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Suchwort: "China"
Rubrik: Vorgeblättert, Stichwort: Diaspora - 3 Artikel
Vorgeblättert 24.08.2004 […] Panzerketten sangen Jugendliche, vor Erschöpfung krächzende Stimmen die "Internationale ", gefolgt vom patriotischen Schlager des Jahres, "Nachkommen des Drachen":
Im alten Osten wohnt ein Drache;
China mit Namen.
Im alten Osten lebt ein Volk,
Die Brut des Drachen.
In den Klauen dieses Ungeheuers wuchs ich auf
Und trat sein Erbe an.
Ob ich es will oder nicht -
Ich bin für immerdar ein Nachkomme […] Tränen ausbrachen, beschwor sowohl den Stolz auf das "Chinesentum" als auch die damit einhergehende Beklemmung. Sänger und Komponist des Titels war Hou Dejian, ein taiwanischer Rockstar, der 1983 nach China umgesiedelt war, um sich in seiner "wahren Heimat" ganz chinesisch fühlen zu können. Doch bald ereilte ihn die Unterdrükkung, und er wurde zu einer Art Rock-Mentor der Tian?anmen- Bewegung, seiner letzten […] Scharmützeln und gegenseitigen Denunziationen, die sowohl in der Regierung als auch unter den Dissidenten und im Exil lebenden ehemaligen Studentenführern bis zum heutigen Tage anhalten.
Da man in China über nichts von alledem offen reden kann, fallen die giftigen Niederschläge von Tian?anmen sehr skurril aus. Die unter dem Titel The Tian?anmen Papers veröffentlichten parteiinternen Dokumente haben […]
Vorgeblättert 24.08.2004 […] der Basis des Individualismus, sondern müßten diese Einstellung erst noch lernen. Nicht, daß Wu’er in China selbst viel über diese Dinge nachgedacht hätte: "Diese Gedanken kamen mir erst nach den verrückten Jahren in Amerika", und da er sich jetzt als "Medienkünstler" begreife, wolle er sie in China durchsetzen, den Idealismus von 1989 wiederbeleben, "große Träume" verwirklichen, die Pressefreiheit […] chinesische Kultur prägen und den eigentlichen Kern des "Chinesentums" bilden. Im ausgeprägt orthodoxen Nordkorea erlebt diese Denkungsart eine groteske Perversion. Doch insgesamt hat sich in Korea, China und Vietnam der Kommunismus lediglich den schlimmsten Aspekten der älteren Traditionen angepaßt.
Doch wäre es verfehlt, dafür Konfuzius selbst verantwortlich zu machen, denn der Weise betonte oft, […] Tian’anmen-Generation. Doch nach Wu’ers Auffassung verband sich ihr Haß auf die Herrschenden mit einer "alten ethischen Tradition Chinas, sich für die Nation verantwortlich zu fühlen. Wir glaubten, China retten zu können."
Das Massaker vom 4. Juni machte auch diesen Traum zunichte, und infolgedessen, so erklärte Wu’er, hätten die Menschen ihre Enttäuschung unter einer dicken Kruste Zynismus begraben […]
Vorgeblättert 24.08.2004 […] weiter Artikel für die Emigrantenpresse und Beiträge für Radio Free Asia; zwar sei der Sender in China gestört, aber manchmal könne man ihn frühmorgens oder spätabends knisternd empfangen. In China darf der Name Lius offiziell nicht erwähnt werden, weshalb es ihn zutiefst rührt zu hören, daß man "sich in China noch an mich erinnert und mich vermißt".
Ich fragte ihn nach den Feindseligkeiten in der ch […] sein. 1989 kamen bei Chinesen weltweit kurz Hoffnungen auf, jetzt würde der Bann endlich gebrochen und China den Schritt in die Freiheit tun. Deshalb wälzt man die Demütigung der Niederlage auf die "radikalen" Studentenführer ab, die entweder aus purem "Egoismus" nicht bereit waren, sich für China zu opfern, oder als die typisch "häßlichen Chinesen" unfähig, den nötigen Kompromiß zu schließen und ihre […] amerikanisiertesten Chinesin, die mir je begegnet sei. Da glitt ein Anflug von Wut und Furcht über ihre Züge. "Das dürfen Sie nicht sagen! Ich bin eine Überlebende. Wenn Sie das schreiben, wird man mich in China hassen!"
Das stimmte. Doch einige der Älteren, denen man noch übler mitgespielt hatte als ihr, lebten ebenso wie sie in Amerika.
Liu Binyan war einst der berühmteste Journalist Chinas. In den achtziger […]