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Suchwort: "Seine"
Rubrik: Im Kino, Stichwort: Retro - 17 Artikel - Seite 1 von 2
Im Kino 08.07.2015 […] Sexpartner. Dummerweise erfährt Jay all das erst, nachdem sie sich mit Hugh auf dem Autorücksitz vergnügt hat.
Es gibt noch ein paar weitere Spielregeln, aber das zentrale Element des Films - und auch seine große Stärke - ist die unhintergehbare, allgegenwärtige (und kein bisschen auserklärte) Latenz der Verfolgung, die jederzeit in eine Präsenz der lebensgefährlichen Bedrohung umschlagen kann. Der Horror […] dass die ewige Verfolgung wieder einmal tatsächlich ihr Ziel zu erreichen droht, dass also aus der Tiefe jemand mit jenseitig finsteren Absichten auf mich/Jay (der Film benötigt, auch das spricht für seine Klasse, kaum Kamerasubjektiven, um diese Gleichsetzung zu erreichen) zustrebt: Das ist schlicht und einfach großartiges Horrorkino. Der eigenwillige Synthie-Score, der sich anhört wie ein Carpenter […] wieder auferstehen, sondern stellt ganze Szenen aus den ersten beiden Filmen bis ins anachronistische Spezialeffekt-Detail nach. "Terminator Genisys" ist ein gar nicht mal so liebloses Pastiche, das seine Stimmungen und Affekte nicht annähernd im Griff hat. Mal wird ironisch zitiert, mal nostalgisch. Schwarzenegger tendiert zur Selbstparodie. Emilia Clarke ist eine kontraintuitive Wahl für die Rolle […] Von
Lukas Foerster, Nikolaus Perneczky
Im Kino 03.06.2015 […] "Judenälteste", also Inhaber eines von den Nationalsozialisten zwangsweise bestimmten Verwaltungsamtes für die besetzten Gebiete. Während alle seine Vorgänger in dieser Funktion ermordet wurden, hat Murmelstein die Shoah überlebt. Diese Tatsache und die Art, wie er seine Aufgaben versah, brachten ihm in der Nachkriegszeit großes Misstrauen bis hin zu offenem Hass ein. Denn Murmelstein hatte entschieden, dass […] Zeugenberichten, bis aus den Hügeln, Mauern und Waldwegen die Orte der Galgen, Massenerschießungen und Todesmärsche werden. Das ist und war schon immer etwas Anderes als die reine oral history, auf die seine Filme wegen der Dominanz langer Interviews manchmal verkürzt werden. Vielmehr wird das Zeugenwort konsequent vom Dokument zur Kunst verdichtet und der Künstler, Lanzmann selbst, denkt sich und sein […] Moloch der Fabriken und das Elend, das ringsum grassiert. Das einstige "Reich des Bösen" als von der Geschichte heimgesuchter Kino-Erlebnispark. Viel fehlt nicht zur endgültigen Fetischisierung.
Seine Serienmördergeschichte erzählt "Kind 44" leidlich spannend, wenngleich Tom Hardy, Gary Oldman (in der Rolle eines Sicherheitsbeamten in der Provinz, in die Demidow, der von der Kindsmordserie nicht […] Von
Janis El-Bira, Thomas Groh
Im Kino 04.03.2015 […] Film wirklich auszahlt. Auch dass die Action nicht zu knapp kommen soll, schadet dem Film letztlich mehr als es nützt: Blomkamp will mit "Chappie" mehr von allem und alles gleichzeitig, statt sich auf seine Tugenden zu konzentrieren.
"Chappie" bleibt daher ein Stellenlektüren-Film: Man muss sich die Details aussuchen, die einem gut gefallen, beim Rest hilft nur ertragen oder bedauern. Ein weiteres, solches […] beidem: all jene narrativen, alltagspsychologischen, dramaturgischen Hilfskonstruktionen, die das Konkrete ins Abstrakte einfügen würden. Weil das nicht geschieht, weil der Film sich konsequent weigert, seine eigenen Bilder gemäß geläufiger Regeln in sich selbst zu integrieren, erinnert "Mercuriales" ein wenig an die in ähnlicher Weise flowhaft fragmentarischen neuen Filme Terrence Malicks - passend dazu: […] Von
Lukas Foerster, Thomas Groh
Im Kino 17.12.2014 […] weder in Zürich, wo Valentine und ihre Chefin von eifrig Kulturschaffenden (u.a. Hanns Zischler) umzingelt sind, auch später nicht im Engadin, in jenem Sils Maria, von dem schon Nietzsche wusste, dass seine lieblich-idyllische Anmutung trügerisch ist:
"Hier saß ich, wartend, wartend, - doch auf Nichts,
Jenseits von Gut und Böse, bald des Lichts
Genießend, bald des Schattens, ganz nur Spiel,
Ganz See […] Arbeit mit Schauspielerkörpern (nicht: mit Schauspiel als Technik) eine weitere Konstante in Assayas" Werk. In "Clouds of Sils Maria" scheint man direkt zu spüren, wieviel Spaß es Assayas gemacht hat, seine Darstellerinnen nicht nur immer wieder neu aufeinander zu hetzen (Stewart liegt, eine Zeitschrift in der Hand, auf dem Sofa, blickt schelmisch auf und beginnt die Ältere zu triezen; Binoche lacht beim […] so kann man mehrheitlich nachlesen, habe etwas von einem Antiwestern.
Vielleicht aber ist eine derartige film- und genregeschichtliche Annäherung auch nur deshalb interessant, weil das period piece seine sanfte Verschiedenheit für eine konkrete, gleichzeitig emotionale und geographische Verortung nutzt. Dem gewaltsamen Entfernen der Frauen aus Kontexten, die ihnen neue Heimat und also Lebensglück v […] Von
Rajko Burchardt, Lukas Foerster
Im Kino 19.08.2014 […] Bürgerwehren, die Marcos für seine Sache rekrutierte, den Bildraum in ihre gleichermaßen beiläufige wie exzessive Gewalt bringen.
Lav Diaz: From What Is Before
"Orapronobis" war, als filmische Intervention in laufende Vorgänge, von einer fiebrigen Dringlichkeit. Der Geschichtsfilm "From What Is Before" hat seine intensiven Momente, dazwischen aber nimmt sich Diaz, wie es seine Art ist, viel Zeit: für […] Tönung überzogen, sieht aus wie einer jener Straßenkünstler, denen man in europäischen Großstädten seit einigen Jahren überall begegnet. Bewegen kann er sich nur dann, wenn die Kamera nicht hinsieht; seine Rede, ein halb entkörperlichtes voice-over, tönt wie aus einer anderen Welt. Den Gegenpol zu dieser allegorischen Gestalt bildet eine namentlich genannte Frau, die ihren Mann betreffende Polizeiprotokolle […] ist mit den Atheisten? "Auch sie spüren die Präsenz", antwortet der junge Mann.
Eugène Green: La Sapienza
Und er hat recht: Obwohl vieles an "La sapienza" die Grenze zum Unerträglichen streift - seine verallgemeinerte Anglophobie zum Beispiel - kann man sich dem leichten Charme des Films nirgends entziehen. Das ist umso erstaunlicher, als an der Oberfläche wenig Leichtes ist: Die Figuren agieren […] Von
Nikolaus Perneczky
Im Kino 25.04.2013 […] im "Evil Dead"-Universum neu. Demnächst hoffentlich mehr in diesem Kino.
Thomas Groh
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"In der Wüste wohnen viele arme Leute", heißt es einmal in "Bombay Beach". Was man dem Film lassen darf: Seine unbedingte, weil nicht klassentheoretisch oder anderweitig bedingte Empathie mit den Armen, den Ausgetoßenen und Abgehängten, ist keine bloße Behauptung. Es gibt ganz im Gegenteil ergreifende Bilder […] Geografie, nach der die Gegend um den Saltonsee ein kleines, nebensächliches Stück Land nahe der mexikanischen Grenze mit einigem Abstand zu den weltbekannten kalifornischen Metropolen ist, setzt der Film seine eigene entgegen: Bombay Beach ist einerseits der grundlegende Bezugspunkt einer alternativen Kartographie - alle Orte, die im Film auftauchen, werden über ihre Entfernung zum Salzseestrand eingeführt […] sogar mit dem Irak kurz zu schließen: Einer der Portraitierten ist ein durchgeknallter Paramilitär, der nicht ins US-Militär aufgenommen wurde und deshalb im Niemannsland nahe der mexikanischen Grenze seine eigenen Manöver, einen feindlosen Krieg in eigener Sache, durchzieht; die Bilder dieser Aktionen kann man leicht mit jüngeren Aufnahmen aus dem Mittleren Osten verwechseln.
So ganz klar ist nicht […] Von
Lukas Foerster, Thomas Groh
Im Kino 16.01.2013 […] männlicher Künstlermythen lesen - am Ende gibt's den schlafenden Hans statt des schlafenden Mädchens. Aber der Film ist und will mehr. Seine konsequent durchexerzierte Grundidee ist die Fiktion, dass alles, was wir sehen, Hans' eigener Film ist, dass die Kamera, die filmt, seine ist und damit Teil der Diegese. "Das schlafende Mädchen" posiert als Kunststudentenfilm von circa 1972. Diese Mimikry erlaubt Regisseur […] Feindbild hat. Beschwörungen zwischen Düsseldorf und West-Berlin: 2001 hat Jochen Teipel seine BRD-Punk-Geschichte "Verschwende deine Jugend" veröffentlicht, erst vor gut einem Monat ist Wolfgang Müllers schön sperrige Chronik "Subkultur Westberlin 1979-1989. Freizeit" erschienen, und letzte Woche hat David Bowie seine neue Single "Where are we now" ins Netz gestellt: "Sitting in the Dschungel / On Nürnberger […] das war einmal: ein unrasierter, den Hut tief ins Gesicht gezogener Franco Nero, der eine Minigun, ein unsportliche, räudige und deshalb ungemein italowesternaffine Automatikwaffe, zur Hand nimmt und seine maskierten Widersacher gleich reihenweise niedermäht. Diese Szene aus Sergio Corbuccis Genreklassiker "Django" (1966) taucht in Perry Henzells legendärem jamaicanischen Polit-Gangsterfilm "The Harder […] Von
Lukas Foerster, Elena Meilicke
Im Kino 07.11.2012 […] und dem nackten Geschehen unbedingte Priorität gegenüber seinem Verstehen einräumten, legt "Three Sisters" nicht nur seine narrativen Koordinaten frühzeitig offen, sondern etabliert in Ansätzen einen illusionären Erzählraum. Als der Vater einmal zuhause ist, erklärt er sich und seine Lebensumstände so konzis spielfilmgerecht, dass man eine gemeinschaftliche Konfabulation von Filmemacher und Figuren […] länger in dieser gefallenen Welt aufhalten wollte. Es ist "Après mai" in jeder Einstellung anzusehen, dass er von solchen Äußerlichkeiten her konstruiert ist, die Überraschung ist vielleicht, dass ihm seine Herkunft aus der Kostümabteilung gar nicht einmal so schlecht bekommt. Während die historisch akkurat angezogenen Figuren in ihren Wünschen und Zielen weitgehend undurchdringlich bleiben - das geringfügig […] ion der Londoner Ealing Studios spielt, scheint für einen Moment die Selbsterkenntnis aufzublitzen, dass Assayas' meisterliche Mise-en-scène nicht die Komplizität mit dem Spektakel scheut, für das seine Figuren nur Abscheu übrig haben. In der Schlusseinstellung fällt das ganze Kartenhaus dann aber doch zu der zweidimensional-ideologiekritischen Pointe zusammen, die "Après mai" vermutlich von Anfang […] Von
Nikolaus Perneczky
Im Kino 05.09.2012 […] Latein, die, kaum ausgesprochen, einige Zombies im näheren Umfeld aus dem Boden kriechen lassen. Während Marty (Fran Kranz), dem obligatorisch spleenigen Vorzeige-Paranoiker, zu dämmern beginnt, dass seine kiffinduzierte Fantasie, an Strippen zu hängen, wahrer ist, als ihm lieb sein kann, begibt sich das obligatorische Pärchen auch schon ins nächste Gebüsch, um dort mit allen üblichen Slasherfilm-Konsequenzen […] Von
Lukas Foerster, Thomas Groh
Im Kino 01.08.2012 […] der tumben Weltsicht des Schlossherrn, des Vaters, gemein: mit zunehmender Laufzeit häufen sich die Verfolgungsjagden, und wenn das größte verfügbare Ungetüm besiegt ist, wird schon alles irgendwie seine Richtigkeit haben.
Lukas Foerster
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Es ist vielleicht kein Zufall, dass einen das eingeschneite Mouthe (das "kälteste Dorf Frankreichs", wie man erfährt) an "Fargo" von den Coen-Brüdern erinnert […] Lebowski". Auch das ist wahrscheinlich kein Zufall, auch hier greift das Prinzip der Überschreibung: Mit den skurrilen Marotten der Dorfbewohner (der Dorfdepp sitzt zuweilen schon mal im Baum und schreit seine Gelüste nach einer Frau in die Welt), dem Motiv des abgeranzten Retro-Motels, seiner Vermittlung von Welt (die hier, wie in "Twin Peaks", mit dem Provinzdorf identisch scheint) anhand popkultureller […] Von
Lukas Foerster, Thomas Groh
Im Kino 16.11.2011 […] Hirnschichten, lässt eine schnelle Serie von Schnittbildern ablaufen. Magnet-Resonanz-Tomografie, ein bildgebendes Verfahren und seine Deutung: "Also, so zu dem Bild, das haben Sie verstanden, was da jetzt los ist, ja?" fragt der Arzt, der nicht einmal den Versuch unternimmt, seine eigene Hilflosigkeit zu überspielen. Er übersetzt das fleckenhafte Bild in Sprache, und die Botschaft ist fatal: Hirntumor, […] weil er die Toilette nicht mehr finden kann. Milan Peschels Physiognomie brennt sich ins Zuschauerhirn, seine blasse, teigige Haut, die erschreckten, dunklen Augen und die drei horizontal verlaufenden Falten auf der Stirn, die über dem linken Auge gemeinsam einen Buckel bilden. Und wenn seine Frau Simone (Steffi Kühnert) mit dem Leiter eines Pflegedienstes über den genauen Umfang der Pflegeleistungen […] diesen guten Tod gibt und dass man ihn dem Sterbenden schuldig ist, daran hält Dresens Films fest: wichtig ist, dass Frank nicht zu viele Schmerzen hat, wichtig ist, dass seine Umgebung sein Sterben aushält, wichtig ist, dass seine Kinder sehen können, dass der Tod am Ende friedlich ist.
"Also, so zu dem Bild, das haben Sie verstanden, was da jetzt los ist, ja?" Hinter dieser ganz zu Beginn des Films […] Von
Thomas Groh, Elena Meilicke