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Suchwort: "Mandelstam"
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Vorgeblättert 21.07.2003 […] Ralph Dutli: "Mandelstam".
Meine Zeit, mein Tier.
Amman Verlag Zürich 2003, 600 Seiten mit zahlreichen Abbildungen, gebunden, 26,80 Euro.
Erscheint Mitte August
Zur Leseprobe
Mehr Informationen beim Ammann Verlag.
Klappentext:
Ossip Mandelstam (1891-1938, mehr hier), einer der größten russischen Dichter (mehr hier), ist heute vor allem als Mythos bekannt: Er gilt als Märtyrer für die […] die Poesie. Sein Tod in einem Gulag bei Wladiwostok prägt seither das Bild: Mandelstam (Bilder) als Opfer totalitärer Macht. Aber der stolze und selbstbewusste, scharfzüngige und streitlustige, sinnliche, lebensfrohe und witzige Mandelstam, der durchaus kein Märtyrer sein wollte, wird aus dem Mythos meist ausgeblendet. Mandelstams Witwe Nadeschda lernte seine Gedichte auswendig, um sie vor Stalins Häschern […] literarische Biografie - international die erste - des Dichters und Menschen Ossip Mandelstam.
Zum Autor:
Ralph Dutli wurde 1954 in Schaffhausen (Schweiz) geboren, studierte von 1974 bis 1980 in Zürich und Paris Romanistik und Russistik. Er ist Essayist, Lyriker, Übersetzer und Herausgeber der zehnbändigen Ossip-Mandelstam-Gesamtausgabe und außerdem Übersetzer und Herausgeber von drei Büchern mit Gedichten […]
Vorgeblättert 21.07.2003 […] zwischen den Partnern muß stark gewesen sein. Das "physische Gelingen" dieser Beziehung, so die Memoiren, habe Mandelstam nicht als Herabsetzung ihrer Liebe verstanden, sondern im Gegenteil. Ungleich Alexander Blok, der in seinem Liebesmythos der entrückten "Schönen Dame" nachhing, habe Mandelstam seine Liebe mit einem "schlichten Mädchen" (dewtschonka) verwirklichen wollen, mit dem "alles zum Lachen, simpel […] rund fünfzig Liebesbriefen, die einen fürsorglichen, liebenden Mandelstam in zärtlichen Alltagsgesten zeigen. Er blieb in Leningrad und versuchte mit seinen Brotarbeiten, Übersetzungen und Verlagsgutachten, Nadeschdas Aufenthalt auf der Krim materiell sicherzustellen. Kein Berufsverband, keine Versicherung übernahm die Kosten: Mandelstam war seit seinem Austritt aus dem Schriftstellerverband im August […] Oktober 1925 nach Jalta fährt, bezieht Mandelstam ein kleines Zimmer in der Wohnung seines Bruders Jewgenij auf der Wassilij-Insel, 8.Straßenlinie, Nr.31. In dem Haushalt lebten, nach dem frühen Tod von Jewgenijs erster Ehefrau Nadeschda Darmolatowa, auch dessen Schwiegermutter und die fünfjährige Tochter Tatka (Natascha), aber auch der Vater Emil Mandelstam.
Mandelstams Briefe an Nadeschda von 1925 […]
Vorgeblättert 21.07.2003 […] Maximilian Woloschin zu Besuch, als auch Mandelstam in Koktebel auftauchte. Jetzt hat sie den zerbrechlichen Charme einer unglücklichen jungen Frau, deren Lebenswünsche und schauspielerischen Träume sich nicht verwirklichen lassen. Mandelstam bringt Olga nach Hause zu Nadeschda. Doch was als Freundschaft zu dritt anfing, endete als die schlimmste Ehekrise. Mandelstam war fast sofort in Olga verliebt, erst […] Eine Wohnung in Puschkins Lyzeum: Detskoje Selo, Dezember 1926.)
Mitte Januar 1925 trifft Mandelstam in Leningrad auf der Straße Olga Waksel, eine zierliche Schönheit und Schauspielerin, die vom Film träumt. Sie hat eine gescheiterte Ehe hinter sich und einen einjährigen Sohn, für den sie sorgen muß. Mandelstam kennt Olga bereits: Im Sommer 1916 und 1917, als dreizehn-, vierzehnjähriges Mädchen, war […] 1970, als sie das Buch schrieb, schien ihr die ungezügelte Eifersucht die Feder zu führen. Fast täglich sei die junge Schöne vorbeigekommen und habe vor ihrer Nase Mandelstam "entführt". Die Situation wäre reichlich banal, hätte Mandelstam in jenen ersten Monaten des Jahres 1925 für Olga nicht zwei seiner schönsten Gedichte geschrieben, die er wohlweislich vor Nadeschda verborgen hielt (1935, in der […]
Vorgeblättert 21.07.2003 […] eine bewußte Wahl, in jener grausamen Epoche keine Kinder aufzuziehen. Mandelstam verstand sich aber ausgezeichnet mit Kindern. Und Kinderbücher waren eine Gelegenheit, zu ihnen zu sprechen. Eine kritische Leserin seiner Kinderbücher war die kleine, altkluge Tatka, die Tochter seines Bruders Jewgenij. Kinderverse waren für Mandelstam Mitte der zwanziger Jahre zwar kein wirklicher Ausweg aus der Sackgasse […] Alejchem, Jizchak Leib Perez, Abraham Goldfaden und anderen.
Mandelstam war in Kiew stark beeindruckt von dem jüdischen Schauspieler Solomon Michoëls (1890 bis 1948), über den er sofort ein Prosaporträt schrieb. Auf der Rückfahrt nach Moskau blieb der Zug auch noch in einem belorussischen Schtetl stehen. Lauter lebhafte Eindrücke für Mandelstam, der sich früh mit Hilfe seiner assimilierten Mutter vom Judentum […] (Jerusalem 1971) und noch im Neuen Lexikon des Judentums (Gütersloh 2000) wird das Klischee kolportiert, Mandelstam gelte als "Repräsentant des ›jüdischen Selbsthasses‹". Das vergröbernde Etikett konnte nur in Unkenntnis der Prosatexte Kiew und Michoëls entstehen. Im Brief vom 17.Februar 1926 schreibt Mandelstam an Nadeschda, nach einer Begegnung mit dem Orientalisten Schilejko: "Und ich sagte ihm, daß ich […]