Außer Atem: Das Berlinale Blog

Halbgarer Genrebrei: Alonso Ruizpalacios' "Museo" (Wettbewerb)

Von Anja Seeliger
22.02.2018.


Zwei Loser, Juan und Benjamin, räumen das anthropologische Museum in Mexiko Stadt aus, um die Beute zu verkaufen. Warum? Fragen Sie mich nicht. Es scheint nur am Rande um Geld zu gehen. Die beiden wollen für den unermesslichen Maya-Schatz gerade mal eine Million Dollar. Es geht um das Abenteuer, sicher. Und ein bisschen um die Familie, auf die Juan aus unerfindlichen Gründen herabguckt. Oder geht es um das generelle Problem ethnologischer Museen heutzutage?

Der Film beginnt damit, dass die riesige Statue des aztekischen Gottes Tlaloc 1963 aus einer Schlucht bei Coatlinchan auf Spezialfahrzeugen zum neugebauten anthropologischen Museum in Mexiko Stadt gefahren wird. Seitdem steht sie vor dem Eingang des Museums. Aber ist das ihr richtiger Platz? In einer anderen Szene diskutieren die beiden Diebe und ihr Hehler mit einem potentiellen amerikanischen Käufer (der sofort abspringt, als er versteht, worum es geht) über den "Diebstahl" ethnologischer Artefakte durch die Europäer und Amerikaner. Aber um das Problem ethnologischer Museen geht es eigentlich auch nicht, denn jetzt sind wir schon wieder auf der Landstraße und landen in einer Bar mit Bauchtänzerinnen.

Der Film, dem eine wahre Geschichte zugrunde liegt, ist neben Heist- auch Roadmovie, Familiendrama und Buddyfilm. Ein halbgarer Genrebrei, den auch die zwei wunderbaren Hauptdarsteller Gael Garcia Bernal und Leonardo Ortizgris nicht retten. Dieser seltsame Drang, alle Genres zu mischen, der auf dieser Berlinale so oft zu beobachten war - ist das die letzte Ausflucht eines Kinos, das überhaupt keine Ahnung mehr hat, warum es etwas erzählt? Am Ende heißt es, Benjamin solle die Geschichte erzählen, sie aber nicht mit der Wahrheit verderben oder so ähnlich. In diesem Fall habe ich den Verdacht, dass die Wahrheit vielleicht interessanter gewesen wäre als die Fiktion.

Museo. Regie: Alonso Ruizpalacios. D: Gael García Bernal, Leonardo Ortizgris, Alfredo Castro u.a. Mexiko 2018. 128 Minuten. (Vorführtermine)