Nicolas Dickner

Nikolski

Roman
Cover: Nikolski
Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 2009
ISBN 9783627001575
Gebunden, 302 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Andreas Jandl. In verschiedenen Winkeln Kanadas, tausende Kilometer voneinander entfernt, wachsen drei Jugendliche auf, die - ohne voneinander zu wissen - ein und derselben Familie angehören. Als ihre Lebensträume sie nach Montreal verschlagen, kreuzen sich ihre Wege, doch ohne dass sie einander je begegnen. Kein Wunder, bei einem Kompass, der nicht nach Norden weist, sondern stur auf den winzigen, hinter Alaska auf den Aleuten gelegenen Ort Nikolski, ein Dorf mit 36 Einwohnern und 5000 Schafen - dem "Nikolski-Kompass".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.05.2009

"Etwas Kindliches" entdeckt Rezensent Thomas Steinfeld in diesem Debütroman von Nicolas Dickner, und er will das als Kompliment verstanden wissen. Es geht um drei junge Erwachsene, die aus der Provinz nach Montreal kommen und deren nomadisches Leben mit dem Geschick der kanadischen Provinz Quebec eng verbunden ist, erklärt der Rezensent. Steinfeld lobt das überaus plastische und wie er findet sehr intensiv geschilderte Porträt der Stadt Montreal, deren besondere Eigenart er nicht zuletzt im Frankophonen verankert sieht. Als allegorische Klammern des Buches dienen ein aus dem Lot geratener Kompass und der "Müll", den die drei nomadischen und unwissentlich miteinander verwandten Hauptfiguren in Form von antiquarischen Büchern, archäologischen Fundstücken oder Elektroschrott in der Stadt zurückgelassen haben, stellt der Rezensent fest.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 12.03.2009

Die Zahl Drei (drei Plots, drei Hauptfiguren) und die Häufung maritimer Motive durchziehen den Debütroman des Kanadiers Nicolas Dickner, ächzt Frank Schäfer, dem angesichts der  Kombinationsfreude des Autors die "bauliche Raffinesse" der zugrunde liegenden Konstruktion allzu sichtbar erscheint. Daher findet es der Rezensent geradezu erfrischend, dass der fantastisch anmutende, allerhand Seemannsgarn spinnende moderne Schatzsucherroman, der drei bluts- und seelenverwandten Outlaws im Montreal des Jahres 1989 aufeinander treffen lässt, zum Rand hin aus dem Ruder läuft. Dabei attestiert der Rezensent dem Autor "sprachbildnerische Fähigkeiten", "einprägsame Topografien und plastische Interieurs". Die überbordende Themenfülle, die sich von der Genealogie über die Kolonialgeschichte, bis zur Ethnologie und Anthropologie erstreckt und von der Aleuten-Insel Nikolski bis nach Ontario reicht, bringt der Autor allerdings nicht mehr unter einen Hut, was den Roman für den Rezensenten nur umso rätselhafter macht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 10.03.2009

Anja Hirsch kommt angesichts von Nicolas Dickners Debütroman zuerst das unaufgeräumte Zimmer einer der Hauptfiguren in den Sinn: Denn genauso vollgepackt, schrullig und anarchistisch, allerdings stellenweise auch "zerfasert" und richtungslos erscheint ihr, was sie da liest. Die Rezensentin schätzt die Lebhaftigkeit und Leichtigkeit, mit der der junge kanadische Autor seine Geschichte erzähle. Die handelt, wie Anja Hirsch zusammenfasst, von drei recht schrägen und wenig sesshaften jungen Leuten, die in ihrem eigenen melting pot von Identitäten auf der Suche nach sich selbst seien. Dabei berührten sich ihre Leben flüchtig, ohne dass sie sich darüber bewusst würden, dass sie miteinander verwandt sind. Dieses Geheimnis teile der Autor mit seinen Lesern, nicht aber mit seinen Figuren, informiert die Rezensentin. Dass das Gewirr der Figuren und ihrer Lebenswege, Abstammungen und Verwandtschaftsverhältnisse "leicht irre" wirke, findet die Rezensentin allerdings durchaus charmant, und das "Wuchern" des Romans sei gleichzeitig von "exotischer Frische", befindet sie.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.02.2009

Reich ist dieser Roman, lobt die Rezensentin Sandra Kegel, und wenn er einen Fehler hat, dann höchstens den, dass er mit dem eigenen Reichtum am Ende nicht ganz zurande kommt. Nicht alle der komplizierten und raffinierten Geschichten und Abwege des Buchs bekommt der aus Montreal stammende Debütautor Dickner unter einen Hut. Das sei aber andererseits fast egal, denn staunen könne man auch so genug über diese von der Kartografie faszinierte Geschichte. Heldin des Buchs ist die von Piraten abstammende Joyce, die dem titelgebenden Nikolski Noah begegnet, der ein unstetes Leben führt und nun sesshaft wird. Als herausragendes Beispiel einer neuen Generation frankophoner kanadischer Autoren begreift Kegel Nicolas Dickner. Seinen ersten, teils dank eines Stipendiums auch in Bamberg entstandenen Roman kann sie nur empfehlen.
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