Na gut,
Le Monde ist eine Tageszeitung, aber wir behandeln sie heute mal als Magazin, weil wir sonst nicht auf
zwei fulminante Artikel hinweisen können, die in der letzten Woche auf den Debattenseiten des führenden Pariser Instituts veröffentlicht wurden. Beide handeln vom Fall
Cesare Battisti. Dieser italienische Ex-Terrorist lebt im französischen Exil als Krimiautor. Präsident Francois Mitterrand hatte italienischen Terroristen einst Asyl gewährt. Die
heutige Regierung aber will Battisti ausliefern - gegen den Protest der gesamten Pariser Intellektuellenschaft (in
Le point etwa
begründet Bernard-Henri Levy seine Gegnerschaft zur Auslieferung).
Le Monde veröffentlichte als Antwort zwei Artikel italienischer Intellektueller,
einen von
Claudio Magris (mehr
hier), der vielen ehemaligen
Sympthisanten des italienischen Terrorismus heute vorwirft, für
Berlusconis Medien zu arbeiten. Und einen umwerfenden
Artikel von
Barbara Spinelli, der
Stampa-Korrespondentin in Paris. Sie verweist darauf, dass Battisti
vier Morde zu verantworten hat, zwei in der Planung und zwei als Täter, und dass er zwar in Abwesenheit, aber in einem
fairen Prozess mit klaren Beweisen verurteilt worden sei. Sie richtet sich direkt an die französischen Intellektuellen, denen sie vorwirft, die
Geschichtsversion der Ex-Terroristen übernommen zu haben, ohne sich über die italienische Realität zu informieren: "Ich bitte Sie, sprechen Sie nicht mehr von Flüchtlingen, sondern von
flüchtigen Verurteilten. Nehmen Sie zur Kenntnis, dass Ihre Vision unserer Gerichtsbarkeit jener gleicht, die
Berlusconi Tag für Tag zum besten gibt. Auch er spricht von Sondergerichten, wie so viele angebliche Flüchtlinge. Ich nehme an, dass Sie einem
ehrlichen und ehrbaren Italien helfen wollen. Nun, Sie helfen ihm nicht. Jenes Italien, das heute von Berlusconi unterminiert wird, kämpft für die
Verteidigung der Institutionen, und an erster Stelle der Gerichtsbarkeit."