Bernd Roeck

Der Morgen der Welt

Geschichte der Renaissance
Cover: Der Morgen der Welt
C.H. Beck Verlag, München 2017
ISBN 9783406698767
Gebunden, 1304 Seiten, 44,00 EUR

Klappentext

Mit 115 Abbildungen, davon 32 in Farbe. Die Renaissance war eine Revolution, die erst Europa und dann die ganze Welt für immer veränderte. In seinem Buch entfaltet Bernd Roeck ein Panorama dieser dramatischen Epoche. Zugleich erklärt er im Horizont der Globalgeschichte, wieso es in Europa zu dieser einzigartigen Verdichtung von weltbewegenden Ideen, spektakulären Entdeckungen und historischen Umwälzungen kommen konnte. Um die Wurzeln der Renaissance freizulegen, blickt Bernd Roeck weit ins Mittelalter und die Antike zurück - und weit über die Grenzen Europas hinaus und lässt die Epoche vor den Augen des Lesers auferstehen: die große Kunst, die unter Italiens Himmel entstand, und die Ideen der Humanisten ebenso wie die Religionskriege und die Anfänge der Unterwerfung fremder Erdteile. Er erzählt von Kaufleuten und Dichtern, Kaisern und Päpsten, klugen Frauen und monströsen Männern, von den Großen der Zeit und den Kleinen, die fern der Paläste mit Krankheit und Hunger kämpften. Schließlich zeigt er, dass die Renaissance mit ihren Innovationen nicht nur Sehnsuchtsorte der Schönheit und des Geistes schuf, sondern auch die Fundamente für unsere moderne Welt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 15.03.2018

Die europäische Geistesgeschichte und ihre einzigartige "Kultur der Kritik" quasi kritikfrei als etwas Großartiges und Herrliches zu feiern - das ist schon in Ordnung, meint Rezensent Dirk Pilz, das kann man schon machen, das Ergebnis dann aber "Geschichtsschreibung" zu nennen, ist nicht nur irreführend sondern auch schlichtweg falsch, da hilft es auch nichts, wenn man noch so oft betont, dass man nicht vor- sondern beschreiben, nicht werten, sondern berichten wolle. Ein Autor, der Sokrates' Form der Kritik lobt und emporhebt, die jüdische Textkritik jedoch völlig vernachlässigt, ein Autor der eindeutig urteilt, wenn er die Niederländer "erfinderisch" nennt, die Bauern am Amazonas "aber nicht", ein Autor, der sich nicht vor fatalen, grobschlächtigen Zusammenfassungen und Klischees scheut und am Ende seines Buches noch ein paar leider unbegründete und unerklärte Lektionen für die Gegenwart verteilt, ist kein Historiker, betont der kritische Rezensent, jedenfalls nicht nur, hauptsächlich und eigentlich ist er der Autor eines "Manifests"! Ein bisschen was gelernt, hat er auf den knapp anderthalbtausend Seiten aber dennoch, gibt er zu.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 01.02.2018

Rezensent Michael Rohlmann lässt sich nicht erschlagen von Bernd Roecks monumentaler, bildhaft geschriebener Geschichte der Renaissance. Die epische Breite und farbige Vielfalt der Zeitenreise, zu der Roeck den Leser mitnimmt, beinhaltet laut Rezensent auch die dunkle Seite, Opfer und Kosten des europäischen Aufstiegs zwischen dem 14. und 17. Jahrhundert. Dass sich der Autor der Widersprüche und Ungleichzeitigkeiten der Historie bewusst ist, hält ihm Rohlmann zugute, wenn er sich entlang großer Fragen an Roecks große Erzählung wagt, in deren Mitte die bahnbrechenden Technik- und Wissenschaftserfolge prangen. Neu und anregend finde er Roecks globale Perspektive, die Vergleiche mit China und Afrika zulässt. Dass die Bildwelt der Renaissance im Band im Vergleich zu den herbeizitierten philosophischen Texten eher unterbelichtet bleibt, kann Rohlmann indes nicht verstehen.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 23.11.2017

Der hier rezensierende Politikwissenschaftler Herfried Münkler hat sich vom Umfang von Bernd Roecks Geschichte der Renaissance nicht abschrecken lassen. Zum Glück, wie der Kritiker findet, kann ihm der Historiker doch eine Vielzahl "origineller" Perspektiven eröffnen. Allein, dass Roeck die Renaissance nicht nur zeitlich - vom Mittelalter bis in die Moderne -, sondern auch räumlich über ganz Europa ausdehnt, erscheint dem Rezensenten klug. Interessiert liest er hier zudem nach, dass der Autor die Epoche nicht nur im Sinne Burckhardts als "Wiedergeburt" der Antike betrachtet, sondern sich anhand von verschiedenen Beispielen gerade auf technische Neuerungen und Mittel der Wissensentfaltung konzentriert. So folgt Münkler gebannt Roecks Ausführungen zum Buchdruck als Startpunkt der Massenkommunikation, die die Entwicklung der Reformation erst ermöglichte. Wie die Erfindung der Brille die Entwicklung der modernen Bürokratie beeinflusste, erfährt der Kritiker hier ebenfalls. Ein plausibler Überblick, der die Entdeckerfreude weckt, schließt der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 24.10.2017

Herfried Münkler hat Mühe mit Bernd Roecks Geschichte der Renaissance. Das Ergebnis aber, die Erkenntnis über die Verflechtungen der Entwicklungslinien und das daraus sich ergebenden Bild einer Entwicklung, die zwar nicht auf Europa beschränkt blieb, aber hier ihren Anfang nahm, scheint ihm die Anstrengung wert. Münkler unternimmt einen Vergleich zwischen Roeck und Burckhardt, denen er beiden große Sensibilität für kunsthistorische Fragen attestiert. Während Burckhardt jedoch den Blick auf die Epoche zeitlich und räumlich einschränkt, weitet Roeck ihn, erläutert Münkler. Nicht nur das Fortwirken der Renaissance bis ins 19. Jahrhundert wird so deutlich, meint er, auch die eigenständigen Renaissancen in Flandern, England, Polen und Ungarn kann Roeck so vorstellen. Verbindungslinien zur Antike und zum Mittelalter werden für den Rezensenten deutlich. Eine Geschichte der Renaissance von nach dem Ende des Eurozentrismus, so Münkler.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.10.2017

Für den Rezensenten Valentin Groebner schießt Bernd Roeck mit seiner Geschichte der Renaissance übers Ziel hinaus. Viel zu dick findet er das Buch, Details zum Konstanzer Konzil und zum Hundertjährigen Krieg überfordern Groebner. Die kleinen ins große Panorama eingelassenen Vignetten (über das Wort Zucker oder die allererste Buchhandlung) aber gefallen ihm. Dem Autor hingegen gefällt die Renaissance, meint der Rezensent, und entsprechend macht er sie zum ultimativen Qualitätskriterium, anstatt sie zu analysieren, und erweitert den Begriff über die Maßen, sodass alles Herrliche hineinpasst, so Groebner. Doch gelehrter Dialog (laut Autor auch so eine Errungenschaft der Renaissance) sieht anders aus, findet Groebner. Zu viel Ereignisgeschichte und zu wenig Fragen in diesem Weitwinkelwerk einer Universalgeschichte, denkt er, auch wenn ihm das Fazit des Autors lesenswert erscheint.
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