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Rubrik: Literarischer Rettungsschirm für Europa - 17 Artikel - Seite 1 von 2
Literarischer Rettungsschirm für Europa 01.10.2012 […] entdeckt hast", lachte der Bekannte. Nein, als Psychoanalytiker würde ich es nicht weit bringen.
Aber es scheint mir heute tatsächlich so zu sein, dass Europa am "Mean World Syndrom" leidet: Je mehr seine stabile Existenz infrage gestellt ist, desto düsterer werden äußere Katastrophen dargestellt, die eigentlich gar nicht bedrohlich sind. Es ist wie mit einem Gewitter, das draußen tobt und die häusliche […] kein rechter Trost, weil dort alles anders ist. Dafür sind die Ukraine oder Albanien viel geeigneter. Diese Welt ist "vertraut anders": ein Nachbar, der ständig hinter der Wand Lärm macht, ständig seine Möbel umstellt. Man ist gezwungen, ihm im Treppenhaus zu begegnen und seinen höflichen Gruß zu erwidern. Der berüchtigte BBC-Film "Stadien des Hasses" über Rassismus und Xenophobie in Osteuropa, in […] Von
Ostap Slyvynsky
Literarischer Rettungsschirm für Europa 24.09.2012 […] abgenommen, dass er kein Pole ist. Sie verlangten, dass er mit der Provokation aufhören solle. Dass er seine Papiere zeigen solle. Und dann? Er hat sich geweigert, seine Papiere zu zeigen, er hatte sie sowieso nicht bei sich. Und? Sie verlangten, dass er in ihrer Begleitung ins Hotel gehe und ihnen seine Papiere zeige. Er sollte beweisen, dass er kein Pole war. Oder dass er sofort mit der Provokation aufhören […] kompliziert. Auf Hajduk fuhren dort, seit man denken kann, mehr oder weniger alle ab und es gab sogar mal eine Zeit, als das sinnvoll war. Bevor er ein drittklassiger Provinzfußballklub geworden war und seine Anhänger eine Bande kahl geschorener Faschisten, konnte dieses Team auf europäischen Cups abräumen: 1944 gewannen sie noch als Mannschaft der Volksbefreiungsarmee Jugoslawiens, in Split besiegten sie […] ein Staat an sich haben soll, also ging mir auch das am Arsch vorbei. Das kommt möglicherweise daher, dass ich das ungetaufte Kind eines slowenischen Jugo-Offiziers bin, der sich bei Kriegsbeginn in seine Republik absetzte, und einer kroatischen Postbeamtin, die geblieben ist; und solche, das weiß man ja, waren immer die Feinde, sie waren vielmehr die Verräter Unserer Sache. Wenn ich es recht bedenke […] Von
Marko Pogacìar
Literarischer Rettungsschirm für Europa 23.09.2012 […] dann hinausbefördert
und in ein Krankenhaus gebracht am Stadtrand.
Dort die Luft so klar, die Sterne sichtbar.
Dort wird ein netter Arzt mit spitzem Bärtchen,
der stark an Mephistopheles gemahnt
durch seine Art, die Seele und die Haut
mit Wort und Nadel zu zerpicken, nachts
erscheinen und verrückte Fratze schneiden.
Dort ist es schlimm. Der Leib vom Krampf geschüttelt.
Dort fließen alle Formen ineinander […] chatten kaffee breakfast
den göttern haben wir verziehn
wir waren selber götter etwas
heißt können vor dem scheiß-TV
grimassen schneiden und da unten
die mädels lecken fast schon wie
ein straßenköter seine wunden
Und abends lasen wir Tschechow
Püppchen, lebendes, zartes, kleines;
bis zum Himmel die Schleife und der Sommer noch nicht zu Ende.
Zurück kehrt die Nacht und näht in ihr schwarzes Leinen
einfach […] Flamme und presste ihn dann gegen das auslaufende Auge. Dann pflegte sie die Wunde mit irgendwelchen Kräutern und gab Konstantin etwas zu trinken, was ebenfalls aus Kräutern gemacht war - das sollte seine Schmerzen lindern. Als wir die Katze aßen, fragte Konstantin zufrieden: Nicht wahr, Mama, jetzt bin ich ein echter Pirat? Alle Welt kannte ihn damals. Konstantin? Der mit nur einem Auge? Ein guter Mann […] Von
Anatolij Grinvald
Literarischer Rettungsschirm für Europa 22.09.2012 […] Er stand auf, ging zum Waschbecken, drehte den Hahn auf, hielt seine Hände unter das kalte Wasser und wusch sein Gesicht, befeuchtete seine Haare, kämmte sie nach hinten, setzte sich wieder auf das Bett, zog seine Schuhe an. Er nahm den Roman vom Nachttisch, legte die auf den Boden gefallene Fotografie hinein, steckte das Buch in seine Jackentasche und ging nach unten in den Gastraum.
An der Theke […] Zimmer zog er seine nassen Kleider aus, die Strümpfe legte er über den Waschbeckenrand, seine Hose zum Trocknen über die Sessellehne, dann hockte er sich auf die Bettkante, der Schnaps säuselte in seinem Kopf und wie immer, wenn er etwas getrunken hatte, sprach er leise mit sich selbst. Schließlich ging er zum Waschbecken, legte die noch nassen Socken beiseite, wusch sich, putzte seine Zähne und legte […] frühen Morgen in der Stadt von ihrem Kreischen geweckt worden war. Der Junge interessierte sich nicht für das, was seine Mutter sagte, er blickte gespannt zum Himmel und sah den Kranichen nach. Als sie aus seinem Blickfeld verschwanden, nahm er sein Fahrrad und radelte hinter ihnen her; seine Mutter stand auf, bezahlte und ging wieder zur Arbeit in den Supermarkt.
Die letzten Kilometer von Schleiden […] Von
Norbert Scheuer
Literarischer Rettungsschirm für Europa 20.09.2012 […] Es gibt kein tüchtiges deutsches Volk, das sich gegen ein griechisches Volk wehren muss, welches wiederum für seine Fehler und Mogeleien bezahlen muss, genauso wenig, wie es je ein Volk gegeben hat, das als Ganzes für die Kriegsverbrechen seiner Regierenden einzustehen hätte: Jeder hat seine eigenen, persönlichen Fehler und nur für die muss er bezahlen.
Und wenn man ein großes, freundliches, friedliches […] sein ganzes Leben in der Fabrik malocht hat, genauso wie ein Arbeiter in Stuttgart, nur mit weniger Lohn als ein Arbeiter in Stuttgart, mein Onkel hat nicht, wie einige Leute bei der EZB denken, über seine Verhältnisse gelebt. Er hat nie eine Boutique betreten, nie einen Mercedes gekauft, sein Haus hat er nach seinen Möglichkeiten gebaut. Mein Vater, der sein ganzes Leben lang italienischer Staatsangestellter […] Von
Flavio Soriga
Literarischer Rettungsschirm für Europa 19.09.2012 […] studieren und nicht nur seine Ausbildung zum Volksschullehrer zu machen, rechtzeitig, um in "Europa" zu leben und nicht in der Mittelmäßigkeit,
- Noch nicht, träum noch ein bisschen.
aber er hat nicht geantwortet und ich habe nie mehr gefragt.
Bis heute habe ich das Gefühl, ich habe ihn verletzt. Oder aber er war es, der mich nicht verletzen wollte.
Mit anderen Worten: Seine Generation muss die letzte […] Ende der siebziger Jahre war "Europa" ein Haus mit vorhersehbaren Gewohnheiten beziehungsweise festen Öffnungszeiten. Wenn ich mich recht erinnere, schloss es seine Tore um 10 Uhr abends und öffnete sie erneut um 6 Uhr morgens. Zumindest als Kind hatte ich diesen Eindruck, bestätigt durch die Nächte, die wir im Niemandsland zwischen dem Zoll von Vilar Formoso und Fuentes de Oñoro verbrachten, dem […] Von
Pedro Rosa Mendes