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Suchwort: "Religion"
Stichwort: Säkularismus - 13 Artikel
Redaktionsblog - Im Ententeich 09.08.2012 […] den Anspruch erfüllten, den Aufklärung an sich selber stellen muss. Dass diese innerweltlichen Heilslehren noch mehr Leichen im Keller haben als traditionelle Religionen, spricht einmal mehr gegen Religion. Es sind Aufklärer, die diese zwischen Obskurantismus und Verblendung oszillierenden Diskurse in das nuancierte Licht der Vernunft gestellt haben: Karl Popper knackte Marx' überheblichen Anspruch […] lösenden Prinzipienfrage: Das von niemandem ernstlich bestrittene Recht der Kinder auf körperliche Unversehrtheit steht gegen das selbstverständliche Anrecht der Juden und Muslime, in Deutschland ihre Religion leben zu können. Das Individuum steht gegen die Gruppe. Müssen nun Gruppenrechte formuliert oder die Rechte des Individuums gestärkt werden? Und selbst, wenn man, wie ich, im Zweifel für das Individuum […] kratzt an der Autorität der Priester. Gerade durch Riten wie die Taufe (die immerhin keine Körperverletzung beinhaltet), die Beschneidung, oder gar die weibliche Genitalverstümmelung versuchen sie, Religion am Einzelnen zur zweiten Natur zu machen, zu etwas Unvordenklichem und Unverhandelbarem. Die Option des Austritts aus den Kirchen wurde nicht von diesen selbst erfunden. Auch darum ist es besser, […] Von
Thierry Chervel
Vorgeblättert 18.01.2010 […] das Grundlegende, mit der Geburt Vorgegebene und von allen Muslimen anerkannt, ob sie religiös waren oder nicht. "Er stammt aus Pakistan und ist Muslim", hatte Eyüp geantwortet. Der Mann, den seine Religion dazu verpflichtete, dies zu akzeptieren, beschied ihm: "Wenn ihr Muslime seid, dann wisst ihr ja, wie wahre Muslime sich kleiden."
Diese Muslime lebten in einem islamischen Land und hatten dennoch […] worden. Die moderne Republik Türkei wollte Mitglied der Europäischen Union werden. Sie war eines der offensten muslimischen Länder, aber ihr Säkularismus war dogmatisch, ja er war fast eine eigene Religion. Der Staat hielt sich aus religiösen Angelegenheiten nicht heraus, sondern vereinnahmte sie. Er bereitete die Freitagspredigten vor, ernannte die Geistlichen und vertrieb diejenigen, die er für religiös […]
Vorgeblättert 13.08.2009 […] Glaubens finden wir bei Baruch Spinoza. Er war sich ebenso wie Hobbes der destruktiven Wirkungen bewusst, die von der Religion ausgehen können, und beharrte darauf, dass sich die Freiheit der Religionsausübung den Erfordernissen des Friedens unterzuordnen hat. Von der Rolle, die die Religion im Leben des Menschen spielt, hatte er aber eine klarere Vorstellung als Hobbes. Eine religiöse Lehre ist nicht, […] dem die Weltpolitik immer wieder unter den Einfluss säkularer apokalyptischer Mythen geriet, scheint vorerst durchbrochen. Nun hält, in einer Rückkehr zu alten historischen Mustern, die herkömmliche Religion wieder Einzug ins Zentrum des Weltgeschehens.
Der Irakkrieg war das erste utopische Experiment des neuen Jahrhunderts und wird vielleicht das einzige bleiben. Die Kontrahenten bedienen sich nach […] irrational handeln, sondern manchmal auch daran, dass sie den Frieden gar nicht wollen. Viel wichtiger ist ihnen vielleicht, dass der einzig wahre Glaube den Sieg davonträgt, sei er nun eine traditionelle Religion, ein säkulares Ideal wie der Kommunismus, die Demokratie oder die Geltung der Menschenrechte. Oder sie finden ihre Bestimmung nicht im Frieden, sondern im Krieg, so wie die jungen Menschen, die in […]
Vorgeblättert 13.08.2009 […] herzlosen Welt". Die französischen Positivisten wollten das Christentum durch eine lächerliche Religion der Humanität ersetzen; ihnen war aber klar, dass die Religion Antworten auf universelle menschliche Anliegen zu geben versucht. Nur ein erstaunlich leichtgläubiger Philosoph könnte annehmen, die Religion gehe zugrunde, wenn man sie als Illusion entlarvt. Das würde voraussetzen, dass der menschliche […] sich von früheren Häresien vor allem durch ihre intellektuelle Grobschlächtigkeit unterscheidet. Dies wird nirgendwo klarer als in dem Bild, das der Atheismus von der Religion zeichnet. Marx vertrat eine verkürzte Auffassung von Religion als Begleiterscheinung der Unterdrückung; er war sich aber bewusst, dass in ihr die tiefsten Sehnsüchte des Menschen zum Ausdruck kommen, und bezeichnete sie nicht nur […] keine Trennlinie zwischen dem Profanen und dem Heiligen, ähnlich wie in anderen polytheistischen Kulturen. Die Welt selbst war heilig, und so war es undenkbar, Religion auf die Privatsphäre einzugrenzen; allein schon die Vorstellung von Religion als einer vom übrigen Leben abgetrennten Praxis war gar nicht vorhanden. Die Vorstellung einer vom Heiligen getrennten Sphäre kam erst auf, als Augustinus die […]
Essay 10.06.2008 […] he Rassismus" liegt ihm besonders am Herzen. In ganz Europa und den Vereinigten Staaten hätten sich Intellektuelle und Politiker aller Richtungen einer ganzen Reihe von Verfehlungen gegenüber der Religion des Propheten schuldig gemacht.
Da sind das Prinzip der Laizität, wie es von den Franzosen verfochten wird, das "Verbot religiöser Zeichen an öffentlichen Schulen", "das drohende Verbot der Burka […] seien. Diene bedauert, dass der "Laizismus zu einem allgemeinen Verdacht gegen den religiösen Glauben" geführt habe Er glaubt, dass der "dogmatische Säkularismus" benutzt wird, um die "Freiheit der Religion zu manipulieren". Da scheint es ihm auch nicht erstaunlich, dass der Westen als "Stützpeiler der Sklaverei und des Kolonialismus" auch an der Spitze einer "systematischen Hetzkampagne gegen muslimische […] juristische Standards, um sie gegen die Demokratien in Stellung zu bringen und sich selbst niemals in Frage zu stellen. Eine Neue Inquisition etabliert sich, die den Begriff der "Verunglimpfung der Religion" hochhält, um jede Regung des Zweifels, besonders in islamischen Ländern zu unterdrücken. Und das im Moment, wo sich Millionen Muslime, besonders in Europa, von Frömmelei und Fundamentalismus lösen […] Von
Pascal Bruckner