Einfach weitermachen wie vorher, aufbauen und die Böden wieder versiegeln, das geht eigentlich nicht nach den
Überschwemmungen, lernt Gerhard Matzig, der für die
SZ mit der Bauingenieurin
Lamia Messari-
Becker telefoniert hat: "Das Wissen um die Bodenbewirtschaftung verdampft - und Messari-Becker sagt: 'Es gibt
kein kollektives Katastrophengedächtnis. Wir müssen baulich und räumlich auf Naturkatastrophen und den Klimawandel reagieren. Wir müssen lernen, uns anzupassen.' Stattdessen gibt es jetzt die Forderung, in den betroffenen Gebieten alles so schnell wie möglich 'wieder aufzubauen'. Damit es bald wieder so ist wie 'vorher'. Es ist
exakt dieses Vorher, das uns das nächste Nachher beschreibt."
Als Wissenschaftler kann man nur depressiv werden, meint im Interview mit der
SZ der
Autor Toralf Staud, wenn man sieht, wie wenig
die Warnungen vor den Folgen des Klimawandels ankommen: "Ich wundere mich beim Gang durch die Stadt jeden zweiten Tag darüber, dass wieder irgendein Gebäude mit
riesigen Fensterflächen fertig wird. Das wird ja 2050 noch stehen, und da werden sich dann in jedem Sommer die Innenräume total aufheizen. Oder in Brandenburg, all die Häuser, die nahe
am Rand der Kiefernwälder stehen, obwohl klar ist, dass es häufiger Waldbrände geben wird. Ich stolpere darüber, dass
in Tiefgaragen Notstromaggregate stehen und in Wissenschaftsinstituten und Behörden die
Serverräume im Keller liegen, obwohl völlig klar ist, dass da bei Hochwasser das Wasser reinlaufen wird und dann die Netze ausfallen."