Magazinrundschau - Archiv

Poetry Foundation

5 Presseschau-Absätze

Magazinrundschau vom 18.04.2023 - Poetry Foundation

Amy Clampitt, geboren 1920 in Iowa, war 58 Jahre alt, als ihr erstes Buch veröffentlicht wurde. Sie war eine durch und durch moderne Frau, lernt Heather Clark aus der neuen Clampitt-Biografie von Willard Spiegelman, "Nothing Stays Put". Unsentimental, aufgeschlossen und beharrlich: Sie schrieb ihr ganzes Leben lang, Romane (offenbar nicht so gute) und später Gedichte, die viel besser waren. Clampitt arbeitete für die Oxford University Press und machte sich später als Lektorin selbständig. "Nachdem sie von zehn großen Verlagen abgelehnt worden war, schrieb sie 1954 an ihren Vater: 'Ich ziehe einen ehrenvollen Misserfolg einem bedeutungslosen Erfolg vor, aber ich habe noch nicht aufgegeben.' Sie blieb dran, angetrieben von einem hartnäckigen Gefühl der Berufung. 'Schriftstellerin ist das, wozu ich bestimmt bin', schrieb sie an ihren Bruder. Spiegelman sieht in dieser Entschlossenheit einen Schlüssel zu ihrem Erfolg. 'Sie machte sich selbst zur Schriftstellerin, indem sie ständig schrieb.' ... Spiegelman ist hervorragend auf Clampitts intellektuelles Leben und ihre Ambitionen eingestimmt; ihr bescheidener, sparsamer Charakter; ihre Identifikation mit den Underdogs; ihr unbesungener politischer Aktivismus; und ihre Lebensfreude. Spiegelmans Prosa ist elegant und unaufdringlich, und seine Recherchen sind beeindruckend. Besonders gut gelingt es ihm, Clampitts literarische und philosophische Sensibilität herauszuarbeiten - wie sie in ihrem Leben und Werk 'Keats'sche Üppigkeit und Quäker-Strenge' vermischte. Zu ihren Tagebüchern schreibt er: 'Man bekommt den Eindruck einer Frau, die zu allem bereit, aber in allem unsicher ist. Sie ist erfahrungshungrig, kühn und zaghaft zugleich'. Er vergleicht ihren 'weiten, sogar undiskriminierenden Blick' mit dem von Whitman: 'Wie er ist sie 'groß' und 'enthält eine Vielzahl'.'"

Hier kann man sie 1994 lesen hören:

Magazinrundschau vom 09.12.2014 - Poetry Foundation

Der Dichter Jaswinder Bolina legt einen glänzenden Essay über Lyrik in Zeiten der Creative Writing-Studiengänge und einer insiderhaften Szene von Literaten und Literaturfunktionären vor, die in der Association of Writer und Writing Programs (AWP) organisiert sind. Er skizziert, wie Autoren aus weniger begünstigten Schichten durch diese Programme ihre Sprache verlieren, und er fürchtet, dass die Lyrikszene in den USA insgesamt steril wird: "Was über Jahrhunderte meist nur begüterten weißen Männern zugänglich war, ist zu einer regelrechten Heimarbeitsindustrie geworden, in der sich Tausende etablierter und ehrgeiziger Autoren tummeln. Trotz ihrer Größe war diese Industrie unfähig, den Massen Lyrik näher zu bringen. Statt dessen wird sie zur Ressource für uns, zum Material für Lebensläufe und Bewerbungsmappen. Wir schreiben nur noch für uns selbst." Bolinas Essay ist auch lesenswert, weil er viele Links zu aktuellen Debatten über Lyrik in den USA setzt.

Magazinrundschau vom 02.09.2014 - Poetry Foundation

Gerade ist bei uns eine neue, bislang umfangreichste Gedicht-Auswahl aus dem Werk des amerikanischen Dichters Wallace Stevens erschienen. Einen schönen Einblick in Stevens" Arbeit bietet Austin Allen, der bei der Poetry Foundation Stevens" Gedicht "The Emperor of Ice-Cream" interpretiert. Das Gedicht ruft in der ersten Strophe zum Eismachen auf, in der zweiten steht man vor einem Sarg: "Wie im Leben so im Schreiben. Stevens" Gedichte zeichnen sich aus durch eine saftige Sprache, milde Temperaturen und tropische Früchte, aber auch durch winterliche Landschaften und strenges Philosophieren. Sie sind gleichermaßen sinnlich und abstrakt, offen und hermetisch. Das Spielerische darin täuscht hinweg über die stoischen, pessimistischen Aussichten. (Sein Gedicht "Table Talk" beginnt einfach mit: "Granted, we die for good.") Ungefähr in die Mitte zwischen diese beiden Gegensätze fällt "The Emperor of Ice-Cream". Mit seinen zwei Strophen und zwei Räumen ist das Gedicht säuberlich aufgeteilt zwischen einer Schilderung geschäftigen Lebens und einer Kontemplation über den einsamen Tod. Es verwandelt einen pulsierenden Schauplatz in eine Mahnung an unsere letztliche Bestimmung, ein einst exotisches Dessert in ein Symbol für das Schicksal, dass uns am Ende allen bevorsteht. Es beginnt mit einem extravaganten Konfekt, aber es hinterlässt einen bemerkenswert frostigen Nachgeschmack."
Stichwörter: Austin, Stevens, Wallace, Cream

Magazinrundschau vom 20.11.2012 - Poetry Foundation

Der amerikanische Dichter Adam Kirsch reflektiert in einer Reihe von kurzen Texten über das Wesen der Poesie und die Motivation des Autors. Darin finden sich auch ganz praktische Ratschläge: "Jeder Schriftsteller braucht einen Kamin. Am Erscheinungstag sollte der Autor ein Exemplar seines Buchs verbrennen, um anzuerkennen, dass sein Werk, gemessen an seinen Absichten, unbedeutend ist. Dieses Brandopfer soll die Muse, die er enttäuscht hat, besänftigen."
Stichwörter: Brandopfer

Magazinrundschau vom 10.01.2012 - Poetry Foundation

"Wir warten alle auf Flüchtlinge", schreibt Eliza Griswold (Website) aus Lampedusa in Reportage, die weder vor Lyrik noch vor Fakten zurückscheut: "Die Afrikaner, die aus Libyen kommen, sind keine Libyer. Sie sind Bürger aus dem Tschad, Sudan, Somalia, Guinea, der Elfenbeinküste, Nigeria und anderen Ländern. Viele sind Flüchtlinge, die aus ihrer Heimat nach Libyen geflohen sind. Jahrelang haben sie versucht Muammar Gaddafi zu überrennen, der im Gegenzug ihre Passage nach Europa versperrte. Neben libyschem Öl waren es Gaddafis entsetzliche Gefängnisse für Einwanderer, die ihm Freunde in Europa sicherten."