Magazinrundschau - Archiv

Fathom

2 Presseschau-Absätze

Magazinrundschau vom 07.05.2019 - Fathom

Die Sowjetunion hatte einst ein offizielles "Antizionistisches Komitee der sowjetischen Öffentlichkeit", das 1984 in vielen Sprachen eine Schrift über die "verbrecherische Allianz des Zionismus und Nazismus" herausbrachte. Die Argumentationsfiguren in dieser Schrift ähneln denen der heutigen antisemitischen Linken aufs Haar, schreibt Izabella Tabarovsky, eine Spezialistin für die Geschichte des kommunistischen Antizionismus. Und diese Schrift war nur Teil einer heute fast vergessenen jahrzehntelangen antizionistischen Kampagne der Sowjetunion: "Der Antisemitismus dieser Kampagne war bestürzend. Die meisten Autoren - von denen viele Verbindungen zum KGB oder der Parteispitze hatten - stützten sich stark auf antisemitische Denkfiguren, die sie direkt aus den 'Protokollen der Weisen von Zion' bezogen. Manche in der Gruppe waren Bewunderer Hitlers und des Nationalsozialismus und benutzten 'Mein Kampf' als Quelle der 'Information' über Zionismus und Inspiration für die eigenen Interpretationen. Die Sowjets bestritten Beschuldigungen des Antisemitismus mit Vehemenz, die sie als 'zionistische Tricks' und 'schändliche imperialistische Machenschaften' abtaten. Aber die 26 Millionen sowjetischen Juden wussten es besser. 1976, auf einem der Höhepunkte der Kampagne, sagte der sowjetisch-jüdische Aktivist Natan Scharanski, er spüre einen 'Geruch nach Pogrom' in der Luft."

Magazinrundschau vom 21.03.2017 - Fathom

Matthias Küntzel, Spezialist für unterirdische Kontinuitätslinien von Nationalsozialismus zum Islamismus, wirft einen Blick auf die Wochen vor dem Sechstagekrieg, der bald fünfzig Jahre her ist. Gamal Abdel Nasser, schreibt er, machte sich einen populären Antisemitismus der "arabischen Straße" zunutze, der einst auch von den Nazis gezüchtet worden war: "Obwohl Nasser leugnete, selbst ein Antisemit zu sein ('auf persönlicher Ebene war ich nie Antisemit') betonte er die große Bedeutung der 'Protokolle der Weisen von Zion' für das Verständnis der Weltpolitik und behauptete öffentlich, dass 'dreihundert Zionisten das Schicksal des europäischen Kontinents bestimmen': Wer immer an so etwas glaubt, muss auch den Holocaust leugnen. Nasser leugnete ihn direkt ('niemand nimmt die Lüge über die sechs Millionen angeblich ermordeten Juden ernst') und indirekt mit seiner Behauptung, dass 'Ben Gurion so viele Araber tötete wie Hitler Juden'."