Christine Schirrmacher, Ursula Spuler-Stegemann

Die Frauen und die Scharia

Die Menschenrechte im Islam
Cover: Die Frauen und die Scharia
Hugendubel Verlag, München 2004
ISBN 9783720525275
Gebunden, 256 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Die Autorinnen schildern, mit welchem Recht Frauen im Islam unterdrückt oder gar ermordet werden, geben einen Überblick zur unterschiedlichen Auslegung der Scharia in der Welt und erzählen Geschichten des Widerstands von Frauen. Im Namen der Scharia werden Frauen beschnitten, zwangsverheiratet, vergewaltigt, eingesperrt, gesteinigt oder für die Ehre ermordet. Politiker, Juristen, Theologen und männliche Familienmitglieder enthalten Frauen unter Berufung auf das Erb-, Ehe- und Zeugenrecht sowie verschiedene Überlieferungen grundlegende Menschenrechte vor und schreiben die untergeordnete Rolle in Familie und Gesellschaft fest.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 15.10.2005

Nur zum Teil zufrieden ist Rezensentin Heide Oestreich mit Christine Schirrmachers und Ursula Spuler-Stegemanns Buch über "Frauen und die Scharia ". Einerseits findet sie viele lobende Worte für die Ausführungen der Islamwissenschaftlerinnen zum Thema Menschenrechte im Islam. Die Autorinnen beschrieben "mit dankenswerter Detailfülle", wie die sich patriarchale Tradition des Islam vor allem in den familienrechtlichen Vorschriften der Scharia niederschlägt und von dort aus die Gesetzgebung der muslimischen Welt beeinflusst. Den Überblick der Autorinnen über die patriarchal gefärbte Gesetzeslage und Realität in muslimischen Ländern nennt Oestreich "wirklich bewundernswert". Überhaupt findet sie, dass mit diesem Band gut bedient ist, wer nur einen Überblick über die traditionellen Schariabestimmungen und ihre Auswirkungen sucht. Auf der anderen Seite hält sie den Autorinnen vor, sich mitunter in Schwarzweißmalerei zu ergehen. Zu ihrem Bedauern wollen die Autorinnen den Erfolg von Feministinnen mit Kopftuch nämlich nicht wahrnehmen, weil sie prinzipiell die Möglichkeit einer aufgeklärteren oder sogar feministischen Interpretationen des Islam ausschließen. Einen feministischen Islam kann es nicht geben, so das Credo der Autorinnen. Aber islamische Feministinnen gibt es, wie Oestreich betont. "Warum sie unterschlagen werden?", fragt sie abschließend. Die Antwort: "Sie passen eben einfach nicht ins Klischee."

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.10.2004

Als "ausgewogen und nüchtern" lobt Alexander Görlach diese "grundlegende Einführung" in das Rechtsdenken der Muslime und die Rechtspraxis der Scharia in der islamischen Welt. Er bescheinigt den Autorinnen, den Islamwissenschaftlerinnen Christine Schirrmacher und Ursula Spuler-Stegemann, "intime Kenntnis der islamischen Welt". Sie stellten zusammen, welche Bestimmungen des sozialen und rechtlichen Gefüges des Orient der Islam in sein Rechtssystem integriert und welche regionalen Ausprägungen beziehungsweise Modifikationen dieses arabische Rechtssystem in der islamischen Welt gefunden habe. Ihren Befund nennt Görlach "erschütternd": Im Prozessrecht etwa gelte die Aussage einer Frau nur halb soviel wie die eines Mannes, im Falle einer Vergewaltigung müssten Frauen in Pakistan nachweisen, vergewaltigt worden zu sein, generell trage im Falle der Vergewaltigung die moralische Schuld für die Tat die Frau, Gewalt in der Ehe gelte als normal. Auf 254 Seiten schrieben die Autorinnen die Reihe der Beispiele "scheinbar endlos" fort. In der Konsequenz bedeute dies, dass die Scharia nicht mit den Menschenrechten vereinbar ist.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 06.10.2004

Geradezu aufgebracht zeigt sich die Rezensentin Katajun Amirpur von Christine Schirrmachers und Ursula Spuler-Stegemanns Studie über die Rolle der Frau in der islamischen Gesellschaft. Das Buch wimmle regelrecht vor Pauschalaussagen und "haarsträubenden" Behauptungen, von denen einige sogar "schlicht falsch" seien, gerade im Hinblick auf die Art und Weise, wie islamische Frauen die eigene Situation einschätzen (laut Autorinnen sind sie mit den bestehenden rechtlichen Verhältnissen glücklich und finden die Höherstellung des Mannes mit dem Prinzip der Gleichheit vereinbar). Letztlich, so die einigermaßen entsetzte Rezensentin, scheine es den Autorinnen vornehmlich darum zu gehen, den Teufel an die Wand zu malen und dem Leser das Horrorszenario eines Überschwappens der Scharia in deutsche Gerichtssäle vor Augen zu führen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 23.09.2004

Laissez faire oder konsequentes Pochen auf Säkularismus? Soll man, fragt Rezensentin Monika Frommel, islamische religiöse Besonderheiten - etwa Kopftücher bei Staatsdienerinnen - tolerieren oder mit Verweis auf die irdische Staatsdoktrin untersagen? Die Studie der beiden Islamwissenschaftlerinnen Christine Schirrmacher und Ursula Spuler-Stegemann betrachtet islamische Rechtsauffassungen in Bezug auf die Rollen und Rechte von Frauen und untersucht deren Vereinbarkeit mit dem Gebot der Menschenrechte. Ihr Ausgangspunkt, so Frommel, ist einerseits die "moderne Konstruktion" der Scharia als Ausdruck der Vorstellung eines göttlichen Gesetzes, das keine Trennung von Religion und Staat kennt, und andererseits die Tatsache, dass der Islam, anders als beispielsweise das Christentum, nicht auf eine kanonische Auslegung von Gottes Wort baut - verschiedene Rechtsschulen stehen sich gegenüber. Die "hochkompetenten Autorinnen", so Frommel, zeigen jedoch, dass all diesen Auslegungsarten, insbesondere wenn sie auf eine Versöhnung ihres Rechtsverständnis mit säkulärer Rechtsstaatlichkeit abzielen, eines gemeinsam ist: die strategische Ausklammerung heikler Punkte. Die Autorinnen kommen also zu folgendem, "ernüchternden" Schluss: Alle Konzepte, die nicht streng säkularistisch angelegt sind, dienen lediglich "taktischen Bündnissen auf Zeit". Das bedeutet: keine "falsche Toleranz" - und beispielsweise kein Kopftuch im Staatsdienst, dafür aber eine "reflektierte Politik der Integration"! Und die Rezensentin, die das Buch als "hochinformativ" lobt, stimmt zu.