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Rubrik: Im Kino - 862 Artikel - Seite 1 von 67
Im Kino 15.05.2024 […] zwitschern Vögel in der eisigen Luft, Schnee knirscht, darunter vergilbt Gras, aber, wie es einmal vielsagend heißt im Film: "Es geht nicht um das, was passiert, es geht um das, was es bedeutet." Wie immer bei Ceylan handelt es sich auch bei dieser Arbeit um eine an Anton Tschechow und dem Existenzialismus geschulte Auseinandersetzung mit der Ambiguität des menschlichen Seins. Mit weniger gibt sich der […] n Positionen. Hier geht es nicht um richtig oder falsch, hier geht es, frei nach einem Zitat Jean Renoirs, darum, dass alle ihre Gründe haben und gerade dies die Hölle ist.
Die Wahrheit, was auch immer das sein soll, bleibt im Halbdunkel. Dadurch wird beispielsweise die brüchige Grenze zwischen Moral und Regeln deutlich, um die sich alles dreht, als Sevim und eine Mitschülerin sich über Samet und […] stärker wirkt?
Das bevorzugte Mittel Ceylans, um diese Gleichzeitigkeit des Verschiedenen auszudrücken, sind lange kammerspielartige Dialoge. Dabei steht die Kamera mit etwas Abstand zum Geschehen, aber immer so, dass sich die zwischenmenschlichen Dynamiken nach und nach enthüllen. Meist treffen verschiedene Sichtweisen aufeinander, die sich aber nie trocken anfühlen, sondern von einem komplexen psychologischen […] Von
Patrick Holzapfel
Im Kino 10.05.2024 […] tende Zeit: immer dem Tod entgegen. Zunächst scheint sie formbar, dem eigenen Willen unterworfen, mit zunehmendem Alter gerät sie jedoch mehr und mehr in die Klauen der Biologie, irgendwann muss ihr jeder Atemzug, jeder Ausflug in den Krankenhausgarten mühsam abgerungen werden. Die Erinnerung, als Reflexionsmedium des Biografischen, dient dem eigenen Lebenslauf als ein Kitt, der immer brüchiger wird […] steckt.
Als eine Denkform ist das Filmische letztlich doch immer näher an der Sprache als an der Dingen. Tatsächlich ist "Lunch with Fela" auch ein Film der Sprache. Beziehungsweise der Sprachen, der Mehrsprachigkeit, der Akzente und Dialekte. Deutsche, englische, jiddische, hebräische, polnische Sätze fallen in "Lunch with Fela", längst nicht immer ist klar, wer sie spricht, und auch nicht, wann sie a […] Tagebuchs, sondern lassen gewissermaßen jede Buchseite für sich auf uns einwirken.
Das Material ist disparat, aber nie willkürlich. Zwischen den Bildern aus dem Krankenhaus präsentiert Ravett zum Beispiel immer wieder Alltagsgegenständen, die in sorgfältigen, behütenden Großaufnahmen präpariert werden. Einige davon wurden, heißt es einmal im Film, von Ravetts früh verstorbenem Vater hergestellt, einem pol […] Von
Lukas Foerster, André Malberg
Im Kino 10.04.2024 […] den einer anderen Zeit nachhängenden Arthur verguckt, eine andere, Beniamina, die er einmal verloren hat oder doch nicht und immer wieder das gleißende Licht, so überbetont, dass es fast dekadent scheint, dass es Licht überhaupt gibt. Arthur ist einer von denen, die lieber immer tiefer graben, als an der frischen Luft zu bleiben. Die Grenzen zwischen aktiver Handlung und passiver Überwältigung lässt […] gerade deshalb agiert, weil sie machtlos ist. Damit fängt sie eine auf Abgründe zusteuernde Getriebenheit ein, die eindrücklich berichtet von den sich übereinander lagernden Schichten der Erde, die immer deutlicher drohen, unter uns zusammenzubrechen.
Mancherorts wird "La chimera" nach "Land der Wunder" und "Glücklich wie Lazzaro" als dritter Teil einer Trilogie über das ländliche Italien aufgefasst […] ihres Landes. In italienischen Filmen, das verstehen die famosen Stimmen des zeitgenössischen Films des Apennins wie Rohrwacher, Marcello oder Frammartino, trifft die erdzugewandte Seite der Geschichte immer auf den pervertierten Zirkus billiger Bilder. Es entsteht eine Spannung zwischen dem eigentlichen Leben (man pisst runde Löcher in die Erde, trinkt, tanzt, sammelt Muscheln und haust in kalten Hütten) […] Von
Patrick Holzapfel
Im Kino 27.03.2024 […] Aber eben immer im filmästhetischen Modus der Negation. Der, nicht zuletzt, auf eine ungreifbare Weise komisch ist. Jessica Hausner ist eine der wenigen Komödienregisseurinnen, die die Komik zuallererst von der formalen Ebene und nicht von den Figurenkörpern ausgehen lässt.
Dadurch entsteht, unter anderem, eine kalte Ironie, die auch in "Club Zero" in einen sehr sezierenden und damit immer von oben […] gleich mit. In den Filmen Jessica Hausners bleibt nichts Positives, und die Radikalisierung ist kein Ausweg. "Ich bin selbst ein Mensch, der nicht so leicht zu einer klaren Aussage kommt, weil ich immer auch das Gegenteil in Erwägung ziehe", hat Jessica Hausner im Interview mit dem Standard erzählt. Das wäre erst einmal nicht weiter interessant, weil es am Ende ja nicht entscheidend ist, was Filme […] Von
Benjamin Moldenhauer