Unter der Überschrift "Der Adler zieht seine Schwingen ein" beschäftigt sich der
Figaro litteraire in einem kleinen Schwerpunkt mit Deutschland und dem
deutsch-französischen Verhältnis. Der Deutschlandspezialist
Edouard Husson bespricht die Studie "Der lange Weg nach Westen" (zwei Bände,
hier und
hier) von
Heinrich A. Winkler (Übersetzung bei Fayard). Husson lobt das Umfassende an dieser Geschichte der deutschen Einheit
und das erzählerische Talent des Autors. "Man sagt ja gemeinhin, dass der Vorrang, den man der
Einheit vor der Freiheit eingeräumt hat, für das Abdriften der deutschen Geschichte zwischen der Thronbesteigung Bismarcks und dem Selbstmord Hitlers verantwortlich ist. Aber man begreift während der Lektüre der zweiten Hälfte des Werks, die den Jahren nach 1945 gewidmet ist, dass nicht allein die Sorge um Freiheit den Erfolg der Bundesrepublik Deutschland erklärt: Die Wiedervereinigung wurde ermöglicht, weil erstmals ein deutscher Staat
präzise Grenzen definierte..."
Rezensiert wird des weiteren die Publikation "
Une autre Allemagne"
(Gallimard,
mehr) von
Edouard Husson, die der Rezensent vor allem vor dem Hintergrund der in Frankreich gescheiterten EU-Verfassung und einer möglichen "neuen deutsch-britischen Achse, die Frankreich diplomatisch isolieren könnte", interessant findet. Außerdem
besprochen wird eine Studie des Nürnberger Politologen
Tilo Schabert (
mehr), die die Rolle von Francois
Mitterand für die
Wiedervereinigung untersucht ("Mitterrand et la reunification allemande").