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Suchwort: "Sein"
Rubrik: Wo Wir Nicht Sind - 11 Artikel
Wo wir nicht sind 14.09.2022 […] isch seien, barbarisch'." Madschdi will in London ankommen, er ist froh, dem Sudan entflohen zu sein, dessen arabisch-islamistische Herrscherclique den schwarzen Süden versklavte und in Dafur die Mordmilizen der Janjaweed wüten ließ. Doch Samra muss vor ihm und seinen Londoner Freunden auf der Hut sein: "Einmal erwähnte ich die Polygamie und sagte, wir sollten etwas, was Allah erlaubt hatte, nicht […] Mustafa Saîds Schicksal in Erfahrung bringt, hat ebenfalls in London studiert. In ihm spiegelt sich Mustafa Saîds Schicksal. Auch er will sein Wissen und seine Ausbildung nutzen, um gegen Armut und Unrecht zu kämpfen. Doch im mittlerweile unabhängigen Sudan richtet sich sein Kampf nicht mehr gegen die britische Kolonialmacht, sondern gegen die rückständigen Traditionen auf dem Land, gegen die Raffgier der […] ihnen auf irgendeine Weise nützt.'"
In der Geschichte "Sommerlabyrinth" muss ein junges Mädchen wie jedes Jahr nach Kairo, um in den Ferien die Verwandten zu besuchen. Nadia möchte aber Londonerin sein, sie lehnt alles Ägyptische ab, das ihre Mutter unbedingt bewahren möchte. Es kommt ihr so verstaubt und überholt vor. Die Mutter hätte ihre Tochter auch gern mit Cousin Chalid verheiratet, doch der […] Von
Thekla Dannenberg
Wo wir nicht sind 23.05.2022 […] übertragen. Soyinka ist allerdings kein ökonomischer Erzähler, er schwelgt auch ganz gern in seiner an dere englischen Literatur geschulten Wortkunst.
Doch so unausgewogen der Roman zum Teil auch sein mag, sein Furor gegen selbstsüchtige Eliten, gegen ihre Indifferenz und pompöse Impotenz ist überwältigend. Der zornige Wole Soyinka begehrt mit diesem Roman noch einmal auf gegen die mächtigen und reichen […] Für Wole Soyinka war das Wort immer eine Waffe, die beißende Lyrik das Mittel der Konfrontation. Schon sein frühes Drama "A Dance for the Forest", das er für die Unabhängigkeitsfeiern Nigerias 1960 schrieb, wurde nicht aufgeführt, weil es der noch unsouveränen Kulturbürokratie zu subversiv erschien. Soyinka sah sich stets dem Yoruba-Gott Ogun verbunden, der in sich zwei Kräfte vereint, die selten zusammen […] sie bersten vor politischer Leidenschaft und dem Glauben an die eigene Gestaltungskraft. Nun legt Soyinka, mittlerweile 88 Jahre alt, nach dreißig Jahren noch einen Roman vor, es ist überhaupt erst sein dritter. "Die Glücklichsten Menschen der Welt" ist, wie der Titel ahnen lässt, eine scharfe Satire auf das heutige Nigeria. Es ist ein unbändiges Buch, scharfsinnig und beißend, aber auch überbordend […] Von
Thekla Dannenberg
Wo wir nicht sind 09.12.2021 […] kann das Ende der Welt herbeiführen."
Der Bauplan des Großen Zimmermanns leuchtet ihr ein, doch alles durchblickt sie nicht: Wer ihre Arbeitszeit so festlegt, dass sie abends punkt neun zu Hause sein müssen, welche Gespenster der Fotograf E. sucht, den sie manchmal in ihrem Auto mitnehmen. Und ob die stets blankgeputzten Schuhe des Vaters vielleicht davon ablenken sollen, dass er eben nicht den […] n. Aber er kam zu spät: Ihm bleibt nur, im Widerstand gegen die Putschisten eine klägliche Figur abzugeben. So unfertig der Text auch erscheinen mag, Bolaños literarische Potenz ist voll entfaltet, sein Drive, seine Ironie und diese unübertroffene Fähigkeit, das große Welttheater aufzuspannen, indem er seine Helden nach Liebe und Lyrik suchen lässt.
Aber Ferradas stiller Roman ist auch ein Gegenstück […] Performance "El violador eres tú", mit der junge Feministinnen auf Chiles Plätzen gegen sexuelle Gewalt protestieren: "Das Patriarchat ist ein Richter, der uns dafür verurteilt, als Frau geboren zu sein", singen sie: "Unsere Strafe ist die Gewalt, die niemand sieht." Hier stehen Kombattantinnen auf dem Platz!
El estallido, der große Knall vom Oktober 2019, hat das Land umgewälzt. Die Proteste hatten […] Von
Thekla Dannenberg
Wo wir nicht sind 03.09.2021 […] gebracht werden müssen, bist du diejenige, die sie bringen muss", bereitet sie sie aufs Frausein vor: "In unserer Zeit ist es am schlimmsten; einerseits das Elend, eine Schwarze zu sein, andererseits die Bürde, eine Frau zu sein. Aiwa! Was dir helfen wird, mein Kind, ist zu lernen, deine Bürde mit Ausdauer zu tragen."
Tambu lehnt sich gegen ihr Schicksal auf. Schon als Achtjährige hat sie auf einer kleinen […] College um die Anerkennung gebracht, weil sie schwarz war? Hat sie ihren Job bei der Werbeagentur hingeworfen, weil ihre guten Ideen von weißen Männern für sich reklamiert wurden? Es kann so gewesen sein, aber auf Tambus Urteilsvermögen darf niemand mehr bauen. Selbstreflexion hält sie für Ausdruck westlicher Überspanntheit: "Simbabwische Frauen, rufst du dir ins Gedächtnis, wissen, wie man Dinge zum […] Von
Thekla Dannenberg
Wo wir nicht sind 13.07.2021 […] Gleich zwei Erzähler stehen gerade im Ruhm, die wichtigste literarische Stimme Kolumbiens zu sein: Juan Gabriel Vásquez und Tomás González. Die beiden scheinen geradezu konträr zueinander zu stehen, doch groß sind sie beide.
Der 1973 geborene Juan Gabriel Vásquez floh wie so viele Kolumbianer in den neunziger Jahren vor der eskalierenden Gewalt im Land nach Europa, erst nach Frankreich, dann nach […] Bürgerkriege, politischen Verbrechen und Drogenkriegen. Auch die Erfahrung des Exils ist in seiner Literatur präsent, das prekäre Leben in Paris und Barcelona.
Seine Erzählungen kreisen wie auch schon sein großer Roman "Die Gestalt der Ruinen" um zwei politischen Morde, die Kolumbien jeweils in tiefe Krisen stürzten: 1914 wurde der General und liberale Parteiführer Rafael Uribe Uribe von zwei Handwerkern […] Bogotá. Der Aufruhr, genannt El Bogotazo, wurde vom Militär niedergeschlagen, am Ende gab es Tausende von Toten.
Bis heute ist Gaitáns Tod von Legenden umrankt wie die Ermordung John F. Kennedys. War sein Mörder ein Einzeltäter? Wurde er wirklich spontan von einer aufgebrachten Menge erschlagen? Niemand Geringeres als Gabriel García Márquez hatte mit seinen Erinnerungen "Leben, um davon zu erzählen" […] Von
Thekla Dannenberg
Wo wir nicht sind 28.04.2021 […] meist als der schwarze Jakobiner oder der schwarze Spartakus. Doch Louvertures Tragik bestand darin, dass sein Sieg dem Land eben nicht die "Zersetzung des kolonialen Plantagensystems" brachte, wie Johanna Nuber schreibt. Im Gegenteil: Politisch mögen die Haitianerinnen und Haitianer frei geworden sein, ökonomisch blieben sie quasi Leibeigene, auf Gedeih und Verderb den weißen und nun auch einigen schwarzen […] immer Herr der Lage. Er kommt auch deswegen mit der Geheimpolizei klar, weil er noch zynischer ist als diese gefürchteten Tontons Macoutes. Greenes Roman mag heute aus anderen Gründen etwas veraltet sein, aber in einem bleibt er gültig: Es sind die Haitianer, die in diesem Roman lieben, kämpfen und sterben, und es auch noch tun, wenn die Fantasten und die Abenteurer das Land längst verlassen haben. […] Von
Thekla Dannenberg