Vergangene Woche wurde bekannt, dass Nobelpreisträger
Imre Kertész zum Nationalfeiertag am 20. August mit dem staatlichen Sankt-Stephan-Orden ausgezeichnet werden soll. Es entbrannte umgehend
eine Kontroverse über das Vorhaben. Freunde Kertész" rätselten darüber, ob er die Auszeichnung annimmt, nicht wenige rieten ihm davon ab. Andere waren verblüfft, dass die gegenwärtige Regierung ausgerechnet den Schriftsteller auszeichnet, der sie so oft kritisiert hatte. Wir zitieren aus dem Editorial der Wochenendausgabe von
Népszabadság: "Hier das Lebenswerk, hier der Schriftsteller mit seinem Nobelpreis, gegen den der höchste staatliche Orden
wie ein Schulterklopfen erscheint. Er soll die Größe des Ausgezeichneten preisen. Eine Größe, mit der jene Offiziellen, die jetzt den Orden übereichen wollen, bisher haderten. Wie sehr? So sehr, dass sie Kertész in
unermesslicher Frechheit und zynischer Heuchelei jenen Orden geben, den damals Hermann Göring bekam... Es ist gleich, ob er ihn annimmt - soll er nur, niemand soll etwas Schlechtes sagen... Für ihn ist es gleich - und für uns kann es auch gleich sein. Er ist
unser Schriftsteller, der Schriftsteller seiner Leser."