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Suchwort: "Sein"
Rubrik: Essay, Stichwort: Diskriminierung - 18 Artikel - Seite 1 von 2
Essay 25.04.2015 […] die syrische Wüste und mesopotamische Steppe getrieben, wo sie elend zugrunde gingen. Es ging dabei nicht um die Bestrafung Einzelner oder die Rache an einer bestimmten Gruppe. Es genügte, Armenier zu sein, um diese unvorstellbare Gewalt-Eskalation, die auch aramäische und griechische Christen traf, auf sich zu ziehen. Eine Rahmenbedingung dafür war der Erste Weltkrieg, der die Aufmerksamkeit anderer […] Jahrtausende umfassende Geschichte, ihre Religion und ihre kulturellen Traditionen miteinander verbunden, sondern gerade auch durch die Erfahrung, das Objekt eines beispiellosen Gewaltausbruchs geworden zu sein mit dem Ziel einer vollständigen Vernichtung. Für die Gruppe, die diesen Ausnahmezustand erlebt hat, wurde die Erinnerung an diese Erfahrung zum Fundament ihrer Neugründung und zur Voraussetzung einer […] schon auf den ersten Blick, dass von jenem starken medialen Fokus und der breiten gesellschaftlichen Anteilnahme, wie sie das große Gedenkjahr 1914/2014 ausgelöst hatte, plötzlich nicht mehr die Rede sein kann. Vor allem steht fest, dass die eigentliche Erinnerung an den armenischen Genozid für die meisten inzwischen unter der Frage verschwunden ist, ob er so genannt werden dürfe oder nicht. Tatsächlich […] Von
Aleida Assmann
Essay 23.02.2015 […] Festung der Identitäten, um die mangelnde Integration zu rechtfertigen. So wie der Antisemitismus sein Objekt überlebt, indem er mangels jüdischer Präsenz zur Not auch "Goi" zu Juden erklärt, so stellen sich manche Völker, Gruppen oder Minderheiten mit ihrer Sehnsucht, Juden anstelle der Juden zu sein, in eine scharfe Konkurrenz um das Privileg der Auserwähltheit. In der Regel unterscheidet man zwei […] zeigen, aber man darf nicht über den Islam lachen, will man nicht den Zorn eines Volkstribunals auf sich ziehen.4 Unter allen großen Religionen soll allein der Islam von Spott und Schmähung ausgenommen sein. Was für eine Anmaßung.
Und hier kommt der befremdlichste Aspekt der ganzen Geschichte ins Spiel: Ein Teil der amerikanischen und europäischen Linken hat sich zur Verteidigung dieses rückwärtsgewandten […] Praktiken mit sich, besonders für den islamischen Schleier, der buchstäblich vergöttert wird, so dass für einige Kommentatoren eine Muslimin, die sich aus Überzeugung nicht verschleiert, nur eine Verräterin sein kann, eine Harkie, die sich an die Kolonialbehörden verkauft hat.5 Man könnte sich hier noch länger mit der islamfreundlichen Linken befassen, der Hoffnung einer revolutionären Randgruppe auf den Islam […] Von
Pascal Bruckner
Essay 12.11.2013 […] Gegenstand der Auslegung und der Interpretation. Man hat absolut das Recht, Konfessionen zu verabscheuen und das auch zu sagen, so wie man das Recht hat, nicht marxistisch, liberal oder sozialistisch zu sein. Verboten ist nur, Gläubige zu verfolgen oder anzugreifen und Anschläge auf ihre Besitztümer oder ihre Vertreter zu verüben. Seit der kemalistischen Revolution in der Türkei ist der Islam gespalten […] Moses, Jesus und den Papst lustig machen und sie in allen möglichen obszönen Posen zeigen, aber unter keinen Umständen soll man über den Islam lachen. Nur er soll der Schande und dem Spott entzogen sein. Welche Anmaßung! Zumal antireligiöse Handlungen in Frankreich eher Christen treffen, obgleich sie auch gegenüber Juden und Muslimen zunehmen. Gerade weil das laizistische Frankreich seine muslimischen […] ungen offen ist. Aber genau diese Indifferenz wollen die Fundamentalisten nicht. Denn das hieße, dass der Islam eine Religion unter vielen ist, und das finden sie unerträglich. Er soll nicht gleich sein, denn er ist allen überlegen. Da liegt das Problem!
Pascal Bruckner
Aus dem Französischen von Lea Kosch
Der Artikel ist zuerst in Le Monde vom 31.10.2013 erschienen. Übersetzung mit freundlicher […] Von
Pascal Bruckner
Essay 30.05.2013 […] zu vergessen und durch einen Solidaritätsverfall erkauft zu sein. In der All-Einheits-Spiritualität, die im heutigen Spektrum der religiösen Angebote breiten Raum einnimmt, besteht jedenfalls die Gefahr, dass sich die Apathie des verborgenen Göttlichen in eine "Mystik der geschlossenen Augen" übersetzt. Ein "moralischer Optimismus", der sein Brot mit Freuden isst, ohne den Armen vor seiner Tür zu sehen […] Neue Testament auszuziehen, wo ist von der gewaltigen Gewaltlosigkeit Jesu von Nazareth die Rede, der Feindesliebe und Gewaltverzicht in der Bergpredigt nicht nur rhetorisch gefordert, sondern durch sein freiwilliges Sterben am Kreuz auch eingelöst hat (vgl. Lk 23,34)? Die Religion, in deren Zentrum der Satz "Gott ist Liebe" steht, soll Gewalt und Intoleranz verstärken? Wie konnte es - zugespitzt gefragt […] Verborgenheit verehrt habe. Ihre Weltfrömmigkeit, die sich auf die natürliche Evidenz der kosmischen Phänomene stützt, scheint toleranter und pluralitätsverträglicher als der biblische Monotheismus zu sein, der sich auf einen Akt göttlicher Offenbarung rückbezieht. Auch wenn Assmann nach eigenem Bekunden keine systematisch-theologischen Absichten verfolgt, so ist doch deutlich, dass er selbst mit der […] Von
Jan-Heiner Tück
Essay 09.04.2013 […] der Freiheit und der Gerechtigkeit, des Endes des Rassismus und der Diskriminierung weiter gegangen werden. Und dieser Weg wird erst zu Ende sein, wenn der Traum Wirklichkeit geworden ist. "Nein, nein, wir sind nicht zufrieden und werden nicht zufrieden sein, bis Gerechtigkeit herabströmt wie Wasser und Rechtschaffenheit wie ein mächtiger Strom", heißt es in seiner berühmten Ansprache am 23. August […] seine Grenzen gekommen zu sein. Dass Manager großer Konzerne die Regel des Heiligen Benedikt studieren, um sich Rat bei der Formulierung der eigenen "mission" und der spezifischen "corporate identity" zu holen, mag auf eine kommende Phase der Instrumentalisierung der Religion durch die Ökonomie hinweisen. Vorläufig scheint mir noch Luc Boltanskis Diagnose erhellend zu sein, der meint, dass wir uns […] contrat social ou principes du droit politique" verwendet ("De la religion civile"), ging davon aus, dass der natürliche Mensch eine Wiedergeburt durchmachen müsse, die ihn erst befähige, Bürger zu sein. Die Anstalt, die aus Menschen Bürger macht, ist die öffentliche Schule - und so sind bis heute in Frankreich religiöse Symbole, die mit der öffentlichen religion civile konkurrieren, an öffentlichen […] Von
Rolf Schieder
Essay 03.01.2011 […] mit wachem, kritischem Blick versehen. Warum wollen sie alle die "Islamophobie" so unbedingt nach Hause tragen?
Zuerst einmal muss der Begriff allerdings stubenrein gemacht werden, zu deutlich ist sein Herkommen. Das Verfahren dabei ist etwas simpel: Da der Begriff des "Antisemitismus" ursprünglich durch Antisemiten erfunden worden ist, sollte man also der "Islamophobie" ihre Herkunft auch nicht vorwerfen […] ter über eine Islamisierung Europas nachdenkt, kann man ebenso nachlesen, wie den hybriden Anspruch längst deutschsprachiger Jihadisten, als "Muslim" dem schmutzigen "Kuffar" unendlich überlegen zu sein. Es gibt nicht zuletzt islamische Staaten, die massiv "islamische" Interessen auch und gerade in Ländern des Westens vertreten, mit Geld und Propaganda. Das wiederum sollte keineswegs zum Rückkehrschluss […] erscheint zugleich der Antisemitismus. Die "Dialektik der Aufklärung" wird dem Vergessen anheim gegeben. Als Besonderheit des Antisemitismus soll nicht mehr der wahnhafte Vernichtungsdrang zu erkennen sein, der ihn grundsätzlich vom "normalen" Rassismus unterscheidet, und immer unterschieden hat. Er wird einfach zum Vorurteil unter anderen Vorurteilen umdeklariert, der Überlebende von Auschwitz wird zum […] Von
Thomas von der Osten-Sacken, Oliver M. Piecha
Essay 17.09.2010 […] 1920er- und 1930er-Jahre die Minderheit par excellence. Sie verfügten über keinen Staat, der sie schützte, keine Armee. Für sie gab es kein Territorium, das Zufluchtsort oder Vertreibungsziel hätte sein können. Es wurde 1938 noch gesucht. Immer mehr Juden dachten damals an Palästina, Roosevelt dachte an Äthiopien, der polnische Außenminister an Madagaskar.
Das ungarische Parlament beschloss im Frühjahr […] n Elsass, gerne in Straßburg, eine passende Verlagsbuchhandlung für ihn frei werde. Wer so schreibt - und sei es, wie in diesem Fall, erfolglos -, der muss kein Franzosen-, Juden- oder Slawenhasser sein, aber er wird aus purem Selbstschutz alle Informationen über das Schicksal der Geflüchteten und Vertriebenen von sich fernhalten. Er wird gegen Deportationen nicht protestieren, sondern wegschauen und […] Pole und welches ist der Deutsche?' - 'Tummer Aas - nächstens fragst du noch nach dem Unterschied zwischen Rose und Nachttopp'."
Im November 1918 legte der altelsässische Oberrabbiner von Straßburg sein Amt nieder, um die einrückenden französischen Truppen nicht grüßen zu müssen. Albert Schweitzers Schwiegervater, der Historiker Harry Bresslau, wurde 1918 - wie die meisten seit 1871 zugezogenen Deutschen […] Von
Götz Aly
Essay 08.06.2010 […] die er zu abstrakt fand: "Der Mensch existiert nicht, ich habe nie einen gesehen... Ich habe in meinem Leben Franzosen, Russen, Italiener gesehen... Dank Montesquieu weiß ich sogar, dass man Perser sein kann." Diese Tirade zeigt, wo Universalismus immer schon am akutesten bedroht war: in der Überschätzung äußerlicher Unterschiede. Ob sie nun regional, sexuell, kulturell oder religiös sind. Nicht dass […] immer wieder begegnet. Überall bin ich auf die Ratlosigkeit von Bürgern, Vereinen und Politikern gestoßen. Wie sie habe ich das tiefe Bedürfnis, meine Ideen zu klären. In der Hoffnung antirassistisch sein zu können, ohne auf den kritischen Geist zu verzichten oder in einen Kulturrelativismus zu verfallen, der das Unduldbare duldet.
Caroline Fourest
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Aus dem Französischen von Thierry Chervel
[…] Von
Caroline Fourest
Essay 09.04.2010 […] den übrigen Verhafteten geworden? Am 7. April 2010 bekannte Bernd Asbach, darüber nicht informiert zu sein: "Man weiß nicht, was aus ihnen geworden ist. Es gibt keine direkten Kontakte." Einer Recherche von Nasrin Amirsedghi und anderen zufolge dürften alle Festgenommenen wieder auf freiem Fuße sein: Sadr, Rostamkhani und Kardavani arbeiten und leben in der Bundesrepublik, Eshkevari wurde 2005 aus der […] jedoch nicht stehen. Bundeskanzler Gerhard Schröder übermittelte als erster Regierungschef der westlichen Welt dem iranischen Präsidenten die Bitte, die deutsche Hauptstadt mit seinem Besuch zu beehren. Sein grüner Bündnispartner ging noch einen Schritt weiter: Unterstützt vom Auswärtigen Amt lud die den Grünen nahestehende Böll-Stiftung siebzehn "Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft, Religion und […] g für eine erfolgreiche und gewaltfreie Fortsetzung des Reformprozesses" schaffen. "Ziel" müsse "die Garantie der Menschenrechte" und "die Gewährleistung grundlegender demokratischer Freiheiten ... sein." (2) Da es aber um Veränderungen innerhalb des islamischen Systems gehen sollte, wurden iranische Exilorganisationen, die auf regime change drängten, weder an der Vorbereitung beteiligt noch als Sprecher […] Von
Matthias Küntzel