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Rubrik: Bücherbrief - 186 Artikel - Seite 1 von 15
Bücherbrief 08.04.2024 […] Jahre alt, der im Tbilissi des Jahres 1968 einen Doppelmord gesteht, weil ihn die Mafia dazu drängt. Die Hoffnung, als Minderjähriger nur eine geringe Haftstrafe verbüßen zu müssen, zerschlägt sich: Mehr als drei Jahrzehnte verbringt er trotz Fluchtversuchen in sibirischen Lagern und schließlich in einer Nervenheilanstalt in Kasachstan, bis er nach Jahren geistiger Umnachtung zwar in einer Welt ohne […] Geschichte der Gruppe 47 aus Sicht der Frauen erzählt. Auch wenn die Männer in der wohl wichtigsten literarischen Institution im Nachkriegsdeutschland in erschreckender Überzahl auftraten, nahmen doch mehr Frauen teil als bekannt: Neben Ingeborg Bachmann und Ilse Aichinger waren das etwa Schriftstellerinnen wie Griseldis Fleming, Gisela Elsner, Ilse Schneider-Lengyel oder Renate Rasp, die es dringend […] Äußerst verdienstvoll ist das Projekt des Sonderzahl-Verlags, die Werke des großen antitotalitären Autors wieder zugänglich zu machen. Die Bücher dieses Klassiker waren in den letzten Jahrzehnten nur mehr im modernen Antiquariat greifbar, heißt es tatsächlich im Klappentext, und das ist unter anderem ein Hinweis darauf, dass sich die Öffentlichkeit eben doch weigert, die Lehren aus der Geschichte zu […]
Bücherbrief 04.03.2024 […] der wirtschaftsfreundlichen Machtpolitik auch den Wertewandel hin zu mehr Problembewusstsein in der Öffentlichkeit darstellen will. Auf harte Empirie kann er sich bei Letzterem zumeist nicht stützen, was in einem Ungleichgewicht resultiert, so Stephan. Zudem hätte der das Buch gleichwohl mit Interesse lesende Rezensent gern mehr über die Rolle des Bundestages erfahren, der seiner Meinung nach bei Bösch […] den Kurdenkonflikt in Sanftheit hüllt, so Balci. Auch FAZ-Kritikerin Amira El Ahl liest den bereits 2012 im türkischen Original erschienenen Roman atemlos. Heute würde der Roman in der Türkei nicht mehr publiziert, glaubt sie. Denn Ekinci entfaltet vor uns ein ganzes Gewaltpanorama, in dem sowohl das armenische, als auch das kurdische Trauma verhandelt werden: Und dabei sind die einen durchaus auch […] mal der Einspruch Amerikas: "Brasilien und der Iran etwa erhielten trotz der US-Proteste deutsche Atomkraftwerke. Ebenso baute die Regierung Schmidt die Zusammenarbeit mit Libyen aus", erinnert er. Mehr noch: Die deutsche Nachkriegspolitik versuchte kritische Presseberichterstattung über die Diktaturen in Griechenland, Portugal oder Chile zu unterbinden, um den eigenen wirtschaftlichen Aufstieg nicht […]
Bücherbrief 05.02.2024 […] verzeiht.
Joana Osman
Wo die Geister tanzen
Roman
C. Bertelsmann Verlag. 224 Seiten. 24 Euro
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Als wir unsere Liste mit Literatur zum Nahost-Konflikt zusammenstellten, fiel uns einmal mehr auf, wie wenig palästinensische Literatur ins Deutsche übersetzt wird. Die deutsche Autorin Joana Osman ist Tochter eines palästinensischen Vaters, ihr zweiter Roman ein wichtiger Beitrag zum Verständnis […] tief in der israelischen Tradition verwurzelt, aber wenn man ein anderes Volk besetzt, vor allem für so lange Zeit - wir reden von über 56 Jahren, können Sie sich das vorstellen? -, dann kann man nicht mehr wirklich von Demokratie sprechen." Er habe "das Gefühl, dass diese verdorbene Geisteshaltung, ein Besatzer und gleichzeitig ein Demokrat zu sein, uns lebendig auffrisst", erklärte er kürzlich im Interview […] phobie", dass sie in ihrem Leben nicht einen einzigen Anruf entgegen nahm, Salvador Dali hatte Todesangst vor Insekten, andere Menschen haben wiederum Angst vor Eiern oder Knöpfen. All das und viel mehr erfahren wir in diesem Buch der britischen Wissenschaftsjournalistin Kate Summerscale, die uns eine Geschichte von 99 Phobien und Manien erzählt. Dlf-Kultur-Kritikerin Susanne Billig taucht ein in ein […]
Bücherbrief 08.01.2024 […] Herz legt.
Wu Ming
Ufo 78
Roman
Assoziation A Verlag. 448 Seiten. 28 Euro
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Seinem Ruf als eine der interessantesten literarischen Stimmen Italiens wird das Autorenkollektiv Wu Ming einmal mehr gerecht, versichert FAZ-Kritikerin Christiane Pöhlmann. Schon die Idee, anhand eines Randphänomens (Ufologie) mitten hinein in die gesellschaftlichen und politischen Verwerfungen Italiens in den 1970er […] eine Neuausgabe des Buches gibt. Kristensen erzählt von dem Redakteur Ole Jastrau, der in den 1920er-Jahren für eine große dänische Zeitung arbeitet, eigentlich lieber Schriftsteller wäre und immer mehr in die Alkoholsucht abstürzt oder, um es mit FAZ-Kritiker Stephan Opitz zu sagen, das Buch ist die "Anatomie eines umfassenden Besäufnisses". "Alle Facetten final gemeinten Saufens" finden Eingang in […] Bildbiografie
Suhrkamp Verlag 2023, 580 Seiten, 68 Euro
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Ein Meilenstein der Paul-Celan-Forschung ist Bertrand Badious Bildbiografie für Dlf-Kritiker Helmut Böttiger: Celan sei hier so viel mehr als der klischeehafte jüdische Schmerzensmann. Und auch Andreas Wirthensohn staunt im WDR über über die vielen Facetten Celans, die Badiou herauspräpariert: "den Übersetzer Celan, den Leser, den Ehemann […]
Bücherbrief 12.12.2023 […] einem Londoner Pub. Um zu zeigen, wie leicht Menschen zu Mittätern werden können, konzentrierte sie sich daher auf den historischen Fall um den grobschlächtigen Metzger Arthur Orton, der vorgab, der mehr als ein Jahrzehnt zuvor auf einer Seereise verschwundene Gentleman Tichborne Case zu sein und versuchte, dessen Erbe einzuklagen. Herausgekommen ist laut Soboczynski ein "opulentes" Werk, in dem Smith […] auch die Gegenwart im Blick, die Machtdemonstrationen Putins etwa, der sich wirkmächtig in Stalins Datscha inszeniert, oder das tatenlose Zusehen großer Teile der russischen Intellektuellen. Einmal mehr schätzt Uthoff den typischen Lebedew-Ton, der große Geschichte aus persönlichem Blickwinkel betrachtet. Im Dlf zeigt sich Cornelius Wüllenkemper beeindruckt von dem düsteren Sog dieser "allegorischen […] de Hexe. Dennoch entstanden schließlich drei Staffeln "Uliza Sesam". Eine solche der Modernisierung des eigenen Landes verschriebene Fernsehsendung kann man sich im heutigen Russland freilich nicht mehr vorstellen, schließt Staun ernüchtert.
Asne Seierstad
Land der vielen Wahrheiten
Drei Leben in Afghanistan
Kein und Aber Verlag. 496 Seiten. 26 Euro
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"Der Buchhändler aus Kabul" war ein […]
Bücherbrief 11.09.2023 […] lautsprecherischer Polemiker abgestempelt werden darf. Denn er beherrscht auch das Leise und Zarte, wie ihr diese Mutter-Sohn-Story zeigt: Erzählt wird aus der Perspektive von Mischa, der meist nicht viel mehr macht, als auf dem Sofa zu liegen und über seine Mutter zu reflektieren. Diese Mutter, Aljona Grinbaum, ist mit ihrer von Migration und politischer Verfolgung geprägten Biografie das eigentliche Zentrum […] nordindischen Khasi, im südwestlichen China oder in Nordamerika, denen von christlichen Kolonisatoren ein anderes Weltbild aufgezwungen wurde. Darüber hinaus erfährt sie, dass es in der Geschichte mehr reine Frauenherrschaften als gleichberechtigte Gesellschaften gab. In der FAZ gesteht auch Katharina Teutsch, dass sie sich manchmal wie eine "Textarchäologin" fühlte, die Theorie vom Untergang des […]
Bücherbrief 02.04.2023 […] Kreisen darum, Unerzählbares, Prägendes zu erzählen, wird die Autorin ihrem Anspruch, so zu schreiben, "dass am Ende nichts mehr richtig ist, aber alles wahr", absolut gerecht. In der FAZ verfällt auch Emilia Kröger sofort dem besonderen Judith-Hermann-Sound, gern hätte sie allerdings mehr von Hermann über die ihr Schreiben bestimmende Kurzform der Erzählung erfahren.
Sachbuch
Reinhard Bingener, Markus […] NZZ verdankt Bernd Noack dem Band auch zahlreiche Anekdoten über Affären und viel Whiskey- und Wodkakonsum. Auch FAZ-Kritiker Andreas Platthaus liest vergnügt manchen Gossip, gern hätte er aber noch mehr über den deutschen Zeitgeist der frühen Nachkriegsjahre erfahren.
Meron Mendel
Über Israel reden
Eine deutsche Debatte
Kiepenheuer und Witsch Verlag. 224 Seiten. 22 Euro
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Meron Mendel […] idarität zu halten. Er stimmt in den linken Zeitgeist ein, wenn er die dänischen Mohammedkarikaturen und Charlie-Hebdo-Karikaturen in einer seiner Kolumnen mal schnell als "islamophob" abstempelt. (Mehr hier) In der chaotischen Documenta-Debatte wurde er als Experte und Mittler eingeschaltet, warf aber hin. In seinem Buch versucht er zu umreißen, welche Bedeutung Israel im deutschen öffentlichen Diskurs […]