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Rubrik: Tagtigall - 53 Artikel - Seite 1 von 5
Tagtigall 21.02.2024 […] nde Dichter-Szene vom Prenzlauer Berg: "als ich hörte, was die machen, da war es so, als wäre mir der Boden unter den Füßen verlängert. Also durch die ist mehr Land. Das war eine Beruhigung."
Solches Verlängern des Bodens, die Suche nach "mehr Land" ist ein Grundzug ihrer Dichtung. Da die Jungen in der DDR nicht veröffentlichen konnten, trug Elke Erb die Ungedruckten 1985 zum Kölner Verlag Kiepenheuer […] Elke Erb, 1938 in der Eifel geboren, kam mit zehn Jahren in die im Aufbau befindliche DDR. Die Wiesen ihrer Kindheit reisten mit. Zur Aufbaugeneration (Christa Wolf, Heiner Müller) gehörte sie nicht mehr. In den 1960er/1970er Jahren gründete sie mit ihrem damaligen Mann Adolf Endler, mit Sarah Kirsch und anderen Schriftstellern die "Sächsische Dichterschule", wie Endler die Gruppe später halbironisch […] Alleinsein
Es ist das Gartengrundstück Einsamkeit der Wüste
Parzelle ist durch eine Wüste wandern.
Es fehlt etwas. Es ist das Vaterhaus.
Die Mutter war nach allen Seiten Umkehr
von einem Eispol. Mehr ist ja nicht möglich.
16. 3. o3
1969 reiste Elke Erb gemeinsam mit Adolf Endler und Rainer Kirsch für hundert Tage nach Georgien. Danach begann das Übersetzen. 1974 erschienen Texte von Marina Zwetajewa […] Von
Marie Luise Knott
Tagtigall 25.04.2023 […] hige Ausgabe des "Winterpoems" erschien Anfang 2022. Heute, mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine, ist die Bedrohlichkeit gewachsen. Mit den neuen Gesetzen und dem wachsenden Terror sind immer mehr Menschen in Russland ins Schweigen verbannt. Das Wissen darum prägt unsere Lektüre heute.
Es kennzeichnet große Werke der Literatur, dass es den Autorinnen oder Autoren gelingt, aus der Vorstellung […] Macht den Göttern gleicht", heißt es an anderer Stelle. "Wir drehten die Machtverhältnisse um und um", und später im Buch schreibt Dido an Aeneas: "Wer warst du schon, ein Flüchtling warst du, der nicht mehr weiß, wie er heißt." Schnee, Krieg, Flüchtlinge, Sturmgewehre, Küstenwachboote und gesunkene Schiffe geistern durch die Zeilen dieser Frauen, die sich hier den jahrhundertealten Zuschreibungen verweigern […] Von
Marie Luise Knott
Tagtigall 16.10.2022 […] dem höllischen Sog des Krieges längst nicht entziehen, werden von den Verhältnissen zwischen den Fronten zermürbt, sehen das Recht am eigenen Körper bedroht. Niemand weiß mehr, was der nächste Augenblick bringt. Niemand kann mehr Pläne machen, weshalb das Tagebuch als die Gattung der Stunde erscheint. Das Tagebuch benötigt keine "Erzählung", es muss zu keinem Schluss oder Ergebnis kommen, sondern es […] hießen "Polnischer Rock" oder "Jerusalem". In der jüngeren Zeit gibt es nur noch selten Titel und meist beginnen sie sehr allgemein: "Zusammenkommen und reden"- "Zu viel Politik" -"Später dann kein Wort mehr" oder "Und irgendwann geraten sie in Streit".
Schon immer läßt Zhadan die Outlaws unserer Welt zu Wort, ja zu ihrem Wort kommen. Sein Blick ist anarchisch und poetisch zugleich. Und er schreibt nicht […] die Ansprache noch so sehr von dem Gefühl der Vergeblichkeit getragen sein - dennoch gilt: erst die Ansprache eröffnet die Möglichkeit, dass es überhaupt eine Antwort geben kann.
Die Welt wird nie mehr so sein wie früher
Wir werden nicht zulassen, dass sie so sein wird wie früher.
besang Zhadan vor Jahren Ambivalenz und Hoffnung. Und weiter:
Sag uns dass die Täter ihrer Strafe nicht entgehen,
Sag […] Von
Marie Luise Knott
Tagtigall 25.08.2022 […] Notiere, wann die Nottiere
kommen, damit du Bescheid weißt und bereit stehst oder
liegst, wenn du zum Stehen nicht mehr in der Lage bist,
denn die Lage ist ernst. Nottiere sind von Nöten, Feuer-
fuchs, anarchischer Bartbär, Graupelreiher, eine Horde
Hartkäfer und Wirbelwirbler und viele mehr. Sie stören alles
auf, graben alles um, kehren das Unterste zuoberst mit scharfen
Krallen und schnellen Pranken […] an Konzeptkunst erinnernde Telegramm-Gedicht (lauter Einsilber) mit den tödlichen Gefahren des Gipfelstürmens ("man stirbt auf") beginnt, gerät mit dem sich wiederholenden "und auf" beim Lesen immer mehr das Glück der Besteigung in den Blick: yeah, yeah, yeah. Bei genauerem Studium des Kleingedruckten, das die Autorin, Katia Sophia Ditzler als Titelunterzeile eingefügt hat, wird zudem deutlich, dass […] Von
Marie Luise Knott
Tagtigall 30.03.2021 […] man in einer hiesigen Publikation mehr von ihrem Werk kennen gelernt, schließlich ist sie nicht aus dem Nichts heraus dort auf den Hügel eingeladen worden. Warum hat der Verlag nicht zumindest "Sestina for my sisters" hinzugefügt? Oder das Gedicht "In this Place, An American Lyric", mit dem die Autorin 2017 den National Youth Poet Laureate gewann.
Weil Poesie mehr transportiert als das mot-à-mot, […] wiedererinnert zu werden - Wiederholungen, Alliterationen, Assonanzen, Binnenreime. Auf diese Weise sind sie lebendiger Teil des kollektiven Gedächtnisses. So auch hier. Allein schon, wie sie da stand, aber mehr noch durch das, was sie sagte, ist es Gorman gelungen, der Sehnsucht nach neuer Freiheit das Wort zu erteilen. Eine junge schwarze Dichterin vollzieht mit den poetischen Mitteln des Sprechgesangs eine […] Bürgerrechtsbewegung mit.
We will not be turned around,
Or interrupted by intimidation
etwa erinnert an den Song "Ain't gonna let nobody turn me around".
Gormans Sprache ist von großer Kraft, doch mehr noch als frühere Texte hat hier fast jedes Wort seine politische Aufladung, weshalb mit "to forge our union" (unsere Einheit schmieden) oder "we lay down our arms" (wir legen die Waffen nieder) eine […] Von
Marie Luise Knott