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Rubrik: Fallende Blätter - 14 Artikel - Seite 1 von 2
Fallende Blätter 07.10.2003 […] darf, das bestimmt einzig sein Status. Dieser bemisst sich nicht nach der Qualität der jeweiligen Produktion, sondern einzig nach Ort und Anzahl der zuvor bereits angehäuften Bonusbesprechungen, die zugleich auch die anderen Schleusen der Stipendien- und Preisvergaben, der Einladungen zu Vorträgen, Lesungen und Rundfunkbeiträgen steuern, wobei es sich von selbst versteht, dass in den jeweiligen Kommissionen […] anschließend selbst in gekürzter Fassung auch in keiner anderen Zeitung und keiner Zeitschrift erscheinen durfte, ist eine Frage, die sich jeder selbst beantworten möge. Ebenso die Frage, was von einem Kulturbetrieb und seinem öffentlichen Auftrag zu halten ist, der glaubt es sich leisten zu können, auf unverbrauchte Argumente zu einem so zentralen und doch seit Jahren uninspiriert bis fahrlässig zerschwatztem […] irgendein Redakteur, gleich welcher Zeitung oder Zeitschrift einen Adorno-Essay veröffentlichen? Gibt es, anders gefragt, in diesem Kulturbetrieb ein Forum, wo für intellektuell ambitionierte Texte, die sich nicht durch schnelles Überfliegen bei Espresso und Croissant erschöpfen und deren Analysen über den aktuellen Anlass ihrer Entstehung hinaus Gültigkeit bewahren, Aufmerksamkeit erzeugt wird? Wer die […] Von
Daniele Dell'Agli
Fallende Blätter 25.09.2003 […] Öffentlichkeit betrifft nicht nur die Feuilletons, sondern die Aktualitätsmedien insgesamt. Sie brauchen ein Feuilleton, das sich ihm widersetzt, schreibt Wolfram Schütte.
Das größte Verbrechen des Feuilletons ist vielleicht, dass es dem Leser glaubhaft gemacht hat, er dürfe sich kein Urteil anmaßen, meint Barbara Jantzen.
Zu viel Unverbindlichkeit: Was dem Feuilleton fehlt, ist Geschichte - als […] als Abfolge und Wertung, meint Kai Weber
Carl Wilhelm Macke vergleicht das deutsche mit dem italienischen Feuilleton, das sich nicht als "Festung des Wissens" geriert.
Wolfram Schütte, ehemals Redakteur der FR, fordert, dass sich das Feuilleton dem Strukturwandel der Öffentlichkeit widersetzt.
Der Perlentaucher ruft seine Leser und Leserinnen, die ja auch zu den intensivsten Lesern des Feuilletons […] Öffentlichkeit durch die Zeitungskrise auch ihr einziges Forum der intellektuellen Auseinandersetzung zu verlieren - die Feuilletons? Auf einer von Thomas Steinfeld in Halle organisierten Konferenz trafen sich die Feuilletonchefs, -redakteure und -autoren, um die Ursachen der Krise zu diskutieren.
Der Perlentaucher hat Informationen, einige Vorträge und Diskussionsbeiträge veröffentlicht. Und ein Fazit […]
Fallende Blätter 25.09.2003 […] geradezu eine Doppelbelastung, einmal von der Objektseite, denn es geht ja um Literatur (und Kunst im Allgemeinen), und zugleich von der Art, wie es sich gibt. Nutzlos, womit es sich beschäftigt. Nutzlos, die Art und Weise, wie es das tut. Doch solange es sich innerhalb dieser ausgemachten Nutzlosigkeit bewegt, solange wird dem Feuilleton mit Nachsicht begegnet. Vollends nutzlos, weil anmaßend, erscheint […] zielt auf das literarische Selbstverständnis des Feuilletons, das sich in Unsachgemäßheit äußert. Doch eher als um Unsachgemäßheit handelt es sich um die Substitution der Sache: Es geht nicht mehr um das Dargestellte, sondern um die Selbstdarstellung des Darstellenden. Nicht von ungefähr heißt Kisters Text "Das Feuilleton", beschäftigt sich aber mit dem Feuilletonisten, als Person.
Auffälliges Signal […] doch tut, darf man sich nicht über eine Abkehr vom Feuilleton wundern.
Das Feuilleton ist ein einzigartiges Forum. Da stimme ich mit Thomas Steinfeld völlig überein. Gerade weil es ein Ort der Sinngebung ist, in dem wohltuend grundsätzlich angenommen wird, dass Ereignisse nicht für sich selbst sprechen. Daher ist es wichtig, dass das Feuilleton erhalten bleibt. Man stelle sich einen Tag, oder gar […] Von
Barbara Jantzen
Fallende Blätter 24.09.2003 […] bestellt ist, lässt sich täglich in den Zeitungen ablesen. Prägnanter kann der Befund ausfallen, tritt man einen Schritt von der alltäglichen Praxis zurück. Dazu bietet das aktuell aufliegende Kursbuch 153 von Rowohlt Gelegenheit, das als Vierteljahreszeitschrift eine längere Halbwertszeit hat. Diese Nummer des Kursbuchs eignet sich aus zwei Gründen gut. Sie beschäftigt sich mit einem Kerngebiet des […] von Grashalmen auf Papier. Groß lässt sich nicht beirren, hat sein Thema stets fest im Blick: "Hören und Schreiben - ein weites Feld, trotz oder wegen der vielen Dinge, die darüber schon gesagt worden sind."
Kolja Mensing (3) erklärt Erfolg in Literaturwettbewerben in einer Reihe von "Frequently Asked Questions". Was hier zunächst ironisch scheint, stellt sich schnell als Zynismus heraus. Zu abwegig […] abwegig sind die berichteten Beispiele und Episoden, mittels derer sich Mensing zu einer Autorität über solche Wettbewerbe und daran Teilnehmende aufschwingt - aber nur rein ironisch, versteht sich.
Gemeinsam ist diesen drei Texten, sowie beispielsweise denen von Lothar Müller und Frauke Meyer-Gosau, das parataktische Prinzip. Hier werden ohne erkennbare Reihenfolge, scheinbar in wahlloser Aufzählung […] Von
Kai Weber
Fallende Blätter 21.09.2003 […] erschien, im öffentlichen Licht zum homogenen Meisterwerk geheiligt. Und da dies mit etwas Glück in einer Diktion geschieht, die der Literatur verwandt ist wie eine schöne Stiefschwester, könnte es sich um einen gelungenen Akt handeln, um eine Zeremonie gütlich wie eine Taufe und stärkend wie eine Firmung - wenn das nicht gewissen Probleme mit der Glaubensstärke der Gemeinde wären.
Man kann es einer […] vorhandenen, bereits etablierten Erfolg. Und dieser vorgängige Erfolg ist immer seltener der alte Geltungserfolg, den der Autor mit seinen bisherigen Büchern bei der Kritik erworben hat, sondern es handelt sich um den Verkaufserfolg, wie er in Bestsellerlisten und Auflagenhöhen zwar nicht sofort sicher greifbar, aber doch schnell ruchbar wird.
Als Beleg für dieser Entwicklung kann man verschieden Phänomene […] dem großen Verkaufs- und Medienerfolg, kommt aber, da dieser offensichtlich außerhalb der Feuilletons produziert wird, nicht über eine unbefriedigend parasitäre Beziehung hinaus. Das Feuilleton fühlt sich von der charismatischen Ökonomie des wahren Erfolgs ausgeschlossen.
Zitat Nummer Zwei:
"Georg, ich verstehe gar nicht, dass Du dich bei den Feuilletons so penetrant andienst. Hast du das als Autor […] Von
Georg Klein
Fallende Blätter 21.09.2003 […] ist hier los?, die sich meistens präzisieren lässt zu: Wer hat woran Interesse?, sondern immer gleich: Was sollte man tun?, am liebsten: Was sollten wir tun?, dieses klebrige Personalnomen, das sich wie kein anderes Wort der deutschen Sprache eignet, jede klare Besinnung im Keim zu ersticken. Moralisten und Realpolitiker laufen sich gegenseitig zwischen den Füßen herum, ohne sich je auf eine gemeinsame […] in irgendeiner Form eine Gruppe bilden. Diese Gruppe bräuchte gar keiner bestimmten Linie zu folgen; die Minimalanforderung an sie wäre bloß, dass sie sich einig wären, worüber es sich zu streiten lohnt. So aber bleibt jeder Individualvirtuose auf sich gestellt. Der eine grübelt über das Völkerrecht nach, der andere über Analogien der Pax Americana zur Pax Romana, jeder bringt sein eigenes Schatzkästlein […] ihm wert ist.)
Innig damit verschränkt sich der andere Aspekt: Das Feuilleton weiß nicht, oder es gibt sich keine Rechenschaft darüber, für wen eigentlich es schreibt. Man sollte meinen, für eine Gemeinde von doch einigen Zehn- oder sogar Hunderttausend Menschen, die es jeden Tag oder gelegentlich in die Hand nehmen. Aber wer genauer hinsieht und sich nur ein bisschen auskennt, wird feststellen […] Von
Burkhard Müller
Fallende Blätter 21.09.2003 […] Drohend ist der Ton in dem heutigen Feuilleton sicher nicht mehr. Eher ließe sich sagen, dass die Wut, nicht zu sagen, was man sagen will, sich zynisch Bahn bricht. Woher dies Unvermögen, zu sagen, was man will, kommt, darüber lässt sich nur spekulieren: Sei es die Angst vorm konkurrierenden Feuilleton oder die Angst, sich zu entblößen. Festzustellen ist in jedem Fall, dass im Feuilleton ein Zynismus […] eine Affirmation des "braunen Baatzes" vermutet? Nebenbei gefragt: Was ist eigentlich "Baatz"?
Offenbart sich Bruckmaiers Standpunkt nur vermöge eines siebten Sinnes, erschließt er sich nur Eingeweihten oder erschöpft er sich in der schieren Ablehnung einer Quotenregelung? Fragen, die sich unserer Meinung nach bei einem Artikel nicht stellen sollten, der mit großem Tamtam verspricht, einen Beitrag […] Flussbad nämlich liege die Zukunft, wie als ob sich damit die sogar doppelte Überflüssigkeit des Films vollends offenbarte.
Handelt es sich nun um eine Kritik des Pools als Luxusinstitution oder am Ende doch um eine Filmkritik, nur eben eine, die den Film bloß beiläufig zur Sprache bringt? Hat der Rezensent sich ihn überhaupt richtig angesehen, fragt man sich - zumindest spätestens nach der Lektüre der […] Von
Alexander Friedrich, Jan Friedrich, Nils Kasper, Karen Werner
Fallende Blätter 21.09.2003 […] Kulturvergessen sind unsere Feuilletons: Wo bleibt der Gegenstand?
Die Zerknirschung der Anwesenden hielt sich in Grenzen. Allzu sehr sonnte man sich noch immer im Glanz der eigenen Bedeutung, der akademischen Würden und spitzen Formulierungen: Man ist im Amt, ein weiterer Beweis dafür, dass an sich alles gut und richtig ist. So würdigte man die Bedeutung des politischen, des wissenschaftlichen, des […] wie die Bioethik. Nur momentweise erinnerte man sich wie an einen halb vergessenen Schmerz, dass man in der Krise ist und diese Krise vielleicht nicht nur der ökonomischen Misere geschuldet ist.
Darüber, dass eine gewisse Unverbindlichkeit herrscht, eine von außen nicht recht glaubhafte Zuständigkeit des Feuilletons für alles und jedes, war man sich halbwegs einig. Nicht dass das politische Feuilleton […] Lothar Müller vorgeschlagenen, in Porträts und Hintergrundartikeln - gar in Recherchen, einer in den Feuilletons bisher verschmähten Praxis - könnte man sich ihm schüchtern wieder annähern. Politisch wird das Feuilleton bleiben, allerdings muss es sich, wie Burkhard Müller von der SZ eindringlich forderte, davon lösen, die Öffentlichkeit als seine Privatangelegenheit zu betrachten: Er sprach von den […] Von
Thierry Chervel, Anja Seeliger
Fallende Blätter 19.09.2003 […] eindeutig aus: Dem deutschen Feuilleton geht es nicht gut. Wenn dem nicht so wäre, träfen Sie sich nicht hier, oder vielleicht doch? Jedenfalls soll es nicht oder nicht vorrangig um die ökonomische Krise der Zeitungen im Allgemeinen, der Qualitätszeitungen im Besonderen und der Feuilletons als Fall für sich gehen. Denn ich sehe durchaus auch Positives, wenn ich die Entwicklung der Feuilletons in Deutschland […] angemessene Preis aber läge eigentlich- ohne die interne Quersubvention - einiges höher als die derzeitigen Verkaufspreise der Qualitätszeitungen.
So wird sich der Leser, den wir uns durchweg durchaus als geneigt vorstellen dürfen, sich über kurz oder lang fragen müssen, was ihm seine Qualitätszeitung wert ist, wo er doch bei vielen anderen Kaufentscheidungen gerade hinsichtlich der Qualität häufig […] Wortes - in der uns geläufigen Ausprägung nicht gibt. Dafür haben die feuilletonistischen Periodika wie etwa der Nouvel Observateur einen anderen, höheren Stellenwert als in Deutschland. In ihnen spielen sich Leitdebatten ab, nicht in den Feuilletons.
Die Veranstalter haben mich als Staatsministerin für Kultur und Medien eingeladen, sie hätten aber auch die Leserin einladen können, die wie Tausende andere […] Von
Christina Weiss
Fallende Blätter 15.09.2003 […] (Rezensionen und Ereignisberichte aus allen Künsten) die Lage der Welt en gros und en detail zu verhandeln. Das zeitdiagnostische Raisonnement entwuchs der klassischen Spartenkritik und etablierte sich als eigenständiges, politik- und wissenschaftsnahes Genre, flankiert von den allseits neu eingerichteten Medienseiten, deren Aufgabe es wurde, die Medien - und darin nicht zuletzt die Feuilletons - […] Tageszeitungen übernommen, denn bei Umfängen bis zu zehn Seiten täglich war es ihnen leicht möglich, lange Essays, Reportagen und Erzählungen aufzunehmen.
2. Die neue Bedeutung des Feuilletons spiegelten sich in anderen Medien, die zum Spielpartner der Feuilletons wurden, Debatten weitersponnen, Anregungen aufnahmen und weitertrieben. Die "Harald-Schmidt-Show" oder auch die Sendungen von Roger Willemsen […] le Öffentlichkeit auch unter den gegenwärtigen Bedingungen fortbestehen kann beziehungsweise welche Maßnahmen zu treffen wären, um ihren Bestand zu gewährleisten.
Vom 18. bis 20. September werden sich Journalisten, Geisteswissenschaftler und Autoren bei einer Konferenz über Funktion, Rollenverständnis und Wandel des Feuilletons verständigen. Thomas Steinfeld, Literaturchef der SZ, benennt in einem […] Von
Thomas Steinfeld