Julia Encke

Wer ist Michel Houellebecq?

Porträt eines Provokateurs
Cover: Wer ist Michel Houellebecq?
Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2017
ISBN 9783737100175
Gebunden, 256 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Michel Houellebecq ist nicht nur einer der erfolgreichsten Schriftsteller der Gegenwart, er ist vor allem und mit großer Lust eines: ein Provokateur, der regelmäßig Debatten auslöst, die weit über das Literarische hinausgehen. Mal nennt er den Islam die 'bescheuertste Religion der Welt', dann preist er die Prostitution als eheerhaltende Maßnahme - und man kann sich nicht sicher sein, ob er das wirklich so meint. Julia Encke, Literaturchefin der 'Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung', ist ihm immer wieder begegnet und macht sich nun daran, das Leben und Werk dieses großen Dichters zu entschlüsseln. 'Wer ist Michel Houellebecq?' fragt nach der Spannung zwischen dem Menschen Houellebecq und dem öffentlichen Bild des Mannes, der mit seinen Romanen 'Elementarteilchen' und 'Unterwerfung' wütende Anfeindungen wie begeisterte Zustimmung erntete. Sie beschreibt die vielen Facetten - den Visionär, den Romantiker, den Künstler - und zeigt, dass kaum jemand die Stimmung unserer Zeit so gut erfasst wie Michel Houellebecq. Er zielt mit seinen Texten mitten ins Herz unserer Gesellschaft - weshalb auch kaum jemand eine so große Gemeinde von Fans und erbitterten Gegnern hat.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 20.01.2018

Dass Michel Houellebecq von Muslimen ebenso wenig geschätzt wird wie von großen Teilen des französischen Kulturbetriebs, lernt Rezensent Klaus Bittermann in dieser, wie er findet, sehr lesenswerten Studie der FAS-Redakteurin Julia Encke. Kenntnisreich breitet ihm die Autorin, die Houellebecq mehrfach getroffen hat, nicht nur das Provokationspotenzial des Autors aus, sondern ihr gelinge es darüber hinaus, den Autor als "Romantiker" und "Visionär" vorzustellen. Dass die Grenze zwischen Autor und seinen Protagonisten meist nur hauchdünn ist, erfährt Bittermann hier ebenfalls. Houellebecqs Romanen kann der Kritiker erklärtermaßen wenig abgewinnen, die Erkenntnis, dass sich dahinter jedoch intelligente Gesellschaftskritik verbirgt, verdankt er indes Julia Encke, wie er gesteht.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 12.01.2018

Joseph Hanimann rechnet Julia Encke hoch an, dass sie bei ihrem Versuch, Michel Houellebecq in seinen Texten als Provokateur zu zeigen, keinen Anspruch auf Endgültigkeit erhebt, zumal sie ein ambivalentes Verhältnis zwischen Anziehung und Distanz zu ihrem Gegenstand pflegt, wie Hanimann erkennt. Fein und anregend findet er Enckes Deutungsansätze zu Leben und Werk des Autors, präzise erscheinen ihm die Textlektüren, pointierten Werkresümees und die Rezeption der Sekundärquellen der Literaturktitik. Dass der Autor beständig die Grenze zwischen Werk und Person, Figuren- und Autorenrede unterläuft, erfährt Hanimann hier. Dass hinter den autobiografischen Elementen in Houllebecqs Romanen Autofiktion stehe, wie die Autorin vermutet, möchte er allerdings bezweifeln. Für ihn eher ein Spiel mit dem eigenen Selbst.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 16.12.2017

Mit großem Interesse hat Rezensent Felix Stephan diese "Verteidigungsschrift" der FAS-Kritikerin Julia Encke gelesen, die ihm den französischen Provokateur Michel Houellebecq von seiner verletzlichen Seite zeigt. Der Kritiker liest hier nicht nur nach, wie Houellebecq von verschiedenen Seiten als "reaktionär, misogyn, islamophob und pornographisch" gebrandmarkt wurde, sondern er erfährt auch, weshalb der Autor nicht klar Position gegen jene Lager beziehe, die ihn bewusst missverstehen: Houellebecq sei eben mehr Baudelaire als Böll, lernt der Rezensent.