Der Literaturhistoriker
György Tverdota veröffentlichte vor kurzem den ersten Teil seiner Monografie über den
Dichter Attila József, der in Ungarn als einer der bedeutendsten Lyriker verzeichnet wird. Der Titel von Tverdotas Buch, "Ihr Proletarier, bedenkt das", ist eine Zeile aus Józsefs Gedicht "Meine Mutter". Was normalerweise nur eine Nachricht in Fachkreisen wäre, wird diesmal weit über deren Grenzen hinaus diskutiert, was einerseits mit der Bedeutung und Popularität von Attila József zu erklären ist, andererseits gilt Tverdota als der bedeutendste und profilierteste Kenner von Józsefs Werk. Im
Interview mit Benedek Várkonyi spricht Tverdota u.a. über Sinn und Unsinn einer "
Entideologisierung"
von Dichtern, wobei er als positivistischer Literaturhistoriker die Bedeutung der Geschichte grundsätzlich betont: "Das Buch hat den Titel: 'Ihr Proletarier, bedenkt das'. Und dies kann auch als Antwort auf die Frage dienen, ob man Attila József entideologisieren kann oder sollte. Wenn wir aus ihm einen Dichter machen, der
kurze Zeit Kommunist war, um seine marxistischen Ideen kaum erwähnen zu müssen, dann radieren wir Attila József aus. Es wurde auch gesagt, dass er
ein Loser war. Dann müssen wir uns aber damit abfinden, dass das gesamte Land aus Losern besteht. Die Ungarn mögen von sich denken, dass sie ein Herrenvolk sind. Hier war jeder ein Herr und Aristokrat, jedermanns Vorfahren gingen auf die Jagd. Dieses Land will sich heute aus der Armut stemmen, mit welchem Erfolg kann ich nicht sagen. Man muss einfach zur Kenntnis nehmen, wie Attila József tatsächlich war. Die Überschrift ist absichtlich provokativ, denn ich wollte Attila József dort verorten,
wo er tatsächlich war. Aber es hat auch eine sprachliche Dimension. Ich wollte einen Titel mit einem Verb im Imperativ. Das ist selten."