Jim Holt

Als Einstein und Gödel spazieren gingen

Ausflüge an den Rand des Denkens
Cover: Als Einstein und Gödel spazieren gingen
Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2020
ISBN 9783498030483
Gebunden, 496 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Monika Niehaus und Bernd Schuh. Unter Physikern und Mathematikern sind sie legendär geworden, die Spaziergänge über den Campus von Princeton, die den fast 70-jährigen Albert Einstein und den 25 Jahre jüngeren Ausnahme-Mathematiker Kurt Gödel verbanden. Zwei Spaziergänger, die jeweils ihr Fach revolutioniert, Grenzen überschritten und neue aufgezeigt haben. Gödel hatte schon früh beschlossen, sich nur um mathematische Probleme zu kümmern, die auch eine philosophische Dimension haben. Damit ist er quasi ein Bruder im Geiste für Jim Holt, den Philosophen und Mathematiker, der sich gerne mit den letzten Fragen beschäftigt - und mit jenen, die ihnen ihr Leben widmeten. Und so erzählt er in diesem Buch mit dieser Geschichte einer Freundschaft zugleich die Geschichte der revolutionären geistigen Umwälzungen im 20. Jahrhunderts. Daneben versammelt Holt in diesem Band 22 weitere Erzählungen und Reflexionen, reich an biografischen und kulturgeschichtlichen Anekdoten. Sie widmen sich den "aufregendsten intellektuellen Errungenschaften, denen ich in meinem Leben begegnet bin" (Holt). Es geht darin um das kosmologisches Denken über Zeit und Raum, Unendlichkeit im Großen und Kleinen, das Heraufziehen des Computerzeitalters, den Code des Lebens und die Frage, was man wahr nennen darf. Mal stehen Wissenschaft und Philosophie ein wenig im Vordergrund, mal die außergewöhnlichen Geschichten ihrer bedeutenden Protagonisten.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.07.2020

So sehr Nicolas Freund die Arbeit des amerikanischen Wissenschaftsjournalisten lobt, so sehr ist er auch genervt von ihr. Zum einen geht es nur in einer Minderheit von Aufsätzen in diesem Sammelband überhaupt um Einstein und Gödel. Und klar ist, dass die komplexen Theoreme der modernen Mathematik und Physik bei einem solchen Projekt nun mal heruntergebrochen werden müssen auf ein für ein größeres Lesepublikum verständliche Sprache. Das tue der Autor auch "geschickt", und wo es brenzlig würde, springe er eben schnell hinüber auf biografische, nicht selten einfach nur skurrile Anekdoten. Was Freund dann aber wirklich stört, ist der "Heldenkult", dem Holt fröne, und dass er zu sehr nach "persönlichen Zu- und Abneigungen" urteile, etwa dem mal im Vorübergehen als Rassisten bezeichneten Albert Schweitzer erwähnt und der einzigen Frau in der Runde, Byrons Tochter Ada Lovelace, dringlich bescheinigt, schlecht in Mathematik gewesen zu sein. So könne es halt gehen, spricht der Rezensent am Ende, wenn einem die Leut' interessanter scheinen als ihre Werke.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 04.07.2020

Rezensent Sebastian Fuchs hat sich von Jim Holts Buch über Durchbrüche der mathematischen Vernunft gern "an den Rand des Denkens" führen und mit metaphysischen Fragen konfrontieren lassen. Beispielsweise hat er gelernt, dass viele Koryphäen nicht die Nützlichkeit als Daseinsberechtigung der höheren Mathematik begriffen, sondern die Schönheit. Die Axiome erklärt der Autor Fuchs zufolge eingängig, aber nicht unterkomplex, und gibt den Erklärungen mithilfe biografischer Anekdoten eine menschliche Note - brillant, findet der Kritiker.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 18.05.2020

Arno Orzessek empfiehlt das kluge, fesselnde und coole Buch von Jim Holt. Der Leser kann damit in die "Cocktail-Klasse" des wissenschaftsgeschichtlichen Gesprächs aufsteigen, glaubt er. Ihm selbst hat der Autor viel Freude bereitet, indem er "geschmeidig", witzig, anekdotenreich und in packendem Stil über mathematische und physikalische Theoriebildung plaudert. Funkelnde Essays über Einstein, Gödel, den Statistiker Galton, über Logik und leider nur ganz wenige Frauen-Superhirne aus dem Portfolio des Wissenschaftshistorikers, so Orzessek.