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Suchwort: "Felice"
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Vorgeblättert 18.08.2014 […] Gastfreundschaft angeboten, aufgedrängt sogar, wie Felice im Nachhinein empfand. Die Eigentumswohnung, die ihr der Ex-Ehemann in Park Slope, einer der derzeit angesagten Gegenden Brooklyns gekauft hatte, konnte Sues früheres Dasein im East Village offenbar nicht kompensieren. An ihrer Stelle wohne dort jetzt eine jüngere Frau mit Ron zusammen, hatte sie Felice wissen lassen. Es war wie im Groschenroman. Auch […] eines haben wollte, passte dazu.
Vergeblich kämpfte Felice gegen die altbekannte Furcht, die sie befiel, wenn jemand versuchte, sich in ihr Leben zu mischen. Es war doch alles perfekt. Zwei Tage nach Felices Ankunft würde Sue ihren Urlaub antreten, den sie wie immer im Juni beim Shaw-Festival in Niagara-on-the-Lake verbrachte, und Felice hätte die Wohnung für sich, dieses Pseudo-Loft-Gehäuse, das […] Kapitel 1
Ist Ironie männlich oder weiblich? Unsere Ironie war geschlechtsneutral, dachte Felice, die irgendwann am Ende ihrer Pubertät begonnen hatte, ihren wahren Vornamen zu verleugnen. Die Ironie war unser Heiratsversprechen. Wichtiger als Treue oder Loyalität. Und ohne dass wir dieses Wort zu häufig in den Mund genommen hätten. Klaus Manns Mephisto zum Beispiel verachteten wir. In der P […]
Vorgeblättert 18.08.2014 […] Shaws Ironie war anders als die von Thomas Mann, fiel Felice ein, während sie das kalte Glas über ihre erhitzten Wangen rollen ließ. Sein Ton erschien ihr souveräner und kraftvoller, hatte Manns Ironie doch auch etwas verzweifelt Manieriertes an sich, was Ulrich und sie damals nicht wahrhaben wollten. Den Gedanken, herauszufinden, was Sue an Shaw so sehr anzog, dass sie ihren Urlaub seit Jahren diesen […] Flughafen kommen konnte und stattdessen jede Menge Ratschläge schickte, die sich auf die Behandlung des Taxifahrers, die richtige Route, den angemessenen Preis und die Höhe seines Trinkgelds bezogen, war Felice froh darüber, sich ihr erst einmal nur gedanklich nähern zu dürfen. Das Unbedingte ihrer Anweisungen berührte sie unangenehm. Wie hätte sie sich mit ihrem eingerosteten Englisch gegen einen mit allen […] versehener Mixer aus dem letzten Jahrhundert, mit dem man vermutlich so etwas wie Cocktails brauen konnte, Mikrowelle, Grill, Espresso- und Spülmaschine - alles sah so blitzblank und unbenutzt aus, dass es Felice schwerfiel, sich Sue als Gastgeberin oder Küchenfee vorzustellen. Und auch die Belanglosigkeit der einzigen beiden Bilder - im Wohnzimmer hing ein Kunstdruck mit einer von Dalis schmelzenden Uhren […]
Vorgeblättert 18.08.2014 […] versehenen Händen getragen. Verarzten, verkrümeln, dachte Felice, niemand drückt sich noch so aus. Irgendwie merkte man Sues Mails an, dass sie ihr Deutsch nicht mehr täglich benutzte. Wer weiß, wie es klang, wenn sie den Mund aufmachte und ihre in hohen Lagen leicht überkippende Stimme hören ließ, an deren ausgeprägt norddeutschen Klang sich Felice noch erinnerte.
Ob Sue überhaupt noch nach Deutschland […] Hause und nahm einmal auch Felice mit, die sich - unter dem Eindruck von Siegfried Lenz" Deutschstunde stehend und Niebüll mit Seebüll verwechselnd - nur allzu gerne einladen ließ.
An dem fehlenden Nolde lag es freilich nicht, dass es zu keinem weiteren Besuch kam, sondern an Sue. Schon damals konnte sie es nämlich nicht lassen, allen Eventualitäten vorzubeugen. So durfte Felice in Gegenwart ihres Vaters […] war es peinlich, dass ihr Vater die Ränder des Rasens mit der Papierschere schnitt und die Teppichfransen mit einem Kamm frisierte, weshalb sie Felice bat, in Berlin bloß nichts davon verlauten zu lassen.
Immerhin, Sue war die Einzige gewesen, die Felice vor Jahr und Tag zum Erscheinen ihres ersten und letzten Gedichtbandes gratuliert und ihr einen liebevollen und sogar sehr kundigen Brief geschrieben […]
Vorgeblättert 18.08.2014 […] Roman
Limbus Verlag, Innsbruck 2014
320 Seiten, gebunden, € 21,90
Erscheint am 8. September 2014
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Klappentext: Felice und Ulrich sind ein Liebespaar - sie Studentin, er junger Professor der Freien Universität Berlin, intellektuell versiert, glücklich. Sie verbringen zwei Jahre an der amerikanischen Ostküste, wo der […] begreift. Dann jedoch geschieht etwas, was Ulrichs Leben für immer verändert. In einer unaufhaltsamen Abwärtsspirale trudelt er der Katastrophe entgegen und setzt seinem Leben schließlich ein Ende. Felice bleibt als vergeblich Fragende und dann radikal Vergessende zurück, bis Jahrzehnte später eine Kiste mit Schriftstücken sie zwingt, in die Vergangenheit, nach New York und Boston zurückzureisen, um […]
Vorgeblättert 11.08.2005 […] In der Halle nimmt man Abschied voneinander, formelhaft und doch freundlich. Es dauert sieben Monate und elf Tage, ehe Kafka Felice wiedersieht. Dazwischen liegt ihre Neuschöpfung durch den Autor Kafka, der in dieser Zeit 195 Briefe an sie schickt: die Geburt einer Felice Bauer, die mit ihm allein im Medium der Schrift kommunizieren darf.
Briefverkehr zwischen Prag und Berlin
Das über […] Wolken, zu denen man drei Wochen umsonst aufgeschaut hat." Felice Bauer kann sich dem Drängen aus Prag fortan nicht mehr entziehen. Sie erwidert Kafkas Briefe, die sie mit Fragen nach ihrem Alltagsleben überhäufen, zügig: zuerst pflichtbewußt, wie es ihre preußische Erziehung verlangt, dann gründlich, offen und bald freundschaftlich. Felice Bauers Schrift freilich ist für uns erloschen; Kafka hat ihre […] durchleiden.
Felice hatte drei Schwestern, von denen die 1886 geborene Erna, die als Sekretärin in Sebnitz bei Dresden arbeitete, ihr besonders nahe stand. Die vier Jahre ältere Elisabeth lebte, nicht sonderlich glücklich, in Budapest; sie hatte 1911 den Ungarn Bernat Braun geheiratet und 1912 eine Tochter zur Welt gebracht. Die 1892 geborene Schwester Toni wohnte wie Felice noch bei den Eltern; […]
Vorgeblättert 11.08.2005 […] war in Dresden eine Liaison mit einem offenbar verheirateten Mann eingegangen und im Sommer 1912 schwanger geworden. Mit großer Mühe gelang es Felice, diesen Umstand der Familie gegenüber zu verheimlichen. Im Februar 1913 siedelte die Schwester, durch Felice tatkräftig unterstützt, nach Hannover über, wo sie am 30. April 1913 von einer Tochter entbunden wurde. Das Kind, das den Namen Eva erhielt, wuchs […] Im Streit um die Unterhaltszahlungen, die der fest gebundene Geliebte verweigerte, suchte Felice die Schwester zu beraten, indem sie Textstellen aus Briefen sammelte, in denen er seine Vaterschaft indirekt eingestand. Kafka selbst war über die prekäre Situation der Schwester nicht informiert. Zwar sprach Felice im Februar 1913 von einem "Unglück", das sie sogar dazu zwinge, die Eltern zu "belügen", […] n haben Anweisung, ihm Briefe aus Berlin unverzüglich auszuhändigen. Erst Mitte November ändert Kafka die Organisation der Korrespondenz, weil ihm das bisherige Verfahren zu umständlich erscheint. Felice schickt jetzt ihre Briefe nicht mehr an sein Büro, sondern an die Privatwohnung in der Niklasstraße. Das führt zwar dazu, daß Kafka ihre Schreiben ab dem frühen Nachmittag rascher als zuvor erhält […]