9punkt - Die Debattenrundschau - Archiv

Wissenschaft

281 Presseschau-Absätze - Seite 5 von 29

9punkt - Die Debattenrundschau vom 19.08.2022 - Wissenschaft

Stichwörter: Influencer

9punkt - Die Debattenrundschau vom 18.08.2022 - Wissenschaft

Eine Covid-19-Infektion erhöht das Risiko, dement zu werden, bei 65-Jährigen um über 30 Prozent, hat eine Studie herausgefunden, die in der Financial Times vorgestellt wird: "Long Covid, oft definiert als Symptome, die zwölf Wochen oder länger nach einer Covid-Diagnose auftreten, umfasst eine Reihe von Symptomen, die von Müdigkeit und Kurzatmigkeit bis hin zu Problemen im Zusammenhang mit dem Gehirn reichen, wie zum Beispiel ein Mangel an geistiger Klarheit. Nach Schätzungen von Wissenschaftlern könnten weltweit mehr als hundert Millionen Menschen betroffen sein."
Stichwörter: Covid-19, Long Covid

9punkt - Die Debattenrundschau vom 13.07.2022 - Wissenschaft

XX versus XY, das ist die Biologie von vor vierzig Jahren, wendet sich der Philosoph Martin Krohs in der Berliner Zeitung an Marie-Luise Vollbrecht: "Auch wenn die geschlechtsspezifischen Organ-Ausprägungen weitgehend mit der XX- oder XY-Ausstattung korrelieren: Beide zusammen sind noch lange nicht das ganze Geschlecht, auch nicht das biologische. (...) Das Genom, wie oben schon gesagt, ist selbst ein dynamisches Ensemble mit seinem eigenen Verhalten, und auch unsere Organe sind keine 'Dinge', sondern eher teilautonome Sub-Lebewesen innerhalb unserer Körper. Insofern sollte man, mit einem Seitenblick auf den soziologischen Ausdruck Doing Gender, auch biologisch eher von sich vollziehenden Geschlechtern reden, im Sinne eines Verbs: das Leben geschlechtert."

9punkt - Die Debattenrundschau vom 28.06.2022 - Wissenschaft

Seit sechzig Jahren wird über den Klimawandel diskutiert. Seit 1995 ist er bewiesen, sagt die Wissenschaftshistorikerin Naomi Oreskes im Gespräch mit Claudia Mäder in der NZZ, dem man anmerkt, dass sie der Verzweiflung nahe ist. Eigentlich hätten wir die Löung längst gefunden, die erneuerbaren Energien. "Der Klimawandel wäre schon lange ein sehr guter Grund gewesen, sich von der fossilen Energie abzuwenden und auf die Erneuerbaren zu setzen. Jetzt gäbe es einen weiteren hervorragenden Grund, das zu tun: Man könnte sich so aus der Abhängigkeit von einem diktatorischen, totalitären Regime lösen. Der Krieg in der Ukraine hätte in meinen Augen der Moment sein müssen, in dem man sich definitiv für die erneuerbaren Energien entscheidet. Stattdessen ist in Deutschland davon die Rede, stillgelegte Kohlekraftwerke wieder zu öffnen. Das ist einfach unglaublich."
Stichwörter: Klimawandel

9punkt - Die Debattenrundschau vom 20.05.2022 - Wissenschaft

Das große SZ-Dossier zur "China Science Investigation" haben wir gestern schon verlinkt. Heute ist es im Print zu finden. Im Interview erklärt die Expertin Didi Kirsten Tatlow, "dass chinesische Universitäten und Forschungsanstalten direkt dem Bildungs- und damit auch dem Propagandaministerium unterstellt sind und der Kommunistischen Partei Chinas dienen müsse." Deutschland gehe "nicht ahnungslos, sondern wissentlich risikoreiche Kooperationen", sagt sie und warnt: "Deutschland muss definieren, was die Risikoforschungsbereiche sind - und sollte dort nicht mehr kooperieren. Schauen wir doch einmal nach Russland, das heute Krieg gegen die Ukraine führt und mit dem wir bis vor Kurzem viele risikoreiche, auch wissenschaftliche Kooperationen unterhalten haben. Ich bin wirklich besorgt, dass wir auf eine viel schwierigere Situation mit China zusteuern. Die Warnsignale sind schon da, das Wissen ist da, die Beweise sind da, dass es höchst kritische Kooperationen gibt.

In einem offenen Brief haben die Hochschulrektoren Russlands dazu aufgefordert, Putin zu unterstützen. Im SZ-Gespräch mit Silke Bigalke zeigt sich Irina Busygina von der Higher School of Economics (HSE) in Sankt Petersburg entsetzt: "Ich habe alle möglichen Anti-Kriegs-Erklärungen unterschrieben. (...) In der Erklärung wird auch gesagt, dass Universitäten sich um den Präsidenten und die Armee herum versammeln müssen. Für mich ist das Unsinn. Es wird gesagt, dass die Universitäten schon immer Säulen des Staates waren. (…) Viele Jahre waren wir in einer beinahe paradoxen Situation: Wir hatten Herrn Putin und Herrn Lawrow mit ihren antiwestlichen Positionen. Aber an den Universitäten wurden wir daran gemessen, wie viele Artikel wir in englischsprachigen Journalen veröffentlichten.

9punkt - Die Debattenrundschau vom 19.05.2022 - Wissenschaft

Der Deutschlandfunk stellt die Ergebnisse der "China Science Investigation" vor, eine Recherchearbeit mehrerer Medien, die die Zusammenarbeit chinesischer und europäischer Universitäten bei Militärthemen untersucht. Die Kontakte sind erstaunlich intensiv: "Die überwiegende Mehrheit dieser Studien (2210) wurde mit Forschenden der Universität für Wissenschaft und Technik der Landesverteidigung (National University of Defense Technology / NUDT) durchgeführt, der wichtigsten Universität des chinesischen Militärs. Sie untersteht direkt der Zentralen Militärkommission, dem höchsten Verteidigungsgremium Chinas... Die meisten Kooperationen verteilen sich auf Hochschulen in Großbritannien, gefolgt von Deutschland und den Niederlanden." Hier der Bericht der ebenfalls beteiligten SZ zum Thema.

9punkt - Die Debattenrundschau vom 06.05.2022 - Wissenschaft

Die Inzidenzen gehen in Hundertersätzen zurück, am Montag meldete das RKI nicht mal einen Todesfall für den Tag zuvor. Ist Corona besiegt? Weit gefehlt, meint Werner Bartens in der SZ und fragt: "Wer testet sich denn derzeit noch freiwillig?" Überhaupt "konnte man sich samstags und sonntags kaum irgendwo testen lassen, deshalb geben die meisten Gesundheitsämter und Landesbehörden am Wochenende auch keine Zahlen an das RKI weiter, deswegen melden etliche Landkreise ihre Zahlen nicht mehr, oder erst gesammelt und verspätet - und deshalb taucht es eben nicht am Montag in der Statistik auf, wenn jemand, dem das Freizeitverhalten der Gesundheitsämter egal ist, am Sonntag an Corona stirbt. Statt damit freundlicherweise bis Montag zu warten, wenn er von der gut erholten Fachkraft ordnungsgemäß mitgezählt werden kann. Elf von 16 Bundesländern haben am vergangenen Wochenende offenbar keine Zahlen gemeldet, wie lückenhaft die übrigen verstreut gemeldeten Angaben waren, lässt sich nur vermuten."

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat mal nachgezählt. Die Übersterblichkeit durch Covid während der bisherigen Pandemie lag bei 15 Millionen Toten weltweit, berichten Benjamin Mueller und Stephanie Nolen in der New York Times. Bisher hatte man 6 Millionen geschätzt. Aber manche Staaten waren mit offiziellen Zahlen ein bisschen schüchtern: "In Mexiko war die Zahl der überzähligen Todesfälle in den ersten beiden Jahren der Pandemie doppelt so hoch wie die offizielle Zahl der Covid-Todesfälle der Regierung, so die WHO. In Ägypten war die Zahl der überzähligen Todesfälle etwa zwölfmal so hoch wie die offizielle Covid-Zahl. In Pakistan war die Zahl achtmal so hoch." Eine internationale Expertengruppe hat monatelang mit verschiedenen statistischen Methoden an den Zahlen gearbeitet, so die Artikelautoren. "Die Zahlen lagen seit Januar vor, aber ihre Veröffentlichung wurde durch Einwände Indiens verzögert, das die Berechnungsmethode für die Zahl seiner Bürger anzweifelt. Den Schätzungen der WHO zufolge entfiel fast ein Drittel der weltweit überzähligen Todesfälle - 4,7 Millionen - auf Indien."

9punkt - Die Debattenrundschau vom 29.04.2022 - Wissenschaft

Die Deutsche Forschungsgesellschaft untersagt die Kooperation mit russischen Forschungsinstitutionen. Auch Studentenaustausch und ähnliches funktioniert nicht mehr bisher. Die Historikerinnen Julia Herzberg und Alexandra Oberländer warnen im Freitag, dass vor allem diejenigen russischen Historiker betroffen seien, "die bislang am besten mit dem 'Westen' vernetzt waren. Das Aussetzen der Kooperationen wird besonders spürbar für diejenigen, die häufig in Gegnerschaft zu diesem Krieg stehen, nicht zuletzt, weil sie Kontakte ins Ausland hatten. Den Historikern in Russland, die kein Interesse an Kooperation hatten, mögen die Sanktionen egal sein; ihr Forschungsalltag wird sich weniger radikal verändern."

Ähnlich argumentiert die Moskauer Verlegerin humanwissenschaftlicher Bücher Irina Prochorowa im Gespräch mit Kerstin Holm in der FAZ: "Ich verstehe solche Leute und Organisationen. Sie sind verzweifelt, sie wollen unbedingt der Ukraine helfen, irgendetwas tun. Aber leider hilft das überhaupt nicht. Es zerstört nur die Zivilgesellschaft in Russland. Die Verlagswelt ist das letzte Forum für Gedankenfreiheit. Informationsisolation ist das Schlimmste, was passieren kann."
Stichwörter: Verlagswelt

9punkt - Die Debattenrundschau vom 28.02.2022 - Wissenschaft

Auch der Klimawandel bleibt als katastrophische Drohung virulent, in der FAZ weist Joachim Müller-Jung allerdings darauf hin, dass Wissenschaftler wie der Amerikaner Michael Mann fürchten, ihre richtigen Befunde falsch kommuniziert zu haben: "In einem Kommentar mit dem Titel 'Die beste Wissenschaft, von der sie nie etwas gehört haben' propagiert er mit zwei Mitstreitern eine neue Sicht auf die Katastrophe. Allzu lange, sagt er, hätten Wissenschaftler den Eindruck vermittelt, mit dem heute in die Luft geblasenen und in der Atmosphäre sehr beständigen Kohlendioxid werde die Klimakatastrophe noch in dreißig, vierzig Jahren befeuert. Tatsächlich jedoch könne dem Temperaturanstieg quasi über Nacht Einhalt geboten werden, wenn die Emission augenblicklich energisch reduziert würden."

9punkt - Die Debattenrundschau vom 21.02.2022 - Wissenschaft

Früher folgte der Lebenslauf dem Leben, heute ist es oft umgekehrt - jedenfalls bei Akademikern. Das lernt Andreas Bernard (SZ) aus einer Untersuchung der Soziologen Julian Hamann und Wolfgang Kaltenbrunner, die achtzig Lebensläufe, die zwischen 1950 und 2010 für Bewerbungen auf Professuren in Germanistik und Geschichte eingereicht wurden, analysiert haben. So waren akademische Lebensläufe "bis in die Siebzigerjahre" Erzählungen, die "organische Entwicklungen beschrieben". Danach setzte sich mehr und mehr die Listenform durch, die zunächst einer Demokratisierung der Bildung geschuldet war, später jedoch vor allem die Karrierefähigkeit der Bewerber inszenierten sollte: "Im strotzenden CV von heute, in dem sich Erfolg an Erfolg reiht, ... sind zwar die Privilegien früherer Herkunftsgeschichten in den Hintergrund geraten, aber erkauft wird diese Egalisierung durch die stählerne Konkurrenz von Anwärtern, die nicht nur ihre Veröffentlichungen in möglichst hochbewerteten Journalen und ihre im Lauf des Berufslebens angebotenen Seminare minutiös auflisten müssen, sondern auch die Summen der erfolgreich beantragten Drittmittel - eine Kategorie akademischer Begabung, die, wie Hamann und Kaltenbrunner erwähnen, bis in die Achtzigerjahre hinein in den Lebensläufen unbekannt war."