Magazinrundschau - Archiv

Marianne

2 Presseschau-Absätze

Magazinrundschau vom 03.11.2020 - Marianne

Pierre-André Taguieff ist ein großer Spezialist für die Geschichte des Antisemitismus. In seinem Buch "La Judéophobie des modernes" legte er die Wurzeln des modernen Antisemitismus in der extremen Rechten und Linken des 19. Jahrhunderts offen. In Marianne schreibt er über die große Rolle, die die "Protokolle der Weisen von Zion" für Adolf Hitler spielten, der sich das Machwerk schon gleich nach dem Ersten Weltkrieg zu eigen macht. Taguieff beschreibt am Beispiel der "Protokolle" sehr schön, wie die Logik von Verschwörungstheorien funktioniert: Schon "im August 1921 legt der britische Journalist Philip Graves in der Times dar, dass die 'Protokolle' eine Fälschung sind. Aber das ändert für Hitler und die Naziführers nichts an ihrem Glauben, dass das Dokument die Existenz der 'jüdischen Gefahr' beweise. Ob in Deutschland, Frankreich, Großbritannien oder Italien - die Gegenargumentation der Verteidiger der Echtheit der Protokolle ist schlicht und funktioniert wie ein Argument 'ad hominem': Je heftiger die Juden, diese 'Großmeister der Lüge', das Dokument als Fälschung anklagen, desto mehr bestätigen sie, dass es echt ist. Ein schönes Beispiel für einen Denkfehler, der als 'Bestätigungsfehler' oder 'confirmation bias' bezeichnet wird."

Magazinrundschau vom 05.05.2015 - Marianne

Für "auf der Stelle anwend- und einsetzbar" hält Bernard-Henri Lévy Carolin Fourests Essay "Eloge du blasphème", ihr Loblied auf die Blasphemie, das die feministische Schriftstellerin und Journalistin vier Monate nach den Anschlägen auf Charlie Hebdo veröffentlicht hat. Man solle dafür "alles stehen und liegen lassen", um - unter anderem - zu verstehen, "dass die, die es wagen zu sagen, Charlie "habe es ja nicht anders gewollt", genau solche Spießer sind wie die, die nachdem eine Frau vergewaltigt wurde, sagen "ihr Rock war zu kurz"." Zum Nachlesen: Das Magazin Marianne bringt einige Auszüge aus Fourests Essay. Darin setzt sie sich kritisch mit der Verantwortung der sozialen Medien auseinander und begrüßt, dass etwa Twitter und Facebook trotzt Drohungen Profile von IS-Dschihadisten gelöscht haben. Man müsse unbedingt auch weiterhin auf sie einwirken, um "im Sinne des Schutzes von Privatangelegenheiten weiterzukommen... Andernfalls werden nicht regulierte sozialen Netze auch weiterhin der Bigotterie Vorschub leisten, indem sie als Ventil zum Abreagieren einer fanatischen Gewalt dienen, die unsere Realität längst überschwemmt."