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Suchwort: "Tagebuch"
Stichwort: Voltaire - 5 Artikel
Vom Nachttisch geräumt 16.11.2006 […] wie sie sind, nicht indem er uns einen Blick hinter die Fassade werfen lässt, sondern indem er uns zwingt, uns die Fassade ganz genau anzuschauen.
Das Tagebuch sagt uns nicht, wann Walser darauf kam. Vielleicht kam er so auf die Welt. Das Tagebuch klärt uns auch nicht darüber auf, wie er die Suada als Stilform entdeckte. Er scheint schon immer so geschrieben zu haben. Ein beneidenswertes Selbstbewusstsein […] ganz gleich, wie Walser sich außerhalb dieses Tagebuchs fühlte, das folgende halbe Jahrhundert hat dieser Selbstsicherheit, diesem der Realität auf den Leib rückenden Fanatismus Recht gegeben.
Das Tagebuch eines Schriftstellers? Eine Materialsammlung eher, ein Zeughaus für künftige Zimmerschlachten. Die eine oder andere Beobachtung wird die Jüngeren heute verblüffen, so die vom 8.2.1961: "Leute, die […] kritisierten "man" den Autor selbst zu sehen, der sich warnen möchte, vor der Mechanik, mit der er nachbetet, was er nicht denkt, sondern nur zu denken meint. Am Verblüffendsten aber ist, dass in diesem Tagebuch das ganze Jahr 1961 hindurch der Mauerbau mit keiner Silbe erwähnt wird. Der war zwar höchst real, aber offenbar weit entfernt davon, als ein möglicher Stoff betrachtet zu werden.
Martin Walser: […] Von
Arno Widmann
Vorgeblättert 22.09.2003 […] musste, der es wagte, zum Kern der Dinge und des eigenen Ichs vorzustoßen, um endlich den gattungsgeschichtlichen Sprung zu vollbringen und ein "neuer Mensch" zu werden. In seinem "philosophischen tagebuch (1)" notierte Vesper: wenn das gehirn aber seine historische bestimmung erreicht, fließen die ströme auf einem zuckermolekül (vergleichbar den nachrichtensatelliten ...) und verlassen die hirnrinde […] Psychoanalyse zur Orgonomie, Deutsche Erstausgabe, hrsg. von der "Gesellschaft zur Bekämpfung der emotionalen Pest" (i.e. Bernward Vesper und Lena Conradt), Berlin-Schöneberg 1969, S. 77
(3) phil. tagebuch (1)/hamburg, märz 1971/b. vesper. In: DLA, L Vesper, 125n; abgedruckt in: J. Christip Martin: Schreiben: Harakiri. Über Bernward Vespers Romanessay "Die Reise", Horben 1982, S. 74-102
(4) Brief o […]
Vorgeblättert 02.09.2002 […] ich konsequent wäre, müßte ich nun aufhören, das Tagebuch weiterzuführen, obwohl ich es ja als den einzigen Ort, der mir selber gehört, notwendiger brauche als je. Es ist dieses Gefühl, daß mein Lebenslauf zusehends identisch mit der Zeitgeschichte wird, so als ob meine Biographie nur noch aus den Zeitungsberichten abzulesen wäre. Und diese ins Tagebuch einzutragen übersteigt meine Kräfte und wäre zudem […] von Fränze erhalten. Sie ist noch immer hinterm Stacheldraht!
Ich sollte viel fleißiger an meiner Dissertation arbeiten. Meine schlimme Trägheit hält mich sogar davon ab, vieles Wichtige hier im Tagebuch aufzuzeichnen. So wie mich Amerika schon längst völlig gelähmt hat, daß ich jede Auseinandersetzung mit seiner barbarischen Fremdheit hier aufgegeben habe, so läßt mich dieser Krieg, als etwas zu […]