Pierre-André Taguieff ist ein großer Spezialist für die Geschichte des
Antisemitismus. In seinem Buch "La Judéophobie des modernes" legte er die Wurzeln des modernen Antisemitismus in der extremen Rechten und Linken des 19. Jahrhunderts offen. In
Marianne schreibt er über die große Rolle, die die "Protokolle der Weisen von Zion" für
Adolf Hitler spielten, der sich das Machwerk schon gleich nach dem Ersten Weltkrieg zu eigen macht. Taguieff beschreibt am Beispiel der "Protokolle" sehr schön, wie die Logik von Verschwörungstheorien funktioniert: Schon "
im August 1921 legt der britische Journalist Philip Graves in der
Times dar, dass die 'Protokolle'
eine Fälschung sind. Aber das ändert für Hitler und die Naziführers nichts an ihrem Glauben, dass das Dokument die Existenz der 'jüdischen Gefahr' beweise. Ob in Deutschland, Frankreich, Großbritannien oder Italien - die Gegenargumentation der Verteidiger der Echtheit der Protokolle ist schlicht und funktioniert wie ein Argument 'ad hominem': Je heftiger die Juden, diese 'Großmeister der Lüge', das Dokument als Fälschung anklagen, desto mehr bestätigen sie, dass es echt ist. Ein schönes Beispiel für einen Denkfehler, der als '
Bestätigungsfehler' oder 'confirmation bias' bezeichnet wird."