Raymond Klibansky

Erinnerung an ein Jahrhundert

Gespräche mit Georges Leroux
Cover: Erinnerung an ein Jahrhundert
Insel Verlag, Frankfurt am Main 2001
ISBN 9783458170624
Gebunden, 288 Seiten, 24,54 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Petra Willim. Ein Philosoph erzählt die Geschichte seines wechselvollen Lebens, das fast das gesamte 20. Jahrhundert umspannt: Von Paris nach Frankfurt am Main, nach Heidelberg und Hamburg, von Hamburg nach Paris und London und von London nach Montreal, so durchquert er sein Zeitalter, in dem sich die Philosophie, wenn sie wahrhaftig bleiben wollte, in besonderem Maß zu engagieren hatte. Von Paris, wo er 1905 geboren wurde, übersiedelte er mit Anbruch des Ersten Weltkriegs zusammen mit der Familie nach Frankfurt am Main. Zu Beginn der 20-er Jahre begann er in Heidelberg zu studieren: deutsche Philosophie. Gemeinsam mit Erwin Panofsky und Fritz Saxl schreibt er jenes klassisch gewordene Buch Saturn und Melancholie. Der Grundstein für eine glänzende Wissenschaftlerkarriere ist gelegt. Doch bereits 1933 darf der jüdische Philosoph Raymond Klibansky sein Büro nicht mehr betreten ...

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.08.2001

Margaretha Huber ist der positive Eindruck, den dieses Buch auf sie gemacht hat, deutlich anzumerken, doch mit einem dezidierten Urteil hält sie sich gleichzeitig sehr zurück. Stattdessen berichtet sie ausgiebig über den Inhalt des Buchs, über die verschiedenen Lebensstationen Klibanskys, über dessen persönliches Ethos, seine Interessen und über seine interdisziplinären Tätigkeiten. Ursprünglich als Rundfunksendungen geplant, sei hier nun der "Umriss einer Gelehrtenbiografie" entstanden, bei der Huber besonders die vielen Einzelheiten lobt, die dem Leser eine Vorstellung von einem "fernen, vergangenen Zeitgeschehen" geben.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.08.2001

In Deutschland hat man den ganzen Umfang von Raymond Klibanskys Lebenswerk nie zur Kenntnis genommen, so Kurt Flasch in seiner ausführlichen Rezension von Klibanskys Autobiografie. Ein riesiges Versäumnis, denn Klibansky gehört nach Flaschs Ansicht "mit Eugenio Garin zu den bedeutendsten Ideenhistorikern der Welt". Die als Gespräch mit einem Schüler abgefasste Autobiografie nun ist so etwas wie "eine kleine Summe des zwanzigsten Jahrhunderts", schildert "knapp und präzis", wie der Rezensent schreibt, Begegnungen mit sehr illustren Persönlichkeiten von Stefan George bis Ernst Cassirer. Zudem vermittelt sie offensichtlich einen guten Einblick in das Werk des Autors, an dem Flasch drei Momente herausstellt: die Betonung des Zusammenhangs von Geschichte und Philosophie, die Verwerfung der "Entgegensetzung Mittelalter-Neuzeit" und seine Skepsis gegenüber der Zuordnung Meister Eckharts zur sogenannten "deutschen Mystik". Wohltuend erscheint dem Rezensenten der weitgehende Verzicht auf Polemik, er greift zuletzt sehr hoch ins Vergleichsregister und nennt Klibansky: "Lessing, der Gelehrte, der Büchernarr, im zwanzigsten Jahrhundert".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 14.07.2001

Rezensent Thomas Meyer überschüttet dieses Buch und insbesondere den Philologen und Philosophen Raymond Klibansky, dessen Gespräch mit Georges Leroux darin aufgezeichnet ist, mit Lob und Preis und großen Worten. Der 1905 geborene Klibansky ist für Meyer schlicht "eine Jahrhundertfigur", dieser Band "die wichtigste philosophische Neuerscheinung seit Jahren". Als Gründe für diese Einschätzung werden angeführt: Klibansky habe stets auf die Überwindung der Trennung von Theorie und Praxis hin gearbeitet, es geht ihm, so Meyer, um "die Rettung des Humanum in der Philosophie". Ohne ideologische Fesseln plädiere Klibansky stets für Toleranz und offenes Gespräch und vollziehe diese Forderung zugleich schon in seiner Arbeit. Noch Klibanskys scharfe Urteile über Bloch und Adorno weiß Meyer so zu verteidigen, obwohl sie, wie er einräumt, "letztlich auf Fehlinformation beruhen".