Tamás Miklós

Der kalte Dämon

Versuche zur Domestizierung des Wissens
Cover: Der kalte Dämon
C.H. Beck Verlag, München 2016
ISBN 9783406688331
Gebunden, 362 Seiten, 29,95 EUR

Klappentext

Aus dem Ungarischen von Eva Zador. Ein imposanter Gang des Budapester Philosophen Tamás Miklós durch die deutsche Geschichtsphilosophie von Kant, Schelling und Schiller über Hegel, Burckhardt und Nietzsche zu den Positionen nach der "Großen Erzählung" bei Benjamin, Löwith, Marquard, Feyerabend und Duerr. Die Geburtsstunde der Geschichtsphilosophie ist die Stunde der Aufklärung, die die Konsequenzen der Aufklärung verstanden hat, die Stunde des durch die Aufklärung freigelegten Schreckens. Die Erkenntnis unserer metaphysischen Einsamkeit in einem sinnentleerten Niemandsland, diesen "kalten Dämon" (Nietzsche) musste man domestizieren - auch wenn der Preis dafür der Verlust der intellektuellen und moralischen Unschuld war. Die Klassiker der Geschichtsphilosophie waren keineswegs naive Fortschrittsgläubige, sie führen uns in vertraut gefährliche Landschaften. Als Fremdenführer zeigen sie uns zu Hause sitzenden Katastrophentouristen den Abgrund, der sich unter unseren Schreibtischen aufgetan hat, unsere eingestürzte Welt, in der wir Fremde geworden sind. Nehmen wir ihre Befürchtungen und Einsichten ernst, zeigen sich vielleicht auch bedeutende Werke der postgeschichtsphilosophischen Literatur und der neueren Erkenntnistheorie, die nach Anhaltspunkten für Vernunft und Freiheit forschen, in einem neuen Licht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.02.2017

Rezensent Matthias Kross hat sich gern von Tamas Miklos' "kaltem Dämon" ergreifen lassen. Der ungarische Philosophiehistoriker fasst darin seine dreißigjährige Auseinandersetzung mit der europäischen Geschichtsphilosophie klug zusammen, lobt der Kritiker. Von Hegel über Kant, Schelling und Schiller bis zu Marx, Benjamin, Habermas, Blumenberg und Taubes skizziert Miklos verschiedene Position und legt überzeugend dar, dass die Akteure stets wussten, dass es nicht gelingen würde, aus der Geschichte eine "Verbesserung der Menschheit" abzuleiten, so der Rezensent. Als besonderes "Glanzstück" des Buches lobt er Miklos scharfe Analyse von Walter Benjamins geschichtsphilosophischen Thesen.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 29.10.2016

Ralf Konersmann lässt sich vom Philosophiehistoriker Tamas Miklos zu den Anfängen der Geschichtsphilosophie führen. Dass das Interesse des Autors hier nicht nur theoriegeschichtlicher Natur ist, sondern Miklos auf freiheitsphilosophische Aspekte abhebt, die auch für uns heute noch von Interesse sind, gefällt Konersmann. Wenn der Autor ihm Kant, Schiller, Hegel oder Feyerabend erschließt und die Bruchlinien in deren Denken des Begriffs Geschichte aufzeigt, das Scheitern eines Entwurfs der Geschichte rein als Menschengeschichte, schätzt Konersmann Miklos für seine von Häme freien Behutsamkeit. Schade findet er, dass Miklos nicht weiter ausgreift, zu Kracauer etwa oder zu den Geschichtstheorien der Erinnernung und des Erzählens.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 25.08.2016

Rezensent Thomas Meyer kann den ungarischen Philosophen Tamas Miklos gar nicht genug würdigen: Denn Miklos nimmt sich den großen Denkern an, die sich mit der Geschichtsphilosophie auseinandersetzten, untersucht in "luziden" Analysen die oft rätselhaften, bisweilen "kauzigen" Texte von Kant über Schiller, Mendelssohn, Hegel bis Benjamin, Duerr oder Feyerabend, resümiert der Kritiker. Allein wie der Autor Kants "Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht" Satz für Satz deutet und darin die "Urszene" der unauflösbaren Spannung zwischen Geschichte und Philosophie ausmacht, ringt dem Rezensenten größte Anerkennung ab. Dieses Buch ist eine Inspirationsquelle, die längst vergessene Ideen wiederbelebt, schwärmt der Kritiker.