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Suchwort: "Mich"
Stichwort: Irland - 18 Artikel - Seite 1 von 2
Literarischer Rettungsschirm für Europa 21.09.2012 […] Arthur Conan Doyle und allen Büchern in unserem Bücherschrank zusammenreimte ... Ein Europa, das ich zum ersten Mal besuchen konnte, als ich einundzwanzig war; die Mauer war gefallen und ich blickte mich voller Durst um, mit den ganzen angehäuften und unerfüllten Wünschen meiner Kindheit und Jugend. Ein Europa, das mein Vater als einen Ort der Freiheit erdichtete. Ein Europa, das für meinen Großvater […] Abrakadabra aus Fachbegriffen, von denen ich die Hälfte nicht verstehe. Liquidität, Fiskalität, faule Kredite, Hypotheken, Giro, Stipulant (das sagt mir gleich gar nichts) usw. Diese Sprache verwirrt mich. Ich stelle mir vor, wie ich den Betreffenden über mittelalterliche Dichtung abfrage: Tagelieder, Minstrels, Sonettkränze, Stanzen, tonischer und syllabotonischer Versbau.
Etwas in der Welt hat […] nicht mitbekommen ... Etwas, das man nicht mit Fiskalpolitik, auch nicht mit Fiskalordnung, weder mit Budgetdefiziten noch mit einem makroökonomischen Rahmen messen kann. Mein Finanzminister versucht, mich über dasselbe Radio zu überzeugen, dass dieser Rahmen bei uns sehr gut sei (trotzdem sind wir einer der ärmsten Staaten der EU). Aber mein Leben ist nicht makroökonomisch. Die heutige Krise ist ein […] Von
Georgi Gospodinov
Vorgeblättert 02.02.2009 […] nicht vergessen werde. Am Regal mit den Dingen für den Haushaltsbedarf stehend, fragte ich mich, wie viele Müllsäcke man wohl bräuchte, um die unzähligen Erinnerungen, die meine Mutter seit 1966 angesammelt hatte, darin unterzubringen. Wieviel Platz brauchte man wohl für dreißig Jahre eines Lebens? Ich sträubte mich dagegen, diese pietätslose Rechnung anzustellen. Zu welchen Ergebnissen ich auch käme, […] ich nun, die ganze Welt auf meinen Schultern.
Ich war leer, verwirrt, aber aufgeben kam nicht in Frage. Sobald der Papierkram erledigt war, machte ich mich an das letzte Großreinemachen.
Nach Art eines Abenteurers beim Survivaltraining hatte ich mich im Keller des Bungalows verschanzt, ausgestattet mit meinen dreißig Abfallsäcken, einem soliden Vorrat an Schinkenbroten, mehreren Litern tiefgefrorenem […] vielleicht wie eine trübselige Angelegenheit wirken oder wie ein Racheakt. Doch man darf mich nicht falsch verstehen: Ich war plötzlich allein auf der Welt, ohne Freunde und Verwandte, aber mit der dringlichen Notwendigkeit weiterzuleben. Ich musste Ballast abwerfen.
Mit der Kaltblütigkeit eines Archäologen machte ich mich an die Schränke und unterteilte die Erinnerungsstücke in mehr oder weniger logische […]
Vorgeblättert 14.09.2008 […] fragt sie. »Was willst du damit sagen, ?in Brighton??«
»Brighton in England, Mammy. Eine Stadt in Südengland. In der Nähe von London.«
Und dann schlägt sie mich.
Ich glaube nicht, dass sie mich je zuvor geschlagen hat.
Später versuche ich mich noch einmal zu entsinnen, aber eigentlich bin ich fest davon überzeugt, dass sie das Schlagen anderen Leuten überlassen hat. Midge natürlich, die immerzu mit […] dass wir uns da drinnen noch getroffen haben müssten, er ist nur früher aus ihr heraus, um draußen auf mich zu warten.
»Ist alles in Ordnung, Mammy? Möchtest du eine Tasse Tee?«
Sie beäugt mich, so winzig auf dem großen Stuhl. Ein gereizter Blick, ihr Kopf zuckt zur Seite. Und es kommt über mich wie ein Fluch. Wer bin ich, dass ich diesen Stoff zu berühren, zu betasten, auszurangieren wage, den Stoff […] Meine Mutter setzt den Deckel auf die Teekanne und sieht mich an.
Ich zittere haltlos von der Hüfte bis zu den Knien. In meinen Eingeweiden breitet sich eine furchtbare Hitze aus, mein Körper erschlafft, ich möchte nur noch die Fäuste zwischen den Schenkeln vergraben. Eine Empfindung, die mich verstört - irgendetwas zwischen Durchfall und Sex -, diese Trauer, die fast schon etwas Geschlechtliches […]
Essay 10.03.2007 […] "Wer wen" führe.
Nachdem ich mich wieder ins Zugabteil zurückgezogen hatte, las ich Ayaan Hirsi Alis Autobiografie zu Ende und war hingerissen. Dann blätterte ich im Ian Burumas Buch "Murder in Amsterdam", las Timothy Garton Ashs glänzende Besprechung der beiden Bücher und war ebenfalls beeindruckt. Das Etikett, Hirsi Ali sei eine "Fundamentalistin der Aufklärung", ließ mich relativ kalt, obwohl ich diese […] gelsächsisch-deutsche Geplänkel darüber, welches Modell des Umgangs mit den islamischen Einwanderern in Europa nun besser sei, der französische Laizismus oder der britische Multikulturalismus, ließ mich insofern kalt, als es von der Weichsel aus gesehen immer noch ein recht theoretisches Modell ist.
Es wird noch viel Wasser die Weichsel in die Ostsee abfließen, bis ein polnischer Innenminister, so […] Von
Adam Krzeminski
Vom Nachttisch geräumt 25.10.2006 […] verlassen hatte, nahm mich am zweiten oder dritten Tag beiseite und erklärte mir, ich müsste unbedingt in die Libreria Buchholz. Ich sollte mich unten bei der Dame an der Kasse melden und sagen, ich käme von Carlota, dann wäre schon alles in Ordnung.
Ich ging hin. Noch nie hatte ich eine so große Buchhandlung gesehen. Sie erstreckte sich über mehrere Stockwerke, und als ich mich der weißhaarigen Dame […] fand. Nein, ich hatte das Gefühl, vor Angst nicht mehr weiterlesen zu können. Angst genau vor dem Schrecklichen, über das ich mich ein paar Seiten zuvor noch lustig gemacht hatte. Ich wollte nicht lesen, wie die Kinder ihren Spielgefährten Ragnar umbringen. Linn Ullmann hatte mich inzwischen so gefangen genommen, dass ich wusste, wenn sie wollte, würde ich auf dem Sofa liegen und über jemanden weinen, […] hocken und es nicht fertig bringen, ihn mit einem Spatenschlag von seinen Schmerzen zu erlösen, die "Walderdbeeren" auftauchen und ich mich daran erinnere, dass Bergmans "Wilde Erdbeeren" nur eine andere Übersetzung des gleichen Wortes sind, da überrieselt es mich, weil meine erste Liebe zu diesem Buch, nun da ich aus ganz anderen Gründen nicht von ihm lassen kann, so plötzlich, als ich sie schon fast […] Von
Arno Widmann