Melissa Müller, Monika Tatzkow

Verlorene Bilder, verlorene Leben

Jüdische Sammler und was aus ihren Kunstwerken wurde
Cover: Verlorene Bilder, verlorene Leben
Elisabeth Sandmann Verlag, Mücnhen 2008
ISBN 9783938045305
Gebunden, 249 Seiten, 34,00 EUR

Klappentext

Im größten Kunstraub aller Zeiten enteignete das Naziregime etwa 600 000 Kunstwerke aus jüdischem Privatbesitz. Seit 1945 bemühen sich Geschädigte und Erben um die Erstattung ihrer "verlorenen" Bilder - meist mit mäßigem Erfolg. Während die Medien häufig nur über die heute zu erzielenden Kaufpreise der Bilder berichten, geht es den Autorinnen Melissa Müller und Monika Tatzkow um die Menschen hinter den einstigen Sammlungen und um ihren künstlerischen Weitblick. In ausgewählten Biografien, die so außergewöhnlich und spannend sind, dass jede für sich ein Buch verdient, stellen sie bekannte und vergessene Sammler vor und geben tiefe Einblicke in die Problematik der Wiedergutmachung.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 12.05.2014

Als leidenschaftlich geschriebene und sorgsam illustrierte Aufklärungs- und Verständnishilfe zum Fall Gurlitt empfiehlt Elisabeth Wagner das in erweiterter Neuauflage erscheinende Buch der Journalistin Melissa Müller und der Provenienzforscherin Monika Tatzkow. Die 15 sorgfältig recherchierten im Band behandelten Schicksale jüdischer Kunstsammler verhelfen Wagner zu einer "richtigen" Perspektive auf den Fall Gurlitt. Sensationslust und voreilige Schlüsse vermeidend, wie Wagner schreibt, gelingt ein Paradigmenwechsel. Die ganze Grausamkeit der "Judenauktionen" wird für die Rezensentin sichtbar, und Sammler wie Gurlitt treten in all ihrer Dreistigkeit zutage. Besonders bedrückend findet Wagner die Kaltschnäuzigkeit, mit der die Herkunftsgeschichte der Bilder oftmals ignoriert wurde: "Ein Gramm mehr von der Wahrheit, und der Platz vor dem vermeintlich eigenen Bild würde ungemütlich."

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 19.03.2009

Für den Rezensenten Stefan Koldehoff ist der Sammelband der Historikerin Monika Tatzkow und der Publizistin Melissa Müller gleich dreierlei: Erstens ein Geschichtsbuch, denn es dokumentiere die jüdische Sammlerkultur vor dem Zweiten Weltkrieg und die folgende Enteignung und Vertreibung ebenjener Sammler (während deutsche Galeristen mit ihren Werken Gewinne machten). Zweitens sei es ein Bildband und drittens eine soziologische Dokumentation bis in die jetzige Zeit. Denn noch heute sträuben sich einige Museen dagegen, ihre Sammlungen auf eventuellen NS-Raub hin zu überprüfen, informiert uns der Rezensent, so dass meist freiberufliche Provenienzforscher für einen Rücktransfer von Kunstwerken kämpfen. Wie wichtig diese Initiative auch in Form dieser schriftlichen Zusammenfassung von Rechercheergebnissen sei, betont Koldehoff klar und deutlich: Die Entschädigung der Familien der NS-Opfer durch die Rückgabe ihres Eigentums vermöge "sicher mehr 'Wiedergutmachung' zu leisten, als es jeder Barscheck kann".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 10.03.2009

Wichtig erscheint Stefan Koldehoff dieses Buch über die Enteignung von jüdischen Kunstsammlern während des Dritten Reichs von Melissa Müller und Monika Tatzkow. Er hebt hervor, dass hier nicht Kunstdiebe, kollaborierende Kunsthändler, gierige Auktionatoren und skrupellose Museumsdirektoren im Vordergrund stehen, sondern die Schicksale von fünfzehn jüdischen Sammlern wie Max Silberberg, Leo Bendel oder Lilly Cassirer, Namen, die heute vergessen sind. Deren Lebensschicksale dem Vergessen zu entreißen, ist für Koldehoff ein Verdienst des reich bebilderten Buchs. Den Autorinnen attestiert er, diese Schicksale, die stellvertretend für Hunderttausende anderer Raubfälle stehen, minutiös zu dokumentieren. "Sie führen die öffentliche Debatte über die NS-Raubkunst damit endlich weg von Bildern und Preisen, zurück zu den Sammlern, die diese Werke einmal besessen haben."
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 18.02.2009

Bei den Debatten um Raubkunst der Nazis und deren Rückgabe wird häufig ausgeblendet, dass sich dahinter das Schicksal der jüdischen Eigentümer der Kunstwerke verbirgt, erklärt Robert Schröpfer. Deshalb findet er das Buch von Monika Tatzkow, die zusammen mit der Wiener Journalistin Melissa Müller die Geschichte von 15 Sammlern und Sammlerfamilien zusammengetragen hat, umso wichtiger. Die Autorin ist, wie der Rezensent mitteilt, auf das Thema Nazi-Raubkunst spezialisiert und hat als Gutachterin schon zahlreiche Restitutionsfälle begleitet. Im vorliegenden Band spürt sie prominenten und unbekannteren Sammlerschicksalen nach und belegt die Ansprüche auf Rückgabe der Kunstwerke durch die Auswertung vieler Quellen, so der Rezensent eingenommen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.01.2009

Lisa Zeitz begrüßt dieses Buch von Melissa Müller und Monika Tatzkow über das Schicksal jüdischer Kunstsammler, die im "Dritten Reich" von den Nazis enteignet wurden. Neben den Geschichten von Kunstammlern wie Alfred und Tekla Hess oder Adele und Ferdinand Bloch-Bauer findet sie in dem Buch die Odysseen von Paul Westheim, Sophie Lissitzky-Küppers, Max Steinthal und Alma Mahler-Werfel dargestellt. Zeitz hebt hervor, dass die fünfzehn geschilderten Fälle den Leser nicht nur in die dunkle Nazi-Vergangenheit führen, sondern die "kalte Bürokratie" der Nachkriegszeit spürbar machen, die oft nur so getan habe, als wolle sie etwas "wiedergutmachen".
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