenn ein begeisterter Leser nicht mehr auf mich zukommt und fragt: Hat
Gordon Lish wirklich alle Carver-Storys geschrieben?'"
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porträtiert Roberto Cavalli, den Designer für weiße Rockstars.
Marek A. Cichocki, Direktor des EuropäischenZentrums Natolin, eines konservativen polnischen Think-Tanks, und Berater des polnischen Präsidenten Lech Kaczinski,
kommentiert den
Wahlausgang in Polen: "Die polnische Demokratie ist gesünder und stabiler geworden." Und Güzin Kar
weiß, warum immer
ältere Männer sind, die über den Feminismus jammern: "Weil sie das neue Gebiss testen müssen, und es geht am besten mit Wörtern, in denen F und S vorkommen. Darum schimpfen sie über den
Feminiffmuff..."