Was nützt
Literatur in einem Land, in dem sechzig Prozent der Menschen angeben, nichts zu lesen? Der Dichter und Literaturkritiker
Jaroslaw Klejnocki (
hier ein älterer Artikel auf Deutsch)
gibt sich realistisch: "Die formierende Rolle der Literatur ist für die Jugend von heute kein Thema mehr. Die Konsequenzen werden in fünfzehn Jahren zu Tage treten, wenn diese Generation das Steuer übernimmt. Lesen kann wieder zum
elitären Zeitvertreib werden, wie vor einigen hundert Jahren. Ich weiß nicht, wie das die Poesie beeinflussen wird, aber wenn die Gesellschaft endlich das anvisierte materielle Niveau erreicht, werden die Menschen vielleicht etwas vermissen, und vielleicht wird der eine oder andere die Zeit finden, um etwas zu lesen. Es ist aber aussichtslos darauf zu hoffen, dass
Poesie in Polen massenhaft gelesen wird. Dichter wurden in diesem Land nie gelesen, sie werden jetzt nicht gelesen, und werden es auch in Zukunft nicht." In dieser Situation käme es darauf an, die
Qualität der Sprache zu pflegen, statt um die Gunst der Massen zu buhlen, so Klejnocki.
Ein ganzer Textblock ist
Berlin heute gewidmet, unter anderem als Nachgang zum künstlerischen Teil der
Ausstellung "Wir, Berliner!" und zum 20. Jahrestag des Mauerfalls. Thematisch schließt
Bartek Konopkas Dokumentarfilm "Mauer Hase" (der polnische Titel heißt wortwörtlich übersetzt: "Kaninchen a la berlinois") an, der auch für den Oscar nominiert wurde. Bei
Youtube kann man ihn in mehreren Teilen sehen. "Mauer Hase" und
Izabela Plucinskas Animationsfilm "Esterhazy" zeigen eine ungewöhnliche doppelte Außenseiterperspektive,
schreibt Marta Brzezinska. "Das deutsche Kino sucht nach einer Formel, um die jüngste Geschichte zu erzählen. Noch schafft man es nicht, einen distanzierten Blick darauf zu werfen, die
Kaninchenperspektive einzunehmen". Diesen Versuch haben nun zwei junge Polen unternommen.